PC-Spiel um Krieg und Asyl preisgekrönt

Die Salzburger Künstlergruppe Gold Extra heimst für ihre Computerspiele immer mehr internationale Preise ein. „Frontiers“ wurde Anfang des Jahres in die Auswahl der weltweit wertvollsten Games for Change aufgenommen. Es geht um Krieg, Hunger, Menschenrechte, Flüchtlinge und die Festung Europa.

Das Computerspiel „Frontiers“ wurde 2012 auch mit dem Outstanding Artists Award des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur ausgezeichnet. Es gab 8.000 Euro Preisgeld. Auch international geht es für die Gruppe Gold Extra steil aufwärts. Sie verbindet zeitkritische Inhalte mit Unterhaltung, Spannung und modernster Multimediatechnik.

Frontiers - preisgekröntes Computerspiel und Videospiel aus Salzburg PC Computer

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Zugvogel aus Afrika über Spanien am Zaun der Festung Europa

Zehntausende User haben sich das Spiel „Frontiers“ bereits gratis heruntergeladen. Das Gruppenspiel ist technisch eine Modifikation des bekannten Spiels „Half Life 2“. Auffallend sind auch die gute Dramaturgie und Musik der Spiele.

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Szene aus dem Computerspiel „Frontiers“

Vielschichtiges Thema Flucht

Inhaltlich geht Gold Extra aber gänzlich andere Wege, wie Karl Zechenter, Obmann von Gold Extra, gegenüber der Austria Presse Agentur (APA) erläuterte:

„Es ist ein Spiel um Flüchtlinge, die in die Festung Europa wollen und an den Außengrenzen der EU aufgehalten werden. Jeder der zwei bis acht Spieler muss abwechselnd verschiedene Rollen übernehmen, auch jene der Polizei oder der Grenzsoldaten. Dadurch begreift man die Flucht weder als gut noch als schlecht, sondern man wird mit der moralischen Vielschichtigkeit des Problems konfrontiert.“

Recherchen in Lagern und im Krieg

„Wir sind in der Konzeptphase für ‚Frontiers‘ in Ceuta (spanische Enklave in Nordafrika, Anm.) und in der Ukraine gewesen und haben dort mit Flüchtlingen, Wachpersonal von Camps und Vertretern von NGOs und Einwanderungsbehörden geredet“, erzählt Zechenter: „Dazu haben wir alles fotografiert und so die Situation optisch und inhaltlich so genau wie möglich nachgezeichnet.“

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Balance zwischen Unterhaltung und Qualität

Massenmedien wie ARTE, ZDF und „Der Spiegel“ haben über dieses Computerspiel berichtet. Für Zechenter verdeutlicht das, dass viele Menschen bereit sind für ernsthafte Themen und Qualitätsspiele: „Natürlich muss man die Balance finden zwischen Unterhaltung und inhaltlicher Herausforderung. Aber es ist einfach nicht wahr, dass alle nur den nächsten Zombie-Shooter wollen.“

Zechenter und seine Gold-Extra-Mitarbeiter Sonja Prlic, Georg Hobmeier, Tobias Hammerle, Reinhold Biedner und Victor Morales wurden mit „Frontiers“ ins ZKM Karlsruhe - das größte Medienmuseum der Welt - geladen und haben dort permanente Präsenz. Außerdem haben die Salzburger Videospielkonstrukteure ihre Arbeit auf Medienkunstmessen in Prag, Lissabon und Moskau präsentiert.

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Verhörszene aus dem Computerspiel

Der Erfolg von „Frontiers“ hat Gold Extra zu einem zweiten Computerspiel veranlasst - „From Darkness“ heißt die Fortsetzung, in der die Gruppe aber ganz andere Wege gehen will. „From Darkness“ ist ein Spiel für einen einzelnen Spieler.

Journalisten im Krieg: Afrikaspiel als Fortsetzung

Inhaltlich geht es um zwei Journalisten, die sich durch die realen Lebensbedingungen in Afrika wühlen müssen und mit den dortigen Kriegen, dem extrem ungleich verteilten Reichtum und dem Kampf um Rohstoffe konfrontiert werden:

„Wir haben nach ‚Frontiers‘ festgestellt, dass sich viele Spieler schlecht vorstellen können, was genau einen Flüchtling zu einem Flüchtling macht. Auf unseren Reisen durch Kenia und Uganda haben wir diese extremen Lebensbedingungen kennengelernt und werden sie dokumentarisch ins Spiel einbauen.“

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Wirkung auf Gesellschaftspolitik

„From Darkness“ wurde bereits in der Konzeptphase mit dem mit 10.000 Euro dotierten Landesmedienkunstpreis ausgezeichnet. Koautorin Sonja Prlic arbeitet parallel an einer Dissertation über die Wirkung von Computerspielen auf gesellschaftspolitische Prozesse.

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