Das Grab der Familie Mozart am Sebastiansfriedhof
Niko Zuparic
Niko Zuparic
„9 Plätze – 9 Schätze“

Der Friedhof St. Sebastian: „Edel, arm oder reich, der Tod macht alle gleich“

Mitten im Trubel der Salzburger Altstadt liegt versteckt in der Linzer Gasse der Friedhof St. Sebastian. Verwitterte Grabsteine, italienisch anmutende Arkaden und ein prachtvolles Mausoleum für den Fürsterzbischof: diese Begräbnisstätte zählt zu den schönsten in Salzburg.

Vermutlich haben sich deshalb viele berühmte Persönlichkeiten hier zur ewigen Ruhe gebettet – darunter auch die Familie Mozart.

Wolfgang Amadeus Mozarts Vater, Leopold Mozart, liegt am Sebastiansfriedhof begraben. Constanze Mozart, die Ehefrau des Komponisten, ruht hier, ebenso ihr zweiter Mann, Georg Nikolaus von Nissen, und Genovefa Weber, Constanzes Tante und Mutter von Carl Maria von Weber.

Und nicht zuletzt findet der Suchende das Grabmal des Arztes, Alchemisten, Mystikers und Philosophen Philippus Theophrastus Bombast von Hohenheim, besser bekannt als Paracelsus.

Sebastiansfriedhof, Linzer Gasse
Stadt Salzburg / Alexander Killer

Ewige Ruhe mitten in der Altstadt

Ein Platz für die ewige Ruhe mitten in der Salzburger Altstadt war für viele Salzburger Bürger- und Kaufmannsfamilien, Adelige und illustre Persönlichkeiten wichtig, die zwischen 1600 bis 1888 hier beerdigt wurden. Nach Fertigstellung des Kommunalfriedhofs waren Beerdigungen an diesem Ort aber lange nicht mehr möglich.

Auf Initiative des Bürgermeisters der Stadt ist der Friedhof nach mehr als 120 Jahren inzwischen wieder offiziell „besterbbar“. Seit 2014 sind Urnenbestattungen für alle Salzburgerinnen und Salzburger wieder möglich.

Ein Platz zum Rasten

Wer eine kleine Pause vom Getümmel in den Einkaufsstraßen der Salzburger Altstadt braucht, muss nur das schmiedeeiserne Tor in der Linzer Gasse 41 öffnen und betritt eine völlig andere Welt. Im denkmalgeschützten Friedhof des heiligen Sebastian beeindruckt die Geschichte der Stadt und ihrer Bewohner, man kommt hier aber auch zur Ruhe.

Friedensort für Thomas Bernhard

Für den Schriftsteller Thomas Bernhard, den der Tod Zeit seines Lebens faszinierte, war der Sebastiansfriedhof in Salzburg ein „Friedensort“. Uralte Grabsteine, verwittert, mit Moos bewachsen im Innenhof, prächtige Grüfte und Grabplatten in den Arkaden.

Arkaden Sebastiansfriedhof
Niko Zuparic

Doch egal, wie prunkvoll oder bescheiden die letzte Ruhestätte auch ist, egal ob Erzbischof, Schriftsteller, Musikvirtuose oder einfacher Bürger: am „letzten Platz“ sind wir alle gleich. Diese Gewissheit gibt uns dieser vielfältige Friedhof einmal mehr.

Ein Mausoleum für den Fürsterzbischof

Als Ersatz für den aufgelassenen Domfriedhof ließ Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau diesen Friedhof zwischen 1595 und 1600 vom italienischen Baumeister Andrea Bertoletti erbauen. Der Bauherr und Kunstmäzen Wolf Dietrich wollte eine Ruhestätte nach italienischem Vorbild, er wollte einen Camposanto, ein Heiliges Feld, einen umschlossenen Innenhof mit einem nach innen offenen Bogengang.

Der bekannteste Camposanto Monumentale ist jener neben dem Dom in Pisa. Bertoletti selbst starb im Jahr 1596 und wurde als Erster auf diesem Gottesacker in der Linzer Gasse begraben.

Der Friedhof St. Sebastian

Sendungshinweis

„Salzburg heute“, 1.10.2020

Der Friedhof ist fast quadratisch angelegt, in seinem Zentrum erhebt sich die dem heiligen Gabriel geweihte Kapelle, das Mausoleum Fürsterzbischof Wolf Dietrichs im Stil der Spätrenaissance. Schon zu Lebzeiten war dieser Platz für den Herrscher bestimmt, dort fand er 1617, nach langer Festungshaft, seine letzte Ruhe. Das Gebäude lässt erahnen, welche Macht, welche Größe die Fürsterzbischöfe in vergangenen Zeiten hatten.

Heute reiht sich eine Gruft nach der anderen an der Außenmauer der Arkaden, alle mit kunstvollen, individuellen Grabplatten geschmückt. Bemerkenswert sind auch die Marmorplatten am Boden des Arkadengangs, im Laufe mehrerer Jahrhunderte von zahllosen Schuhsohlen glattpoliert.

Für den Heiligen der Kranken

Untrennbar mit dem Friedhof verbunden ist die St. Sebastianskirche. Das ursprünglich gotische Gebäude ließ bereits Erzbischof Leonhard von Keutschach in den Jahren 1505 bis 1512 in der Nähe des Bruderhofs, eines Spitals für Arme, erbauen. Sie ist dem Heiligen der Kranken, vor allem der Pestkranken, dem heiligen Sebastian geweiht.

Vor dem Jahr 1500 lag an dieser Stelle, damals jedoch noch außerhalb der Stadtmauern, der Pestfriedhof. Die Kirche, wie sie sich heute zeigt, wurde 1750 erbaut, 1754 geweiht und später barockisiert. Das große Deckenfresko und das alte Altarbild, beide von Paul Troger, gingen beim großen Stadtbrand 1818 verloren.

Sebastiansfriedhof
Stadt Salzburg / Alexander Killer

Ein „ewiger“ Schatz

Ein Spaziergang zur Sebastianskirche und durch den Friedhof lässt einen nach einem aufregenden Tag in der Salzburger Altstadt zur Ruhe kommen und über das Leben und vor allem über das Danach nachdenken.

Aber ist es nicht befremdlich, einen Friedhof als „schönsten Platz“ zu deklarieren? Beim Besuch des Friedhofs St. Sebastian in der Salzburger Linzer Gasse wird offenkundig, dass auch ein Friedhof eine Sehenswürdigkeit ist: ein wahrer, ehrwürdiger und ewiger Schatz im Bundesland Salzburg.