Bei der Eröffnungsfeier des Landesstudios 1972 waren Frauen kaum zu sehen: Die Fernsehbilder von damals belegen das ganz deutlich. Frauen waren – wenn überhaupt – als Begleitung von Männern mit dabei. Journalismus war Männersache, Technik sowieso.
Keine „Geschlechtergerechtigkeit“ in Architektur
Ricarda Drüeke ist Medienwissenschaftlerin an an der Universität Salzburg und beschäftigt sich intensiv mit Genderfragen. Die Entwicklung über die Jahrzehnte im Landesstudio beschreibt sie so: „Der Architekt hat vermutlich nicht einen Gender-Aspekt in seiner Bauweise, in seinen Planungen enthalten. Das heißt: Es wurde in den damals gesellschaftlich vorherrschenden Kontexten gebaut. Da war wahrscheinlich nicht mitgedacht, dass die baulichen Elemente irgendwie gendersensibel sein sollten. Das war vermutlich als Repräsentationsbau gedacht. Was hier passiert, ist vermutlich in der Aneignung passiert – weil die Architektur an sich jetzt nicht Geschlechtergerechtigkeit oder -sensibilität in den Vordergrund gerückt hat.“
Die gesellschaftliche Entwicklung habe der letzten fünf Jahrzehnte habe aber auch das Ihre getan, „wie die Menschen beim ORF vielleicht auch mit emanzipatorischen Themen umgegangen sind – diese Aneignung und Gestaltung passiert an dieser Öffnung“, sagt Drüeke. „Die hat es dann unter anderem ermöglicht – mit diesem gesamten gesellschaftlichen Kontext –, dass mehr Frauen auch in Redaktionen, mehr Frauen in Medienberufen sind.“
50 Jahre Landesstudio: Medienwelt ist weiblich geworden
Landesdirektorin, mehr als Hälfte der Redaktion weiblich
Die Führung des ORF Landesstudios Salzburg ist seit dem 1. Jänner 2022 weiblich. Erstmals in der Geschichte des Hauses steht eine Frau an der Spitze. Waltraud Langer schätzt die Offenheit des Studios, und seine charakterstarke Wandelbarkeit: „Ich finde, Gustav Peichl ist es damals hervorragend gelungen, ein Landesstudio zu bauen, das nach wie vor allen Anforderungen gerecht wird. Es ist ganz leicht, auch das Neueste, was wir brauchen, hier zu installieren, weil er mit dieser Architektur alle Möglichkeiten dafür geschaffen hat. Das ist wirklich toll. Und erst heute erkennen wir, was ihm eigentlich damals da gelungen ist.“
Aktuell ist mehr als die Hälfte der MitarbeiterInnen in den Redaktionen des ORF Salzburg weiblich.