Bei Nazi-Versand bestellt: FPÖ-Mann wehrt sich

Nachdem er bei einem rechtsextremen Onlineversand in Deutschland Waren bestellt hat, wehrt sich ein FPÖ-Jungfunktionär nun gegen Kritik. Jürgen Franzelin ist Finanzreferent bei der freiheitlichen Jugendorganisation RFJ in Salzburg.

Nationales Versandhaus Neonazi-Internet-Versandhaus

ORF

Screenshot der Website in Deutschland - mit Beispiel aus der Angebotspalette: Stempel mit dem Motiv der „Schwarzen Sonne“, einem Symbol aus der SS-Esoterik, das Leuten außerhalb einschlägiger Kreise kaum bekannt ist.

Jürgen Franzelin vom Ring Freiheitlicher Jugend (RFJ) hatte - wie berichtet - bei einem unter Rechtsextremen, Neonazis und ihren Gegnern einschlägig bekannten Versandhandel im Internet bestellt - auf seine Postadresse in Maishofen (Pinzgau). Das war bekannt geworden, weil Hacker die Bestelldaten des Online-Handels geknackt und veröffentlicht hatten.

„Nur Rucksack und Hose bestellt“

Der Salzburger Freiheitliche weist nun Kritik an seinen Einkaufsgewohnheiten vehement zurück. Seine Bestellung sei „unverfänglich“ gewesen, sagt er, nämlich nur einen Rucksack und eine Freizeithose habe er bestellt. Sonst nichts. Er habe auch die Rechnung dabei.

Symbole aus Himmlers Imperium

Geben die einschlägigen Produkte auf der Website des Versandhandels dem Salzburger nicht zu denken? Dazu gehören Accessoires mit der „Schwarzen Sonne“, eines in rechtsradikalen Kreisen beliebten Symbols, das im „Dritten Reich“ im Rahmen der Esoterik von Hitlers und Himmlers SS verwendet wurde. Oder Aufnäher mit großdeutschen Propagandasprüchen? Oder ein breites Musikangebot mit Rechtsrock-Tonträgern und anderen Musikerzeugnissen aus der Szene?

Nach Ansicht von Experten bewegen sich viele Produkte des Versands - rechtlich gesehen - an der Grenze zum gesetzlichen Verbot der nationalsozialistischen Wiederbetätigung, sind jedoch behördlich in Deutschland nicht verboten.

Hörtipp

Hier können Sie das Interview mit Jürgen Franzelin von Tobias Pötzelsberger (ORF Salzburg) auf Ihrem PC nachhören:

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Durch Zufall auf die Website?

Jürgen Franzelin betont, er habe durch Preisvergleiche und über Suchmaschinen diese Website gefunden. Der deutsche Internet-Handel bezeichnet sich schon im Titel als „nationale“ Website.

Nazi-Ansteck-Button beim Nationalen Versandhaus

Screenshot: ORF

Auf der Website des Online-Handels zu bestellen: Ansteck-Button um vier Euro. Die 1945 von den Alliierten mühsam befreite, mehrsprachige und souveräne Republik Österreich ist darauf - wie im „Dritten Reich“ Hitlers als „Ostmark“ - an Deutschland „angeschlossen“; ebenso polnische Gebiete im ehemaligen Ostpreußen und Schlesien. Dazu kommt noch Südtirol.

Genau daraus habe er aber keine Hinweise auf Nazis oder Rechtsextreme abgeleitet, sagt Jürgen Franzelin: „Beim Begriff `national` kann sich jeder denken, was er will. Ich habe zum Beispiel in Wikipedia nachgesehen, unter `national` verstehe ich überhaupt nichts Negatives. Sonst wäre ja `Quelle Österreich` auch ein nationales Versandhaus.“

Warenangebote eindeutig

ORF-Redakteur Tobias Pötzelsberger weist Franzelin darauf hin, dass jeder Besucher dieser Website erkennen könne, dass dort auch rechtsextreme Musik, einschlägige Stiefel, Bomberjacken und andere bekannte Utensilien verkauft würden.

Der FPÖ-Jungpolitiker sagt, es sei möglich, dass es das dort gibt: „Ich habe es nicht bestellt, also stellt sich für mich die Frage gar nicht.“

Franzelin: „Manche haben Verfolgungswahn“

Der Pinzgauer war früher auch Gemeindevertreter der FPÖ in einer Salzburger Gemeinde. Sieht der nunmehrige RFJ-Landesfinanzreferent kein Problem in der Causa? Zu wenig Fingerspitzengefühl oder zu wenig historisches Wissen als Politiker?

Franzelin weist das zurück und fragt sich, ob die Affäre ein Zufall sei: „Ich sehe es eher so, dass manche Leute einen Verfolgungswahn haben in dieser Richtung. Ich gehe davon aus, dass die Daten aus dem Internet genau zwei Tage vor dem Neujahrstreffen der FPÖ medial aufgebaut wurden.“

„Werde da sicher wieder bestellen“

Mit den Verbrechen der Nationalsozialisten habe er sicher nichts auf dem Hut, betont der Salzburger: „Ich stehe zum demokratischen Rechtsstaat Österreich.“

War es ein Fehler, dort zu bestellen? Jürgen Franzelin vom Ring Freiheitlicher Jugend ergänzt, es sei kein Fehler gewesen: „Ich werde da nächstes Mal sicher wieder bestellen. Es wird das alles nur künstlich aufgebauscht.“

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