„Peichl-Torte“ war 1972 noch eine der schmeichelhafteren Bezeichnungen für ein Bauwerk, das Salzburg damals entzweite. Die Reaktionen aus der Bevölkerung zum neuen ORF Landesstudio, das für viele einem UFO ähnlich sah, waren teils heftig: „Ich wohne in der Nähe und es ist wie ein Schandfleck“, sagte damals ein Salzburger. „Nach dem ersten Blick möchte ich sagen: Es ist eine neue Maginot-Linie, eine Verteidigungsanlage gegen Atomkrieg“, merkte ein anderer an. Und auch einer Salzburgerin gefiel das Studio nicht: „Es ist zu modern.“
Eindruck: „Das Raumschiff ist gelandet“
Doch es gibt auch andere Erinnerungen: Harald Manzl moderiert seit vielen Jahren „Salzburg heute“. Er war zwölf Jahre alt, als er von Verwandten zur Eröffnung des Landesstudios mitgenommen wurde.
„Mich hat da diese silberne Pracht angeleuchtet“, erinnert sich Manzl. „Und ich habe mir gedacht: So, das Raumschiff ist gelandet, jetzt ist es so weit. Und es war ja kurze nach der ersten Mondlandung, Apollo 11. Da sowas zu sehen, das war für mich schon außerirdisch in gewisser Weise. Mich bewegen diese Dinge, die ich damals gesehen habe, heute noch. Weil da waren Menschen in weißen Mänteln – das war so wie in den James-Bond-Filmen der 60er-Jahre. Die sind da herumspaziert und haben erklärt, was da abgeht im Haus. Und ich war nur fasziniert und elektrisiert.“
„Weder Lederhosen-Architektur noch Bürokraten-Barock“
Zur Eröffnung kam dann aber ganz Salzburg – natürlich auch der damalige ORF-Generalintendant Gerd Bacher. Der verteidigte in seiner Rede den Neubau: „Wiewohl diese Bauten nur zehn Prozent unseres gesamten Investitionsaufwandes kosten, glaubt man an mancher Stelle von Denkmälern – Denkmäler, die ich mir natürlich selbst baue – reden zu müssen: offensichtlich, weil sich der ORF weder der Lederhosen-Architektur verschrieb noch dem Bürokraten-Barock“, sagte Bacher damals.
50 Jahre Landesstudio Salzburg: Bürgerprotest und Eröffnung
Der 2019 verstorbene Architekt Gustav Peichl erklärte 1972 ‚seinen‘ Bau auf dem Dach eines Studios sitzend: „Der Bau eines Rundfunkstudios ist schon von seiner Bauaufgabe her von besonderer Bedeutung – treffen doch hier verschiedene Disziplinen, verschiedene Funktionen, Gestaltungsaufgaben, die Funktion der Technik in ungewohnter Weise aufeinander“, sagte Peichl damals. „Für mich ist bemerkenswert, dass wir einen Bauherrn gefunden haben, der nicht nur Verständnis für die Architektur aufgebracht hat, sondern der sich auch seiner kulturellen Aufgabe bewusst ist und hier dem Architekten und seinen vielen Mitarbeitern die Möglichkeit gab, die Träume und Ideen zu verwirklichen. Die Realisation und die Verwirklichung – auf die kommt’s mir an. Denn Pläne und gute Ideen gibt’s ja genug. Erich Kästner sagt dazu: ‚Es gibt nichts Gutes, außer man tut es‘.“