Alpine-Vorstandschef Dotter zurückgetreten

Der Vorstandschef des Baukonzerns Alpine ist zurückgetreten. Johannes Dotter legte in der Nacht auf Mittwoch sein Amt zurück. Nicht nur in der Baubranche fragen sich viele, wie es angesichts der Finanzschwierigkeiten bei dem Baukonzern nun weitergeht?

Alpine Johannes Dotter Vorstand

Helmut Fohringer/APA

Johannes Dotter

Wegen anscheinend unüberbrückbarer Differenzen mit dem spanischen Alpine-Alleineigentümer FCC sei Dotter aus seiner Funktion ausgeschieden, berichtete das Nachrichtenmagazin „profil“ (Onlineausgabe).

Chef erst seit Anfang 2012

Dotter stand erst seit Jahresanfang an der Spitze des Unternehmens. Grund für den Abgang waren offenbar geschäftliche und fachliche Differenzen mit dem spanischen Alleineigentümer FCC, was die Rettung des zweitgrößten Baukonzerns in Österreich betrifft.

In einer Stellungnahme des Mutterkonzerns hieß es am Mittwoch: „Johannes Dotter hat die gemeinsam vereinbarte Konzernstrategie verlassen. Alejandro Tuya und Enrique Sanz werden diese als Geschäftsführer der Holding weiter konsequent umsetzen.” Tuya ist derzeit stellvertretender Vorsitzender im Alpine-Aufsichtsrat, Sanz zweiter Geschäftsführer neben dem scheidenden Dotter.

FCC voll hinter Alpine:
Der spanische Mutterkonzern FCC (Fomento de Construcciones Y Contratas) der Alpine hat sich Mittwoch offiziell hinter den angeschlagenen Baukonzern mit Sitz in Salzburg gestellt: „Als Präsident und CEO der FCC-Gruppe möchte ich allen Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten der Alpine die volle Unterstützung zusichern“, teilte Baldomero Falcones der APA mit.

Die Alpine sei ein wichtiger Teil der Unternehmensgruppe. Deshalb habe die FCC heuer auch die restlichen Anteile (13,5 Prozent) übernommen, so Falcones, der seit Juli auch Aufsichtsratschef der Alpine Holding GmbH ist. Es sei „Johannes Dotters persönliche Entscheidung“ gewesen, die Alpine als CEO zu verlassen.

Die Führung des Unternehmens durch das Top-Management der Alpine sei garantiert. Der Baukonzern „setzt konsequent die Umsetzung des Business Plans fort, der dem Aufsichtsrat bereits vorgestellt wurde“, so FCC.

„Konzernstrategie verlassen“

Wie die Onlineausgabe des Nachrichtenmagazins „profil“ am Mittwoch berichtete, verlangten die Gläubigerbanken - allen voran Erste Group, Raiffeisenlandesbank Oberösterreich und UniCredit Bank Austria - den spanischen Eigentümern einen Sanierungsbeitrag von 150 Mio. Euro ab, den die FCC aber vorerst nicht leisten könne oder wolle. Daraufhin habe Dotter die Konsequenzen gezogen und den Rücktritt eingereicht.

Unbestätigten Meldungen zufolge wollte die Alpine mit den Gläubigerbanken zunächst Stundungen und zusätzliche Kredite in der Höhe von 75 Mio. Euro verhandeln. Erste Verhandlungen dazu fanden am Freitag offenbar erfolglos statt.

Von Porr zu Alpine, mehrere Manager weg

Der gebürtige Wiener Dotter war bis 2011 Vorstandsmitglied beim Alpine-Konkurrenten Porr und war erst im Jänner als Geschäftsführer der Alpine Holding bestellt worden. Als einer seiner ersten Schritte kündigte er im Baukonzern zunächst eine strategische Kursänderung an, etwa den weitgehenden Rückzug von den Risikomärkten in Südost- und Osteuropa und die Fokussierung auf Kernmärkte wie Österreich, Deutschland, Tschechien und die Slowakei. Im Zuge der Neuausrichtung mussten in den vergangenen Monaten auch mehr als ein halbes Dutzend Topmanager gehen.

31 Mio. Finanzbedarf

Zugleich beauftragte Dotter das Wirtschaftsprüfungsunternehmen KPMG mit einer Untersuchung. Dabei wurde in der Vorwoche bekannt, dass die Bilanz des Unternehmens um bis zu 400 Mio. Euro wertberichtigt werden muss und die Alpine bis Ende dieser Woche 31 Mio. Euro benötigt, um überhaupt weiterwirtschaften zu können.

660 Mio. an Verbindlichkeiten?

Die Bankverbindlichkeiten der Alpine Bau GmbH werden mit 660 Mio. Euro kolportiert. Die Kredite teilen sich „profil“ zufolge die Erste Bank (100 Mio. Euro), die Raiffeisenlandesbank OÖ (82 Mio. Euro), die UniCredit (78 Mio. Euro), die russische VTB (69 Mio. Euro), die Hypo Alpe-Adria (59 Mio. Euro), die BAWAG (39 Mio. Euro) und die ÖVAG (30 Mio. Euro). Zusammen mit drei Anleihen der Holding (290 Mio. Euro) sollen die Verpflichtungen von Alpine derzeit bei rund 950 Mio. Euro liegen.

Der Bund ist gleich mehrfach involviert, weil die beiden Gläubiger Hypo Alpe-Adria und ÖVAG ganz bzw. teilweise im Besitz des Staates stehen. Außerdem hatte der Baukonzern 2009 eine staatliche Bankkredithaftung über 180 Mio. Euro gezogen.

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