Lawinen: Werbung für Skigebiete „überdenken“

Angesichts der Lawinen-Unglücke der letzten Tage sollte die Werbung für die Skigebiete überdacht werden. Denn derzeit werde oft mit Skifahren im besten Tiefschnee abseits von Pisten geworben, sagt Ferdinand Eder, Sprecher der Salzburger Seilbahnen.

„Für Seilbahnbetreiber ist Sicherheit oberste Priorität - das betrifft aber vor allem die Skipisten. Wir bringen tagesaktuell die entsprechenden Informationen zu unseren Gästen - zumindest auf Deutsch und Englisch“, sagte Eder in der ORF-Radio-Salzburg-Sendung „Thema“ am Montag. Bei den Sicherheitshinweisen in den Skigebieten sei aufgerüstet worden - mit Warnanlagen im Tal, Informationen bei den Liftkassen, Infokanäle auf den Bildschirmen der Seilbahnen, und Personal, das Gäste warne, betonte auch Leo Bauernberger, Geschäftsführer der Salzburger Land Tourismus (SLT).

„Man suggeriert Gästen, dass man das machen kann“

Allerdings könnte man die Bildsprache der Werbung für Skigebiete auf Fotos und Videos überdenken, gab Eder zu bedenken: „Denn hier sieht man Vielerorts Skifahrer im freien Gelände im herrlichen Pulverschnee und suggeriert verschiedenen Gästegruppen, dass man das immer und überall machen kann - was nicht stimmt. Das haben uns die letzten Tage gezeigt.“

Skifahrer bei Traumwetter im Pulverschnee

APA/OTS/Tirol Werbung

Sujet aus Tourismuswerbung: Skifahrer im Pulverschnee

Denn wenn Skirouten oder Pistenteile wegen der Lawinengefahr gesperrt werden, gebe es immer wieder Skifahrer, „die diese Absperrungen ignorieren“, ergänzte Bauernberger, „Da gibt’s einfach eine Eigenverantwortung der Skifahrer selbst.“ Nur weil eine Spur durch einen Hang führe, bedeute das noch lange nicht, dass dieser auch lawinensicher ist, betont auch Estolf Müller, Landesleiter der Bergrettung.

Statt einer einfachen Verbotstafel im Skigebiet gebe es auch bessere Varianten, sagte Müller: Auf dem Kitzsteinhorn (Pinzgau) sei zum Beispiel eine Übersicht über Skirouten aufgestellt, wo bei jeder einzelnen tagesaktuell auf die Lawinengefahr hingewiesen werde: „Dann kann der Skifahrer entscheiden: Mache ich es oder mache ich es nicht?“

Warnungen „erreichen nicht jeden“

Grundsätzlich sei jeder Hotelier, jeder Zimmervermieter „daran interessiert, dass sein Gast auch wieder gesund aus dem Urlaub zurückkommt“, ergänzte Bauernberger, „Deshalb sind die Betriebe sehr interessiert, die Warnhinweise zu geben - ob’s jetzt beim Frühstück ist, bei der Morgenpost oder an der Rezeption.“ Allerdings sei es so, dass man „bei spontanen Änderungen in den Skigebieten - so wie es letzte Woche gewesen ist - nicht jeden erreicht.“

Informationsveranstaltungen für die Zimmervermieter vor der Saison - so wie von der Bergrettung gefordert - begrüßte der SLT-Chef: „Da könnte man noch Dinge verbessern. Aber man soll sich nicht der Illusion hingeben, dass man jeden einzelnen der 3,5 Millionen Wintersportgäste erreichen kann.“

Lawinenwarnstufe drei oft unterschätzt

Zudem werde die Lawinengefahrstufe drei - „erheblich“ - oft unterschätzt, sagte Bernd Niedermoser, Leiter der Salzburger Wetterdienststelle. Denn diese Stufe sei gerade für nicht so versierter Skitourengeher die Obergrenze, bei der Touren gegangen werden sollten: „Es gibt da Stellen, wo man schon als einzelner Skifahrer eine Lawine auslösen kann.“

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