Sonntagshorn: Streit um Liftprojekte

Der Konflikt um neue Seilbahnen im Heutal (Pinzgau) weitet sich aus. Sollte die Anbindung an das Skigebiet Winklmoosalm in Bayern scheitern, könnte ein anderes Projekt kommen - eine Seilbahn auf das unberührte Sonntagshorn und einen Nebengipfel.

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Gerald Lehner

Dürrnbachhorn und Hirscheck über dem Heutal und der Winklmoosalm - vom Gipfel des Sonntagshorns gesehen, direkt auf der Staatsgrenze von Österreich und Deutschland

Das Sonntagshorn, das Hirscheck und die darunter liegenden Hochalmen zwischen dem Unterpinzgauer Heual bei Unken und der ober bayerischen Region Reit im Winkl/Ruhpolding im Chiemgau sind bei Skitourengehern und im Sommer bei Alm- und Bergwanderern sowie Mountainbikern sehr beliebt.

Der Salzburger Matthäus Unseld ist Chef des Hotels Postwirt in Unken. Er ist auch Betreiber der jüngsten Ausbaupläne für die Skilifte im Heutal oberhalb bzw. westlich von Unken und dem Unterpinzgauer Saalachtal.

Unseld hat Montag dem ORF bestätigt, dass man in Unken auch eine neue Seilbahn, Sesselbahn oder Lifte vom Heutal auf das Peitingköpfl (1.720 Meter) und das Sonntagshorn (1.961 Meter) plane und anstrebe - beides bisher technisch unberührte Grenzlandgipfel am Nordalpenrand: „Ja, es stimmt, dass wir uns hier etwas überlegt haben. Wir brauchen im Heutal einfach auch zwei neue Lifte oder Seilbahnen, um das Angebot zu verbessern.“

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Gerald Lehner

Region Heutal, Winklmoosalm, Dürrnbachhorn, Hirscheck, Sonntagshorn - mit Wildem Kaiser (links hinten)

Bayerisches Trinkwasser in Gefahr?

Solche Pläne sorgen nicht nur bei Skitourengehern im Land Salzburg und im ebenfalls benachbarten Tiroler Unterland (Bezirk Kitzbühel) für Empörung.

Auch der Reisebüro- und Tourismusunternehmer sowie staatlich geprüfte Bergführer Walter Kellermann in der bayerischen Gemeinde Reit im Winkl sorgt sich um die gemeinsame Region an der Staatsgrenze: „Damit würde ein sehr beliebtes Skitourengebiet zerstört. Dazu kommt, dass das Heutal in Salzburg und die Winklmoosalm in Bayern wichtig für das Trinkwasser im Landkreis sind - die große Kreisstadt Traunstein mit 30.000 Einwohnern, die Gemeinden Ruhpolding und Inzell hängen da auch dran. Das Trinkwasser wäre durch einen technisierten Skizirkus auf dem Sonntagshorn oder dem Dürrnbachhorn stark gefährdet.“

Kritiker: „Unken soll mehr auf Langlauf setzen“

Der bayerische Berg- und Skiführer betont, man werde im Chiemgau und im Landkreis Traunstein bei den Plänen der Salzburger Betreiber in Unken sicher nicht tatenlos zusehen. Kellermann verweist auf eine große Interessensgemeinschaft, die mittlerweile auf bayerischer Seite gegründet worden sei: „Es geht hier auch um eine der letzten Ruhezonen der ganzen Region - auch für das Hoch- und Schalenwild und andere Naturschätze.“

Der bayerische Bergführer schlägt vor, dass der Tourismus in Unken mehr auf Skilangläufer, Winterwanderer und echte Skitourengeher setzen sollte: „Bei uns herüben ist das mittlerweile die Mehrheit bei den Gästen. Pistenfahrer sind schon in der Minderheit.“

Unken: „Pistengeher auch ein Zielpublikum“

Der Salzburger Skilift-Betreiber Matthäus Unseld in Unken ist dennoch optimistisch, dass die geplante Anbindung der Heutal-Lifte an die Skischaukel Winklmoosalm noch klappt - trotz aller Kritik. Sollte daneben auch eine neue Seilbahn auf das bisher unberührte Sonntagshorn gebaut werden können, dann will Unseld damit auch die wachsende Masse der reinen Pistengeher ansprechen, die mit klassischen Skitouren im freien Gelände wenig oder nichts zu tun haben. Pistengeher sollen laut dem Hotelier künftig im Heutal besonders umworben werden.

Stimmt Land Salzburg zu?

Projektbetreiber Unseld verweist dazu auf zustimmende Töne aus dem Amt der Salzburger Landesregierung, wo ein zuständiger Experte die geplanten Lifte vom Heutal in Richtung Dürrnbachhorn beispielsweise für durchaus realisierbar halte, so der Hotelier. Der Unkener hat beispielsweise auf bayerischer Seite einen alten Sessellift auf der Winklmoosalm bereits gekauft. Auch dieser soll im Rahmen der neuen Pläne modernisiert werden.

Weiteres Seilbahnprojekt beim Ortszentrum

Matthäus Unseld hat Montag dem ORF auch bestätigt, dass es bisher noch weitere Pläne gab. Diese betreffen eine mögliche Seilbahn aus der anderen Himmelsrichtung - direkt vom Unkener Ortszentrum im Saalachtal auf das Peitingköpfl und ins Heutal. Dieses Vorhaben sei mittlerweile aber vom Tisch, sagt der Unkener Hotelier.

Fotograf aus der Region gegen „Kirchturmdenken“

Der international bekannte Salzburger Fotograf und Autor Walter Schweinöster, ein gebürtiger Loferer, hat sich Montag öffentlich gegen die neuen Lifte im Heutal ausgesprochen. Er plädiert dafür, die schon vorhandenen Ressourcen der Region besser zu nützen - ohne Neuerschließungen: „Man sollte in unserer Region das Kirchturmdenken ablegen. Die Talstation der Loferer Bergbahnen ist gerade bei Schneefall (vor allem für ungeübte Autofahrer) leichter erreichbar als das hochgelegene Skigebiet im Heutal. Das wunderschöne Heutal hingegen bietet alles für sanfteren Tourismus, der bei den Gästen aus Nah und Fern immer besser ankommt.“

Gerald Lehner, ORF Radio Salzburg

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