Andrea Mielke in ihrer Wahlheimat, dem Burgenland
Privat
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Nachruf

Starke Stimme in Salzburg verstummt

Die Salzburgerin Andrea Mielke ist im 58. Lebensjahr gestorben. Sie hat sich seit ihrer Jugend für die Behinderten-Community in Salzburg eingesetzt, für ein selbstbestimmtes Leben mit Behinderung – ein stetes Kämpfen um Lebensfreiheit und Gleichberechtigung.

Als Betroffene mit einer schweren Muskelerkrankung (Spinale Muskelatrophie) von Geburt an, war sie Zeit ihres Lebens auf den Rollstuhl und Persönliche Assistenz angewiesen. All das hinderte sie nicht daran, eine Ausbildung zur Diplomsozialarbeiterin zu machen und diesen Beruf viele Jahre auszuüben.

Kämpferin für selbstbestimmtes Leben

Ihr Leben gestaltete sie selbstbestimmt, sie lebte 18 Stunden am Tag mit Persönlicher Assistenz: Frauen wie Männer ersetzten ihre Arme und Beine, waren Hilfe und Unterstützung im Alltag. Lange Jahre begleitete sie auch die speziell dafür ausgebildete Partnerhündin Tamara.

Andrea Mielke trat seit 1983 als Kämpferin für ein selbstbestimmtes Leben und als Aktivistin für die Rechte behinderter Menschen ein. Sie war Initiatorin der Fotoausstellung „Ein Hauch von Gefühl“ mit Fotograf Andreas Hauch, war Sprachrohr in Behindertenverbänden – ein Gesicht, das man kannte, eine Stimme, die sich immer Gehör verschaffte. Oft aber stand sie auch vor Treppen, die ihr Zugänge verwehrten, und vor Mauern, die sie ausschlossen.

Fotostrecke mit 10 Bildern

Andrea Mielke beim Interview zum Thema „Recht aufs Sterben“ im Jänner 2021
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Andrea Mielke beim Interview zum Thema „Recht aufs Sterben“ im Jänner 2021
Andrea Mielke: Bilder aus der Fotoausstellung „Ein Hauch von Gefühl“
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Bilder aus der Fotoausstellung „Ein Hauch von Gefühl“ mit Fotograf Andreas Hauch
Andrea Mielke mit Partnerhündin Tamara Anfang der 1990er Jahre
Foto Andreas Hauch
Mit Partnerhündin Tamara Anfang der 1990er Jahre
Andrea Mielke im Helicopter in Australien 1997
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Träume erfüllen: Im Helicopter in Australien 1997
Andrea Mielke in ihren eigenen vier Wänden
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In ihren eigenen vier Wänden, leben nach dem Motto: Mein Leben gehört mir – nur mir, ganz allein mir und sonst niemand!
Andrea Mielke und ihr Lebensgefährte und Assistent Adi 2021
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Andrea und ihr Lebensgefährte und Assistent Adi im Sommer 2021
Andrea Mielke beim Lesen ihrer Tagebücher
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Die letzten Sonnenstrahlen genießen
Andrea Mielke in ihrer Wahlheimat, dem Burgenland
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Andrea Mielke in ihrer Wahlheimat, dem Burgenland …
Andrea Mielke mit Adi, ihrem Lebensgefährten und Assistenten
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… um gemeinsam die letzten Wochen zu verbringen
Ein Kerze brennt, alle anderen schwimmen auf dem Wasser
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Eine brennende Kerze, stellvertretend für Viele

Von Wünschen nicht nur träumen

Privat erfüllte sie sich trotz Behinderung ihre Träume, unternahm Reisen nach Australien und innerhalb Europas; knüpfte Kontakte über die Grenzen Österreichs hinaus. Die letzten Lebensjahre verbrachte sie viele Wochen im Jahr in ihrer Wahlheimat, dem Burgenland, begleitet von ihrem Lebensgefährten und Assistenten Adi.

Die Suche nach Unterstützung durch Persönliche Assistenz wurde in den letzten Jahren immer schwieriger, der Alltag dadurch zu einem Kampf auf der Suche nach Menschen, die sie in ihrem selbstbestimmten Leben begleiten.

Assistierter Suizid: Salzburgerin gestorben

Gehen, wenn man will – und nicht, wenn man muss

Ihr Motto lautete: “Leben mit Wünschen und Möglichkeiten! Für manche Wünsche muss man selbst eintreten und sich stark machen.“ Dieses Motto hat sie bis an ihr Lebensende begleitet.

Beitrag aus „Aktuell nach Eins“ vom Jänner 2021

Andrea Mielke im Interview über das Recht aufs Sterben