Milchprodukte werden teurer

Milch, Butter und andere Molkereiprodukte werden nach dem Tief im Sommer wieder teurer. Davon geht Helmut Petschar, Präsident der Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter (VÖM), aus. In Salzburg läuft derzeit eine große VÖM-Tagung über die Zukunft der Milchwirtschaft.

Stück Käse

www.neumayr.cc/Franz Neumayr

Für Anfang 2013 rechnen Experten mit einem Preissprung

„Es ist keine Erhöhung, sondern eine Rücknahme der Preisreduktionen vom Juli“, sagte Petschar am Donnerstag in Salzburg.

Eine sinkende Milchmenge durch gestiegene Futtermittelpreise sowie höhere Treibstoff- und Verarbeitungskosten nennt Petschar als Ursache für höhere Preise. Die Senkungen im Sommer wären vom Handel ausgegangen, seien aber von der Marktentwicklung nicht gerechtfertigt gewesen.

Erzeugerpreise kaum verbessert

Der Molkereivertreter geht von einer Erhöhung von zehn Cent für den Liter Milch und zehn bis 15 Cent für ein Viertel Kilo Butter aus. Dass sich diese Steigerung sehr rasch auf die an die Bauern gezahlten Erzeugerpreise auswirken wird, glaubt Petschar nicht.

„Wir als Kärtnermilch haben im ersten Halbjahr mit 39 Cent mehr bezahlt als der Markt eigentlich hergegeben hat. Erst seit dem dritten Quartal erhalten die Bauern 36 Cent“, erklärt Petschar. Er geht davon aus, dass die meisten österreichischen Molkereien aufgrund der Marktentwicklung im ersten Halbjahr negativ bilanziert haben. Anfang 2013 könnte es zu einer Erhöhung der Erzeugerpreise kommen, glaubt Petschar.

Wie verringert man Unzufriedenheit der Bauern?

Als eine der größten Herausforderungen für die Branche sieht Petschar die Aufgabe, der herrschenden Unzufriedenheit entlang der Wertschöpfungskette entgegenzuwirken. Die Bauern klagten über einen zu geringen Milchpreis, die Verarbeitungsbetriebe seien am Limit und der Handel wäre mit den zu erzielenden Margen unzufrieden.

Mehr Bewusstsein für realen Wert

Es brauche eine faire Preisgestaltung und mehr Bewusstsein für den Wert der heimischen Milch. „Es kann nicht sein, dass eine gentechnikfreie, täglich frisch verarbeitete Milch 95 Cent kostet und der Konsument bereit ist, für einen Liter Katzenmilch mehr als vier Euro zu zahlen“, ärgert sich der Molkereivertreter.

Regionale Vermarktung weiter stärken

Die VMÖ rechnet bis zum Jahr 2020 mit einer Steigerung der Weltmilchproduktion um 24 Prozent auf 740 Mio. Tonnen. In der EU werde die Steigerung rund 5,8 Prozent betragen. Für Österreich geht Petschar von einer Erhöhung der Milchproduktion von 20 bis 25 Prozent auf 3,6 Mio. Tonnen aus. Gleichzeitig werde sich die Zahl der Milchbauern weiter verringern.

Als Strategie für die Zeit nach dem Auslaufen der EU-Milchquoten im Jahr 2015 nannte Petschar das Setzen auf regionale Produkte und Qualität am Heimmarkt ebenso wie die Steigerung des Exports. Derzeit beträgt der Exportanteil der heimischen Molkereien 44 Prozent.

Almmilch erstmals getrennt verarbeitet

Ein Beispiel für Innovationen stellte Christian Leeb, Geschäftsführer von Alpenmilch Salzburg und Käsehof, vor: Heuer wurde von seiner Molkerei erstmals die Milch von Almbauern getrennt eingesammelt und zu einem Almmilchkäse, der im Premiumsegment positioniert ist, verarbeitet.

Leeb rechnet aufgrund einer Befragung der rund 3.000 zuliefernden Landwirte, dass die Milchmenge nach Auslaufen der Kontingente in Salzburg - bei einer weiter sinkenden Anzahl der Bauern - um 15 bis 18 Prozent steigen wird. Die Alpenmilch bereitet sich darauf vor und wird um 40 Mio. Euro eine neue Käserei in Lamprechtshausen errichten.

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