Wettersturz: Bergsteigerin starb an Erschöpfung
Die 37-jährige in Wiener Neustadt lebende Rumänin war mit dem 38-Jährigen aus Gerasdorf (NÖ) am Montag gegen 9.00 Uhr bei der Erichhütte am Fuß des Hochkönigs losmarschiert. Die beiden nahmen den schwierigen, langen und anstrengenden Königsjodler-Klettersteig, der über 1.700 Höhenmeter auf den Hochkönig führt.
Wettersturz brachte Schneesturm
Doch gegen 18.00 Uhr - kurz vor dem Ausstieg aus dem Klettersteig - brach der Föhn zusammen. Ein Wettersturz brachte heftigen Schneefall. Die Frau war zu diesem Zeitpunkt bereits erschöpft und unterkühlt. Deshalb musste das Paar längere Pausen einlegen.
Gerald Lehner
Gegen 22.30 Uhr gelang es dem Mann schließlich, per Handy den Hüttenwirt des Matrashauses auf dem 2.941 Meter hohen Hochkönig-Gipfel zu verständigen. Wirt Roman Kurz stieg im dichten Schneetreiben etwa 80 Höhenmeter zu dem Paar ab - im Gepäck hatte er Gewand, warme Getränke und einen Biwaksack.
„150 Meter vor Hütte gestorben“
Die Frau war zu diesem Zeitpunkt „schon apathisch, die war im Delirium - keine Chance mehr, dass sie selber geht“, schildert Hüttenwirt Kurz, der auch ehrenamtlicher Bergrettungsmann ist: „Ich habe probiert, ob ich sie tragen kann, weil mir war klar, dass die sofort in die Wärme muss, sonst überlebt sie das nicht. Sie hat sich dann aber gewehrt, hat mich gekratzt und die Stirnlampe heruntergerissen.“
Kurz ging zurück zur Hütte und kam mit einem Freund zurück. Die beiden versuchten, die Frau mit einer Gebirgstrage in die Hütte zu bringen. „Es war ziemlich grenzwertig. Wir haben die Frau dann in der Trage bloß noch gezerrt. Sie ist dann geschätzte 150 Meter vor der Hütte gestorben“, schildert der noch immer stark geschockte Roman Kurz. Den 38-jährigen Partner der Frau konnten die beiden aber sicher ins Matrashaus bringen.
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Hüttenwirt Roman Kurz im Gespräch mit Franz-Josef Huter, ORF Salzburg
Mann ins Krankenhaus gebracht
Die Leiche der 37-Jährigen konnte noch nicht ins Tal gebracht werden - wegen des Föhnsturms. Der 38-Jährige wurde Dienstag frühmorgens ins Krankenhaus Schwarzach eingeliefert.
Er wird in weiterer Folge von der Polizei befragt. Die Polizisten werden ihre Ermittlungsergebnisse zu dem Bergdrama der Staatsanwaltschaft übermitteln - diese entscheidet dann über eine mögliche Anklage.
„Königsjodler“ überfordert viele
Der Königsjodler-Klettersteig überfordert viele Bergsteiger: So wird seit Ende August ein tschechischer Bergsteiger vermisst, der höchstwahrscheinlich den Steig gewählt haben dürfte - mehr dazu in Tscheche auf dem Hochkönig vermisst (salzburg.ORF.at, 29.8.2012). Auch einen Holländer und einen Ungarn mussten Bergretter dieses Jahr schon aus dem Klettersteig holen.
„Leute gehen zu spät weg, drehen nicht um“
„Das Hauptproblem ist: Zu spät weggehen und für den Steig zu lange brauchen und dann nicht umdrehen“, beobachtet Hüttenwirt Roman Kurz. „Um 9.00 Uhr bei der Erichhütte weggehen ist um diese Jahreszeit schon ziemlich spät, aber bei den Wetterverhältnissen am Montag, wo sie dann so lange brauchen - die hätten einfach früher umdrehen müssen.“
Vielen Bergsteigern sei „nicht bewusst, dass sie im Gebirge sind - das ist gnadenlos. Dem Berg ist das scheißegal, ob da zu Hause drei Kinder warten“, sagt der Hüttenwirt. „Es wird einfach um 19.00 Uhr finster - und dann geht der Sturm. Damit rechnen die Leute nicht. Sie meinen: Wir haben ein Handy, wenn was ist, können wir ja telefonieren. Die Leute unterschätzen die Natur vollkommen.“
Links:
- Überforderte Klettersteiggeher: Mehr Unfälle (salzburg.ORF.at; 27.06.2012)
- Hochkönig: Großeinsatz für Holländer (salzburg.ORF.at, 26.7.2012)
- Hochkönig: Harter Einsatz für Ungarn (salzburg.ORF.at, 2.7.2012)
- Steinernes Meer: Alpinistin im Wettersturz getötet (salzburg.ORF.at; 20.09.2012)
- Matrashaus auf dem Hochkönig
- Bergrettung Salzburg