Gabriele Reisinger leitet die Igelhilfe Österreich. Im Haus der pensionierten Lehrerin in Mondsee (OÖ) befinden sich zurzeit 140 der stacheligen Vierbeiner. Reisinger leitet die Igelhilfe Österreich. Sie nimmt die Tiere auf, wenn sie zu schwach sind, um den Winter zu überleben.
Viele spätgeborene Jungtiere heuer
Und heuer seien das besonders viele Tiere, beobachtet Reisinger. Grund dafür seien die niedrigen Temperaturen im Mai und Juni gewesen. In diesen beiden Monaten ist die Paarungszeit der Igel. Wenn es zu kalt ist, paaren sie sich später. Die Jungen kommen dann zu knapp vor dem Winter auf die Welt – so wie heuer. „Alle diese Igel, die jetzt da geboren werden, haben keine Chance in der Natur, dass sie den Winter überleben, sondern im Gegenteil: Sie würden in der Natur nicht einmal zwei Wochen überleben“, sagt Reisinger. Normalerweise habe ein Jungigel 250 bis 300 Gramm, wenn ihn die Mutter verlässt. Um den Winterschlaf zu überstehen, müsse er rund 800 Gramm an Gewicht haben.
Die meisten Igel, die Reisinger bei sich aufnimmt, sind viel zu spät geboren, um sich vor dem Winterschlaf noch genug Gewicht anzufressen. Sie empfiehlt, Igel, die offensichtlich zu schwach sind, um den Winter zu überstehen, in menschliche Obhut zu nehmen: „Es bekommt die Fütterung, die er braucht, und muss auch entwurmt werden. Und wenn er 800 Gramm hat, geht er in einen kontrollierten Winterschlaf.“ Im Frühjahr werde das Tier wieder freigelassen.
„Füttern ist nur geringer Beitrag zum Schutz “
Das menschliche Eingreifen ist aber nicht unumstritten, sagt der Direktor des Salzburger Hauses der Natur, der Biologe Robert Lindner: „Das wird durchaus kontrovers diskutiert. Einerseits gibt es natürlich sozusagen diese durchaus nachvollziehbare menschliche Regung hier zu helfen, andererseits greift man natürlich damit in natürliche Prozesse ein. Tatsache ist auch, dass diese Maßnahmen zum Schutz der Igel als Art nur einen sehr geringen Beitrag leisten.“
Laub, Äste liegenlassen, wenig Mähen und Jäten
Wer den Igeln helfen will, solle in erster Linie darauf achten, dass genügend Nahrung für sie bereitsteht. Konkret kann man dazu Laub und Äste im Garten liegen lassen, auf das Unkrautjäten verzichten, den Rasen nur wenig mähen und kein Schneckengift ausstreuen. „Es ist sicherlich so, dass dieser Nahrungsengpass in der von uns bereitgestellten Landschaft sozusagen eines der größten Probleme für den Igel darstellt."
Im Garten haben die Igel jedenfalls eine wichtige Funktion – sie würden fehlen, wenn es sie nicht gibt „Man kann aber davon ausgehen, dass natürlich Igel dadurch, dass sie Engerlinge, also durchaus vom Menschen als Schädlinge angesehene Insekten, vertilgen, es damit zu einem Überhandnehmen dieser für den Menschen nicht sehr angenehmen Mitbewohner im Garten kommen würde.“