Lawinen: Auch Bergführer kritisieren Touristiker

Die Kritik an der Tourismuswirtschaft reißt nicht ab. Nach Bergrettern heißt es nun auch vom Bergführerverband, es werde zu wenig Informationsarbeit über Lawinen und alpine Gefahren gemacht. Daneben würden im Tourismus sogar teils illegale Touren angeboten.

Günter Karnutsch Berg- und Skiführer, Obmann des Salzburger Bergführerverbandes

Salzburger Bergführerverband

Günter Karnutsch, Obmann der staatlich geprüften Salzburger Berg- und Skiführer

Das Salzburger Bergsportführer-Gesetz regelt klar, wer was im Hochgebirge darf. Das betrifft auch, wer kommerzielle Wanderungen oder Touren im freien Gelände abseits markierter Wege und Pisten anbieten und durchführen darf.

Wirte, Hoteliers, ungeprüfte „Führer“ oder Bedienstete von Liftgesellschaften gehören da prinzipiell nicht dazu, betont Günter Karnutsch, Obmann des Salzburger Bergführerverbandes, der die staatlich geprüften Berg- und Skiführer vertritt.

„Zum Teil sogar illegale Angebote“

Karnutsch, seine Kolleginnen und Kollegen beobachten im Gebirge auch Aktivitäten, die zum Teil illegale Abenteuer in Eis und Schnee seien - zum Beispiel kommerzielle Gletscherwanderungen unter Führung von nicht authorisiertem Personal, sagt der Profi: „Es gibt Beispiele, dass einzelne Angebote vorhanden sind, die nicht dem Gesetz entsprechen. Natürlich kann die Tourismusgesellschaft des Landes nicht alles überprüfen. Dennoch haben wir oft den Eindruck, dass Verantwortliche gar nicht über dieses Gesetz Bescheid wissen.“

Auch Warnhinweise zu alpinen Gefahren und die nötige Notfallausrüstung gebe es dazu nicht - zumindest nicht von seiten der Salzburger Land Tourismus Gesellschaft (SLT), ergänzt Karnutsch. Er bestätigt damit eine Kritik von Estolf Müller, Landesleiter der Salzburger Bergrettung.

Gesprächsbereitschaft vermisst

Eine Zusammenarbeit mit der SLT vermisst Karnutsch, obwohl diese vom Verband der professionellen und staatlich geprüften Bergführer seit langem angestrebt werde: „Wir kommen auf der Website der SLT als für den Tourismus passende Berufsvereinigung nicht einmal vor. Mir fehlen hier auch Hinweise auf fachlich qualifizierte Angebote. Da ist ein Nachholbedarf gegeben.“

Versuche des Bergführerverbandes, mit der Landestourismusgesellschaft Kontakt aufzunehmen seien bisher abgeblockt worden, so der Obmann der Bergführer, der auch Hauptschullehrer und ehrenamtlicher Bergretter ist: „Mir wurde immer wieder bekundet, es würde genug in diese Richtung getan. Ich hatte aber nie den Eindruck, dass eine Gesprächsbereitschaft überhaupt gegeben wäre, oder dass man sich zusammensetzen würde, was man in Zukunft gemeinsam erreichen könnte.“

Bei SLT sieht man keine Mängel

Salzburgers oberster Tourismuswerber Leo Bauernberger sieht keine Mängel in der Öffentlichkeitsarbeit der SLT: "Wenn ich mir anschaue, was wir in puncto Aufklärung alles tun, da kann man als Gast gar nicht daran vorbei.“ Allein im Image-Folder „Winterzeit im Salzburger Land“, der in einer Auflage von zwei Millionen Stück erscheint und an Gäste und auf Messen verteilt werde, sei den „Regeln für mehr Sicherheit“ ein ganzer Artikel gewidmet.

Bauernberger verweist darauf, dass auf der SLT-Website ohnehin genug Informationen vorhanden seien. Web-Recherchen zeigen aber: Allein unter den Stichwörtern Lawine, Lawinengefahr oder Lawinenwarnstufe finden sich dort keine Sicherheitshinweise. Es gibt auch keine Informationen über die empfohlene Notfallausrüstung, Kameradenhilfe und nötiges Training, um abseits von Pisten mit möglichst geringem Risiko unterwegs zu sein.

Andere Alpenregionen agieren anders

Anderswo ist das längst gängige Praxis - zum Beispiel auf Webseiten der Regionen um den Mont Blanc (Frankreich, Italien) oder den Bergen des Berner Oberlandes in der Schweiz. Dort gibt es stets aktualisierte Informationenen zur Lawinensituation - und zwar mehrsprachig.

Links: