Mobbing nimmt zu - auch in Salzburg

Mobbing im Berufsleben nimmt auch in Salzburg zu. Davor warnen Arbeiterkammer (AK) und Psychologen. Das Hauptproblem dabei sei, dass es bis heute in Österreich kein Gesetz gegen Mobbing gibt, beklagen Experten.

Seit zehn Jahren bietet die Arbeiterkammer Opfern von Mobbing Beratung und Hilfe an. Rund 200 Personen nehmen dieses Angebot pro Jahr in Anspruch.

Mobbing in Österreich kein Rechtsbegriff

Mobbing ist in Österreich ein Begriff aus den Sozialwissenschaften, aber kein Rechtsbegriff. Dem entsprechend wenig Menschen würden auch wissen, was Mobbing überhaupt genau ist, beklagt Heimo Typplt, Leiter der Rechtsberatung bei der Arbeiterkammer. Dabei sei fachlich ganz klar, was mit Mobbing gemeint ist, sagt der Psychologe Clemens Hausmann.

„Unter Mobbing versteht man, dass jemand absichtlich, systematisch und über einen längeren Zeitraum fertig gemacht wird. Es werden Handlungen gesetzt, von denen man von vornherein weiß, dass sie kränkend oder ausgrenzend sind.“

Vorgesetzter wäre zur Fürsorge verpflichtet

Bemerkt ein Vorgesetzter einen Fall von Mobbing, dann hätte er eigentlich eine Fürsorgepflicht und müsste ihn abstellen, sagt Mobbing-Expertin Gabriele Wonnebauer von der AK.

„Wenn sich ein Vorgesetzter in so einem Fall zurück lehnt und nichts tut, dann kann man in den meisten Fällen sehr wenig machen.“

AK bietet Beratung und Hilfe an

Zumindest Hilfe bei der Arbeiterkammer kann man und sollte man auch suchen, denn die Auswirkungen von Mobbing können für Betroffene dramatisch werden, erklärt Experte Clemens Hausmann.

„Das kann von somatischen Beschwerden über psychische Beschwerden bis hin zu dem Punkt reichen, wo Betroffene tatsächlich sagen: In diesem Unternehmen kann oder will ich nicht mehr arbeiten.“

Mobbing-Opfer schilderte seine Erfahrungen

Ein Mobbing Opfer aus Salzburg hat bei einem Pressegespräch der AK am Mittwoch seine Erfahrungen geschildert. Sie habe sich damals von allen Seiten ausspioniert gefühlt, sagte die Betroffene und erinnert sich.

„In dieser Phase wurde mir bewusst, wie sehr das Selbstwertgefühl leidet. Vor allem einen permanenten Vertrauens-Missbrauch kann man irgendwann einmal nicht mehr kompensieren und hält dem auch nicht mehr Stand.“

AK fordert Anti-Mobbing-Gesetz

Die Salzburgerin hat Hilfe gesucht - mit Erfolg. Dennoch müsste beim Thema Mobbing dringend eine rechtliche Grundlage her, verlangt AK-Rechtsexperte Heimo Typplt.

„Wir wünschen uns ganz dringend ein Anti-Mobbing-Gesetz, in dem der Rechtsbegriff des Mobbing klar definiert wird. Daran müsste auch die Politik Interesse haben, zumal aktuelle Untersuchungen aus Deutschland zeigen, dass der jährliche volkswirtschaftliche Schaden durch Mobbing dort schon in die Milliarden geht.“