30-Millionen-Euro-„Klimt“ verlässt Salzburg

Das Gemälde „Litzlberg am Attersee“ von Gustav Klimt, das jahrelang im Salzburger Museum der Moderne zu sehen war, ist in der Nacht auf Donnerstag in New York für knapp 30 Millionen Euro versteigert worden. Damit verliere das Museum eines seiner wertvollsten Werke, sagte Museumsreferent Wilfried Haslauer (ÖVP).

Das um 1915 entstandene Ölgemälde war eines der bekanntesten und wertvollsten Stücke in der Sammlung des Museums der Moderne. Gutachten ergaben eindeutig, dass das Gemälde bis 1941 Amalie Redlich, geb. Zuckerkandl, gehörte. Redlich hatte das Bild 1938 aus dem Nachlass ihres Bruders und ihrer Schwägerin erworben. 1941 wurde sie nach Polen deportiert und ermordet. Das Inventar ihrer Wohnung wurde von der Gestapo beschlagnahmt.

"Litzlberg am Attersee" von Gustav Klimt

APA/EPA/Sotheby's

„Litzlberg am Attersee“ von Gustav Klimt

Der Salzburger Sammler und Galerist Friedrich Welz kaufte das Bild 1941, 1944 kam es als Tauschgeschäft an die Salzburger Landesgalerie, später in die Residenzgalerie und 1982 an das Rupertinum, das jetzige Museum der Moderne.

„Wir haben das Gemälde schon seit Längerem immer wieder untersucht - im Zusammenhang mit der Provenienzforschung“, sagte Museumsdirektor Toni Stooss. „Das ist Beutekunst - überhaupt keine Frage“, betonte auch Haslauer.

Erbe zahlt Renovierung des Wasserturms

Das Bild wurde im April 2011 an Georges Jorisch, den Enkel und Erben von Amalie Redlich, zurückgegeben. Jorisch ist ein 83-jähriger pensionierter Angestellter eines Fotogeschäfts in Montreal (Kanada).

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Klimt um 30 Millionen Euro versteigert (salzburg.ORF.at; 3.11.2011)

Jorisch zeigte sich von der Vorgangsweise der Salzburger offensichtlich beeindruckt: Er bot dem Museum an, aus dem Erlös des Verkaufs des Bildes 1,3 Millionen Euro für die Renovierung und den Umbau des alten Wasserturms zur Verfügung zu stellen. Der Umbau des Turms - unter anderem zu Künstlerateliers - wird seit Jahren wegen Geldmangels verschoben. Er soll dann Amalie-Redlich-Turm heißen.

Letzte Rückgabe im Herbst

Seit mehreren Jahren wird in den Museen des Landes Salzburg die Herkunft der Kunstwerke aufgearbeitet und gezielt danach geforscht, ob sie sich rechtmäßig im Besitz des Museums befinden. Bisher wurden einige Restitutionsfälle gefunden - so zum Beispiel ein Bild der französischen Malerin Berthe Morisot. Im Herbst des vergangenen Jahres stellte sich heraus, dass sich „Jeanne Pontillon a la capeline“ nicht rechtmäßig im Besitz des Museums der Moderne befindet. 1977 wurde es von Welz ersteigert und in die Sammlung integriert.

Auf Welz stößt man immer wieder, wenn es um Kunstwerke geht, die möglicherweise nicht rechtmäßig in einem Salzburger Museum sind. Welz kaufte für die Landesammlungen und für seine eigene Galerie, auch während der NS-Zeit. Selbst die Nazis beurteilten seine Vorgangsweise skeptisch und stellten deshalb Nachforschungen an - heute eine wichtige Quelle für die Provenienzforschung.

Herkunft von zehn bis 15 Werken zweifelhaft

Die Residenzgalerie schloss die Überprüfung ihrer Bestände 2007 ab. Im Salzburg Museum will man nochmals beginnen, die Herkunftsnachweise zu untersuchen. Im Museum der Moderne wurden in den letzten Jahren mehr als 1.000 Blätter untersucht, darunter auch solche aus der Sammlung Welz aus dem Jahr 1977. Bei zehn bis 15 Kunstwerken wurde die Herkunft als zweifelhaft eingestuft.

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