SPÖ geschlagen, ÖVP-Freude, Grüne jubeln

Die katastrophale Wahlniederlage der SPÖ sitzt roten Politikern und Funktionären tief in den Knochen. Mit derartigen Verlusten habe man nicht gerechnet. Den meisten Grund zum Feiern hatten nach der Wahl die Grünen.

Analyse Landtagswahl

ORF.at

Ergebnisse in den Gemeinden

Kurz nach 17.00 Uhr gab es im ORF-Fernsehen bereits erste Reaktionen aus den Landtagsparteien - mehr dazu in tvthek.ORF.at. SPÖ-Landesgeschäftsführer Uwe Höfferer sprach von einer sehr schweren Niederlage seiner Partei, bei der es nichts zu beschönigen gebe. Verluste seien wegen des Finanzskandals zu erwarten gewesen. Die Höhe der Verluste überrasche jedoch. Es sei der Salzburger SPÖ nicht gelungen, das Vertrauen der Bevölkerung zurückzugewinnen. Am schwersten trifft die Partei nun der Rücktritt von Gabi Burgstaller - mehr dazu in Rekordverluste - Burgstaller geht.

Gemischte Gefühle bei ÖVP

Jubelstimmung - gepaart mit Nachdenklichkeit - war bei ÖVP-Landesgeschäftsführer Wolfgang Mayer zu spüren. Einerseits dürfte die Volkspartei künftig wieder den Sessel des Landeshauptmannes übernehmen. Sie verlor jedoch bei der Landtagswahl selbst mehr als sieben Prozent, das schlechteste Ergebnis ihrer Geschichte.

Man werde sich in den kommenden Tagen zusammensetzen und dieses Faktum besprechen, sagte Mayer. Er konnte jedoch seine große Freude darüber nicht verhehlen, dass die ÖVP nun wieder stärkste Partei im Land Salzburg ist. Wilfried Haslauer - der künftige Landeshauptmann - meinte im ORF-Interview: Das Wahlergebnis sei ein klarer Auftrag der Bevölkerung, und er wolle ein guter Landeshauptmann sein - mehr dazu in Haslauer: „Gespräche mit allen“. Zur Wahlparty am Abend kam auch Vizekanzler Michael Spindelegger, um mit Haslauer anzustoßen.

Grüne sind klare Wahlsieger

Am meisten Grund zur Freude haben nach der Wahl die Grünen, denn sie können Zugewinne in allen 119 Salzburger Gemeinden verzeichnen und wurden unter anderem in der Stadt Salzburg stimmenstärkste Partei - mehr dazu in Grüne Zugewinne in allen Gemeinden.

Spitzenkandidatin Astrid Rössler sagte in einer ersten Reaktion: „Ich bedanke mich bei allen Salzburgern, die uns heute dieses Vertrauen geschenkt haben - das doch in den letzten Monaten so erschüttert wurde. Das war ein Wahlkampf, wie es ihn so schnell nicht mehr geben wird“ - mehr dazu in Rössler „sprachlos über den Gewinn“. Mit der 53-jährigen Juristin hatten die Grünen offenbar auf die richtige Spitzenkandidatin gesetzt - mehr dazu in Astrid Rössler die Bilderbuch-Grüne.

Spitzenkandidaten im ORF-Wahlstudio warten auf Live-Einstieg im TV

Gerald Lehner

Rudi Hemetsberger, Geschäftsführer der Salzburger Grünen, verhehlte nicht seine Riesenfreude über den Erdrutschsieg seiner Partei. Die konstruktive Arbeit der Parteichefin und ihres Teams habe sich voll ausgezahlt. Die Salzburger Grünen seien bereit, jetzt auch Regierungsverantwortung zu übernehmen: „Ich will mich aber nicht an Spekulationen beteiligen. Wir werden das genau beraten.“

SPÖ: Wer will mit Haslauer arbeiten?

„In diesem Ausmaß habe ich den Stimmenverlust nicht erwartet. Tatsache ist aber, dass die Bevölkerung das Vertrauen in die Politik und speziell in die SPÖ verloren hat. Das Ergebnis muss man so zur Kenntnis nehmen. Ich habe zwar sehr darum gekämpft, das Vertrauen zurückzugewinnen, aber das ist offensichtlich nicht gelungen. Und so, wie es vorher angekündigt war, werde ich mich aus der Politik zurückziehen“, sagte Burgstaller am Sonntag in einem ersten Interview - mehr dazu in Burgstaller geht - wer kommt?

Salzburgs Sozialreferent und Landeshauptmann-Stellvertreter Walter Steidl (SPÖ) hatte schon am Sonntagnachmittag die schweren „Gewitterwolken im Anzug“ gesehen. „Wir haben nicht damit gerechnet, dass wir gewinnen, aber es scheint doch dick gekommen zu sein. Ich kann mir nicht vorstellen, einer Regierung Haslauer anzugehören, aber ich nehme mir die Freiheit, darüber noch ein paar Stunden zu schlafen“, sagte Steidl im SPÖ-Haus.

Der zuletzt selbst in die Kritik geratene Wohnbaulandesrat Walter Blachfellner (SPÖ) sagte: „Ich werde sicher nicht einer Regierung unter Haslauer oder unter ÖVP-Führung angehören. Ich möchte mich am Morgen in den Spiegel schauen können, ohne mich zu schämen. Eine schwarz-grüne Koalition wünsche ich dem Land nicht.“

Freude bei Blauen nicht ungetrübt

Bei FPÖ-Chef Karl Schnell war die Freude über den leichten Stimmenzuwachs nicht ungetrübt. Er will sich sich jetzt mit seinen Parteifreunden einmal zurückziehen und beraten, wie es weitergehen soll. „Wir haben ein lachendes und ein weinendes Auge. Mehr als vier Prozent Stimmenzuwachs sind natürlich sehr gut, andererseits haben uns die Grünen uns überholt. Wir werden aber versuchen, aus dem Ergebnis das Beste für dieses Land zu machen", so Schnell.

TS: Freude über Einzug in Landtag

Alexandra Marx vom Team Stronach (TS) war ein wenig überrascht, dass es für ihre neue Partei doch nicht so viele Wählerstimmen geworden sind wie erwartet: „Wir sehen dennoch einen Erfolg, außerdem sind wir nun im Landtag vertreten.“ Die neue Partei von Frank Stronach hatte sich in Salzburg mindestens neun Prozent der Stimmen und den Einzug in den Landtag zum Ziel gesetzt.

Peter Filzmaier und sein Team der Meinungsforscher

Gerald Lehner

Filzmaier analysiert Wahlergebnis

Wahlforscher und Politologe Peter Filzmaier sagte zum Ausgang der Landtagswahl, sie sei prinzipiell ein Armutszeugnis für Salzburgs Politik. Es habe in vielen Bereichen politisches Versagen gegeben, aber letztlich sei natürlich der Finanzskandal wahlentscheidend gewesen - mehr dazu in Filzmaier: „Armutszeugnis für Politik“.

Zu einer möglichen Koalition zwischen Rot und Schwarz sagte Filzmaier: „Das ist kaum möglich. Das bedeutet eine Zusammenarbeit von zwei Parteien, die insgesamt in Summe mehr als 23 Prozent verloren haben. Das grenzt an Ignoranz des Wahlergebnisses. Es wäre eine Koalition der Verlierer. Doch ob sich Haslauer auf eine riskante Dreierkoalition einlassen will, ist ebenfalls fraglich. Es ist also eine schwierige Situation.“

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