Kirchenbeitritt bei Bier und Brezen
Gerald Lehner
Rund 300 Menschen kehren jedes Jahr in der Erzdiözese Salzburg in die katholische Kirche zurück.
Mit Bier und Leberkäse zurück zum Papst
Es könnten aber noch mehr Rückkehrer sein, wenn der Weg zurück unbürokratisch und eher anonym ermöglicht werde, sagte der Müllner Pfarrer und Benediktinermönch Franz Lauterbacher. Er hat den Beweis bereits im letzten Dezember erstmals angetreten und lädt nun Freitagabend ab 18.00 Uhr wieder Eintrittswillige ins Müllner Bräustübl ein.
Wein und Brot sind bei diesem Job eher out, Bier und Brezen gefragt: Lauterbacher hat bereits Erfahrung mit diesem Angebot zum unkomplizierten Wiedereintritt in die Kirche.
Gerald Lehner
Gerald Lehner
Der Mensch lebt nicht von Brot allein
Im vergangenen Advent hat er zum ersten Mal Eintrittswillige ins Bräustübl eingeladen - mit gemischten Gefühlen: „Es war eine Zitterpartie, ob überhaupt Leute kommen. Und dann sind auf einen Tusch sechs Leute vor der Tür gestanden. Dann sind noch drei weitere gekommen, insgesamt haben wir also aus dem Stand neun Menschen erreicht, die wieder in die Kirche eingetreten sind.“
Hohe Erfolgsquote für Einzelkämpfer
Eine stolze Bilanz für einen Einzelnen, denn die groß angelegte diözesane Aktion „Treten sie ein“ in 91 Pfarren brachte es auf insgesamt gut 50 Heimkehrer und Heimkehrerinnen in die katholische Kirche.
Erzdiözese Salzburg / kirchen.net
„Gottes Bodenpersonal“
Im Vergleich dazu ist die „Rückholaktion“ des Mönchs eine noch größere Erfolgsgeschichte. Gründe für einen Kirchenaustritt seien so unterschiedlich wie die Menschen, sagt Pfarrer Lauterbacher und verweist auf einige Möglichkeiten, die Menschen wieder zur Mitgliedschaft zu motivieren:
„Es gibt zum Beispiel Jüngere, die aus Geldnot austreten. Andere gehen, weil sie vom Bodenpersonal Gottes ungut angeredet worden sind. Da genügt ein ungutes Wort, und man tritt aus.“
Gerald Lehner
Der sozialen Kontrolle entfliehen
Und Pater Franz ist sich sicher, dass es gar nicht so wenige gibt, die wieder in die Kirche wollen: „Aber sie wollen nicht zu ihrem Pfarrer oder in ein Amt ihrer Wohngemeinde gehen, sondern das eher an einem anonymeren Ort abwickeln. Da ist das Bräustübl in Mülln sehr gut geeignet, weil es ein Umschlagplatz für alle Leute ist.“
Gerald Lehner
Kein Freibier, dafür Palmbuschen
Das einzige, was die Eintrittswilligen ins Bräustübl mitbringen müssen, ist ein Taufschein, so der Müllner Pfarrer. Und natürlich den Wunsch, Ostern wieder als Mitglied der katholischen Kirche zu feiern.´
Dem christlichen Vernehmen nach gibt es aus diesem Anlass kein Freibier. Aber ernsthafte Kandidaten und Kandidatinnen erhalten jeweils einen frisch gebundenen Palmbuschen als Geschenk.