40 „Milchrebellen“ zurück bei der Alpenmilch

40 Bauern im Flachgau und Tennengau, die als „Milchrebellen“ der „Freien Milch Austria“ beigetreten waren, treten nun wieder aus deren Lieferverträgen aus und kehren desillusioniert zur Alpenmilch zurück - auch wenn die Lieferverträge teils Groteskes enthalten.

„Freie Milch Austria“ ist eine GmbH in Bad Leonfelden (Oberösterreich), die Rohmilch aus ganz Österreich aufkauft und von der sich viele Bauern mehr Freiheit von den Molkereien versprochen haben. Das erwies sich freilich als ein Traum, der momentan von der Wirklichkeit weit entfernt ist. 40 Bauern im Flachgau und im Tennengau haben sich deshalb entschlossen, aus den Lieferverträgen mit der „Freien Milch Austria“ auszusteigen und wieder zum Platzhirsch, der Salzburger Alpenmilch, zurückzukehren.

"Alpenmilch"

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Derzeit 28 Cent pro Liter, Alpenmilch zahlt 26

Die Produktion der Milch in der Hand der Landwirte - das war vor drei Jahren eine der wichtigsten Forderungen kritischer Milchbauern und die Lieferung an die „Freie Milch“ in Oberösterreich großer Hoffnungsschimmer. Mit aktuell 28 Cent pro Liter erlösen 40 Tennengauer und Flachgauer Bauern mittlerweile aber zu wenig Geld zum Überleben. Und die Alpenmilch Salzburg macht ihnen die Rückkehr mit einem Preis von vorerst 26 Cent pro Liter auch nicht leicht, berichtet „Rehrlbauer“ Stefan Weiß aus Kuchl (Tennengau).

Bäuerin melkt Kuh

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Produktion der Milch in der Hand der Landwirte: Das war der Grundgedanke kritischer Milchbauern

„Vielleicht das Ende der Freien Milch in Salzburg“

„Es kann sein, dass das in Salzburg das Ende der ‚Freien Milch Austria‘ ist. Österreichweit gibt es noch sehr viele Milchbauern, die an die ‚Freie Milch Austria‘ liefern und die zum Teil auch gar keine Möglichkeit haben, irgendwo anders hinzugehen.“

„Faironika“-Kühe müssen verschwinden

Was woanders hingehen bedeutet, das erleben die 40 Salzburger Bauern derzeit. In ihrem Liefervertrag mit der „Alpenmilch“ steht, dass sie „Faironika“, das Symbol der Mitglieder der IG Milch, nicht mehr vor dem Hof aufstellen dürfen, und die Schilder der IG Milch sollen auch verschwinden, berichtet Stefan Weiß: „Es kann nicht sein, dass eine Vertretung der Milchbauern von einer Molkerei oder einem Verarbeitungsbetrieb nicht geduldet wird.“

Schild "Faire Milch"

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Die Schilder der IG Milch müssen laut neuem Vertrag mit der „Alpenmilch“ von den Höfen entfernt werden

„Für Miststreuer drei Mal so viel Stiere wie früher“

Mit dem neuen Überangebot an Milch sind nicht nur die Träume vom kostendeckenden Milchpreis vergilbt, auch die Gefühle und Einkommen der Bauern werden schlechter. „Vor 40 Jahren hat mein Vater einen Kreisler und einen Miststreuer gekauft, was dazumal zwei Stiere gekostet hat. Und ich wollte jetzt auch einen Kreisler kaufen und müsste dafür zumindest sechst Stiere verkaufen, damit ich diesen Kreisler kaufen kann“, sagt Stefan Weiß.

Plastikkühe müssen aus Naturschutz-Gründen weg

Dass das Ende der Lieferungen an die „Freie Milch“ nicht das Ende der „Fairen Milch“ ist, darauf legen die Bauern wert. Wer faire Milch kauft, der sorgt immer noch dafür, dass die Mitglieder der IG Milch 10 Cent mehr für den Liter bekommen - egal, an welche Molkerei sie liefern. Mit der Werbung dafür ist das aber so eine Sache: An einer Wiese neben der Tauernautobahn in Kuchl dürfen die drei Faironikas aus Naturschutz-Gründen nicht mehr stehen.

Plastikkuh "Faironika" für "faire Milch"

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Auch die Plastikkuh „Faironika“, Symbol der Mitglieder der IG Milch, darf laut Liefervertrag mit der „Alpenmilch“ nicht mehr vor den Höfen stehen

„Für Werbeflächen wäre Naturschutz-Abgabe fällig“

„Man müsste außerhalb des Ortsgebietes für Werbeflächen eine Naturschutz-Abgabe bezahlen. Dafür wäre eine Bewilligung nötig, für die es einen gewissen Preis pro Quadratmeter Werbefläche gibt, wobei das nächste Problem ist, festzustellen, wieviele Quadratmeter so eine Kuh als Werbefläche benötigt. Jedenfalls wäre etwas zu bezahlen und da haben wir gesagt, wie räumen die Kühe lieber weg, bevor wir ein Verfahren riskieren, das niemandem etwas bringt“, sagt „Rehrlbauer“ Stefan Weiß.

Der neuerliche Preiskampf um die Milch hänge mit einem Überangebot zusammen - schuld an der Entwicklung seien zu einem guten Teil auch die Bauern selbst, sagt Stefan Weiß selbstkritisch. „Die Bauern halten sich nicht an Mengen und Vorgaben und werden auch immer wieder motiviert, mehr erzeugen und zu liefern. Die Menge erzeugt dann natürlich Druck auf den Preis und diesen nach unten rasseln lässt. So gesehen sind wir selbst uns Feind.“

Manche Kuh würde sich wohl nur noch wundern

Manche Kuh würde sich somit wohl nur noch wundern, wenn sie wüsste, welche Folgen ihre Milch und der Preis dafür haben können.

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