Dass ein Gebäude derartige Veränderungen mitmacht, sie sogar unterstützt, das ist nicht selbstverständlich. Architektur kann ermöglichen, kann Veränderungen initiieren, kann Kreativität vorantreiben und unterstützen.
ORF „fühlt sich verantwortlich für das Zeitgenössische“
Architektur ist aber auch ein Signal für Öffnung – davon ist Helga Rabl-Stadler, ehemalige Festspielpräsidentin, Ex-ORF-Stiftungsrätin und Tochter des Bauherrn – Generalintendant Gerd Bacher – überzeugt: „Die Architektur dieses Hauses hat sicher ganz deutlich gemacht: Wir, der ORF, fühlen uns verantwortlich für das Zeitgenössische. Denn der ORF hat den Vorteil, dass er so viel Inhalt, so viel Content von den schöpferischen Kräften dieses Landes bekommt. Aber dadurch hat er auch die große Verantwortung, wirklich eine Bühne zu sein. Und das zeigt sich mit dieser Architektur.“
Wie wertig die Architektur ist, beschreibt Ursula Spannberger, Architektin und langjähriges Mitglied des Salzburger Gestaltungsbeirats so: „Es ist ja eine Architekturikone. Aber aus meiner Sicht eine Ikone mit Benützungsqualität. Und es ist wirklich verblüffend, dass gerade Gustav Peichl, dem man immer zuschreibt, dass es ihm eigentlich nur ums Äußere gegangen ist – und das kann man hier in vielen Details sehen –, dass der so ein Haus konzipiert hat, das nach 50 Jahren eine derartige Qualität aufweist.“
50 Jahre Landesstudio: Ein durchdachter Bau
Halbrunde Ziegel im Keller als durchdachtes Detail
Ein kleines Detail macht deutlich, wie weit man vor 50 Jahren voraus gedacht hat. Im Keller des ORF Landesstudios wurden an den Ecken halbrunde Ziegel verbaut. Diese haben entscheidende Vorteile, sagt Spannberger: „Die sind haptisch angenehm und vielleicht formal wichtig. Aber ganz wichtig ist, dass sie nicht zerstört werden können. Es wird hier ja oft mit Wägen um die Kurve gefahren. Das müsste man immer wieder erneuern oder neue Schienen drauf machen. Und das besteht so seit 50 Jahren – es ist geradezu unglaublich. Und da sieht man wieder, wie relativ das ‚teurer‘ als etwas anderes ist. Weil das Teuerste ist jetzt die Arbeit. Und immer wenn man jemanden engagieren muss, um das zu reparieren, entstehen höhere Kosten.“ Deshalb sei das Prinzip ‚Zuerst denken, dann bauen‘ auch „das Wichtigste“, sagt Spannberger.
Zeitlose Architektur im kleinen wie im großen, die auch nach 50 Jahren Veränderung ihren Reiz noch lange nicht verloren hat.