Hirschplage durch zu viel Futter

Im Winter sind die Hirschfütterungen der Jäger in Hintersee (Flachgau) eine Attraktion für Schaulustige. Die Bauern im Ort ärgern sich aber: Durch das reichliche Futterangebot gibt es in der Gegend eine seit Jahren zunehmende Hirschplage.

Eine der Betroffenen ist Mayerlehenbäuerin Lisi Matieschek. Im Frühjahr und im Herbst fressen die Hirsche die Wiesen kahl, verunreinigen sie mit ihrem Kot und machen sie damit für die Bauern unbrauchbar.

„Haben 230 bis 240 Stück da stehen“

Die Zahl der Hirsche ist geradezu explosionsartig angestiegen, weil sie die Jäger im Winter mit bestem Futter versorgen. Interessierte können seit Jahren bei der Fütterung zuschauen: „Jetzt haben 230 bis 240 Stück da stehen - und wir Bauern sind einfach wahnsinnig sauer drauf, weil es gibt gewisse Flächen der Wiesen, die wir gar nicht mehr abweiden können, weil sie einfach abgefressen und verkotet sind", sagt Matieschek.“

Hirschfütterung im Winter in Hintersee

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Hirschfütterung im Winter in Hintersee

„Und es wir von Jahr zu Jahr ärger - abgeschossen wird wenig“, sagt Katharina Ebner, Altbäuerin des Jodlbauernguts. „Mein Schwiegersohn war neulich in Strobl drüben. Da haben die Jäger geschimpft und haben gesagt: ‚In Hintersee werden sie so gefüttert, wir haben kein Wild mehr da. Die flüchten alle nach Hintersee‘.“

„Für Schaufütterung genügen 50 Hirsche“

Mehrere Gespräche mit den Bundesforsten und den Jägern hätten keine Verbesserung gebracht, kritisieren die Bauern.

Zuschauer bei Hirschfütterung im Winter in Hintersee

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Die Schaufütterungen ziehen zahlende Schaulustige an.

Bezirksbauernkammerobmann Walter Strasser unterstützt die Hinterseer Bauern im Kampf gegen die Hirschplage: „Seit 2005, seit ich Obmann bin, habe ich die ersten Schwierigkeiten hier gehört. Ich hab’s früher auch schon gehört, aber nicht so krass. Mir geht’s darum, dass man mit den Leuten redet. Weil wenn sie da herinnen eine Schaufütterung machen, dann genügen 50 Hirsche genauso. Es müssen nicht unbedingt 200 sein. Ich glaube, die Bundesforste und die Jäger wollen einfach nicht, die wollen die Masse haben. Sonst hätten’s da herinnen die Probleme nicht.“

Bundesforste: Bestand „über Jahre“ reduzieren

Bundesforste-Vertreter Günther Weißenbacher beteuert, alles zu unternehmen, um die Hirschplage einzudämmen: „Die Lösung ist, dass wir heuer im Herbst stark den Abschussdruck erhöht haben, dass auf diesen Wiesen gleich einmal sechs bis acht Stück erlegt worden sind. Der Stand hat sich über Jahre erhöht. Genauso wird man über Jahre diesen Stand abbauen. Man kann nicht von heute auf morgen alles schießen.“

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Für die entstandenen Schäden bekommen die Bauern eine geringe Entschädigung gezahlt. Lieber wäre es ihnen jedoch, die Zahl der Hirsche würde wieder sinken.

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