Mehr Psychotherapie österreichweit gefordert

In Österreich muss mehr Psychotherapie auf Krankenschein angeboten werden. Das fordern Betreuungseinrichtungen, aber auch Politiker. Die Zahl der psychisch kranken Menschen steigt nämlich: In fast schon jeder fünften Familie sind Patienten zu finden.

Mehr als 900.000 Menschen mit psychischer Erkrankung sind in Österreich in ärztlicher Behandlung, in Salzburg sind es rund 60.000. Insgesamt dürften es aber weit mehr Betroffene sein. Denn die Tendenz ist steigend, bestätigen die Krankenkassen, der Salzburger Landesverband für Psychotherapie sowie pro mente, ein gemeinnütziger Verein für psychische und soziale Rehabilitation.

Weniger Frühpensionen durch bessere Behandlung

Die Salzburger GKK gibt mehr als andere Bundesländer-GKKs für Psychotherapie aus. Gleichzeitig liegt die Zahl der psychisch bedingten Frühpensionierungen in Salzburg um 15 Prozent unter dem Österreich-Schnitt: „Das ist für mich der Beweis, dass wir mehr Psychotherapie brauchen“, sagt pro-mente-Aufsichtsratsvorsitzender Gerhard Buchleitner.

Der Ex-SPÖ-Politiker Buchleitner will deshalb „österreichweit die Kräfte bündeln und die großen Organisationen zusammenführen - auch die Psychotherapeuten zusammenführen. Und dann möchte ich mit dem Gesundheitsministerium, mit dem Hauptverband der Sozialversicherungen Gespräche führen. Ich möchte mehr Bewegungen erzeugen und mehr Druck machen.“

„Schwer gefallen, dass ich Alltag bewältige“

Welche Wirkung adäquate Behandlung hat, weiß Barbara Grabner aus der Stadt Salzburg: Die 45-jährige ehemalige Altenbetreuerin und zweifache Mutter leidet seit ihrem 30. Lebensjahr an manischen Depressionen: „Es ist mir sehr schwer gefallen, dass ich den Alltag bewältige. Ich habe sehr viel geschlafen, hab mich unter der Decke versteckt. Viele Jahre bin ich ins Krankenhaus hinein, wieder aus dem Krankenhaus hinaus.“

Seit fünf Jahren arbeitet Grabner im pro-mente-Beschäftigungsprojekt „Reflex“ in Elsbethen (Flachgau). Seitdem kann sie wieder ein stabileres Leben führen, unterstützt durch Medikamente und Psychotherapien.

„Wir bieten ihnen ein Stück Normalität und ein Stück Alltag“, schildert „Reflex“-Trainingsleiterin Maria Piereder. „Natürlich bekommen sie auch eine kleine Aufwandsentschädigung, was eine gute Motivation ist. Ich glaube, dass bei uns auch die Gemeinschaft wichtig ist.“

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