Wieder Proteste gegen Abschiebungen

Lehrer protestieren gegen die geplante Abschiebung der kurdischen Familie Kisioglu aus St. Gilgen (Flachgau) durch das Innenministerium. Und Gasteiner fordern das Bleiberecht für den tschetschenischen Sportler Junadi Sugaipov - einen österreichischen Staatsmeister - und seine Familie.

Der Salzburger Lehrerverein SALVE und der Pflichtschullehrervertreter Sigi Gierzinger bezeichnen die Familie Kisioglu als bestens integriert. Die aus der Türkei geflohenen Kurden lebten seit Jahren in St. Gilgen, der 14-jährige Sohn gehe erfolgreich in die Schule, seine kleine Schwester in den Kindergarten, so Gierzinger.

Humanitäres Bleiberecht gefordert

Der Lehrerverein und viele Gemeindebürger fordern ein humanitäres Bleiberecht für die kurdische Familie.

Familie Kisioglu aus St. Gilgen von Abschiebung bedroht

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Die Kisioglus (rechts) mit Einheimischen aus St. Gilgen und Bürgermeister Otto Kloiber (ÖVP, ganz links), die sich um die kurdische Familie bemühen

Bürgermeister: „In welchem Land leben wir?“

Der St. Gilgener Bürgermeister Otto Kloiber (ÖVP) hat alle Aktivisten in seiner Gemeinde an einen Tisch geholt: „Wir werden nun viel unternehmen. Ich selbst werde einen ordentlichen Wirbel schlagen. Ich lasse mir das nicht mehr gefallen. Mit uns Staatsbürgern redet niemand. In welchem Land leben wir eigentlich? Das sind Menschen und keine Sachen und keine Gelder, die man beliebig herumschieben kann. Wir werden da sicher nicht zusehen.“

Unterschriftenaktion bei Volksbefragung

Kloiber organisiert für 20. Jänner bei der Wehrpflichtvolksbefragung Infopoints und eine Unterschriftenaktion gegen die Abschiebung der Familie Kisiolgu: „Wir werden in allen Wahlsprengeln Points machen und die St. Gilgener unterschreiben lassen.“ Zu dieser Unterschriftenaktion gegen unmenschliche Asylverfahren will Kloiber auch benachbarte Gemeinden einladen.

Junadi Sugaipov hofft, nicht abgeschobenen zu werden nach Tschetschenien

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Sugaipov mit Familie in der neuen Heimat Gastein

Taekwondo-Staatsmeister auch weg?

Auch der juristische Kampf gegen die Abschiebung des österreichischen Taekwondo-Staatsmeisters Junadi Sugaipov geht weiter.

Der Salzburger Rechtsanwalt Gerhard Mory will sich nun für ein humanitäres Bleiberecht für dessen Familie einsetzen. Diese flüchtete aus Tschetschenien und lebt seit zwei Jahren im Gasteinertal (Pongau).

Enormer Papierkrieg, kein Lokalaugenschein

25 Zentimeter hoch ist Morys Aktenberg zum Asylverfahren von Sugaipov. Und der Anwalt kritisiert, dass in diesem Fall zwar viel Papier produziert wurde, vom Asylgerichtshof aber nie der Mensch und dessen Familie dahinter gesehen worden seien:

„Man würde sich erwarten, dass das einzige Asylgericht, das wir in Österreich haben, seine Aufgabe ernst nimmt. Bevor man so folgenschwere Entscheidungen für Leute aus einem Land wie Tschetschenien trifft, sollte man sich die Betroffenen einmal ansehen und eine mündliche Verhandlung durchführen. Dabei kann man sehen, ob eine Person glaubwürdig ist. Dass sich der Gerichtshof darum kümmert, das ist hier nicht der Fall gewesen.“

Trainer der Gasteiner Jugend

Sugaipov lebt seit zwei Jahren in Gastein, spricht Deutsch und ist österreichischer Meister für den Verein Taekwondo Gastein. Dort setzt man sich sehr dafür ein, dass er mit seiner Familie bleiben und weiter den Gasteiner Nachwuchs trainieren kann.

Folter und verschwundene Menschen

Ob man bei Österreichs Behörden wirklich alles über Sugaipovs alte Heimat Tschetschenien und die politische Verfolgung dort erfahren kann, bezweifelt der Salzburger Rechtsanwalt: „In Tschetschenien gehören Folter und das Verschwinden von Menschen noch immer zum Alltag. Sogar der Sonderberichterstatter der UNO musste monatelang warten, um eine Erlaubnis zur Einreise zu bekommen.“

Russland kooperiert mit Diktator Kadyrow

Eine drohende Ausweisung nach Russland sei laut Mory auch keine Lösung: „Dort wird mit dem Satellitenstaat eng kooperiert. Der Arm der aktuellen tschetschenischen Staatsmacht unter dem Diktator (Ramsan) Kadyrow reicht auch nach Moskau und umgekehrt.“

Sugaipovs Chance, mit seiner Familie bei seinen Freunden in Gastein bleiben zu können, ist für seinen Rechtsanwalt eine Frage der politischen wie demokratischen Moral: „Mein Mandant hat schon gezeigt, wie gut er integriert ist. Er hat auch auf sportlichem Gebiet bereits Großes geleistet. Er ist eine Bereicherung für Österreich.“

Auch Gasteiner fordern Bleiberecht

Öffentliche Unterstützung wird der österreichische Taekwondo-Meister dabei brauchen. In seiner neuen Heimat Bad Hofgastein ist sie ihm sicher.

Videos:

1. Anwalt Mory hilft Österreichs Staatsmeister Sugaipov:

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2. Widerstand in St. Gilgen gegen Abschiebung der kurdischen Familie:

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