Vor 100 Jahren verfasste Schnitzler die Monolog-Novelle „Fräulein Else“. Der Schriftsteller Thomas Arzt transformierte das damals revolutionäre Werk jetzt unter dem Titel „Else (ohne Fräulein)“ ins Heute. Seine Fassung ist in der ARGEKultur zu sehen.
15-jährige Else in Zerreißprobe
Die Handlung: Die erst 15-jährige Else verbringt ihren Sommerurlaub in einem Hotel ihrer Tante. Die Teenagerin ahnt nicht, dass auch der Richter, der einen Prozess gegen ihren Vater führt, im selben Hotel weilt. Erpresserisch nähert er sich dem Mädchen an. Die Jugendliche gerät in eine Zerreißprobe zwischen sexueller Selbstbestimmung und männlichem Machtmissbrauch.

Arthur Schnitzler – Experte für das menschliche Innenleben – wählte den inneren Monolog, um das Seelenleben hervorzukehren. Das tut auch der Autor Thomas Arzt, bringt allerdings auch ganz aktuelle Probleme der Zeit ans Tageslicht: etwa den Druck über soziale Medien und damit verbundene Schönheitsideale, mit denen Jugendliche heute konfrontiert sind.
Regisseurin will „Umgehen mit extremer Situation“ zeigen
Regisseurin Helena May Heber dazu: „Egal in welcher Situation, wenn ein Mensch in diese extreme Drucksituation kommt, wie geht man damit um, in so einer Extremsituation. Und dadurch, dass in unserer modernen Version die Else viel jünger ist und das Ganze auch medial beleuchtet wird, kriegt es natürlich eine ganz andere Brisanz.“
Michael Kolnberger, Regisseur und Leiter des „Theater direkt“ betont: „Natürlich hat sich durch die feministische Debatte vieles verändert in der Gesellschaft. Aber die Gerechtigkeit und die Fairness zwischen den Geschlechtern, was ein großer Bestandteil ist unserer demokratischen Werte, das ist immer noch ein Projekt und es ist noch nicht abgeschlossen.“
Weltberühmter Innerer Monolog als Zwei-Personen-Stück
Innere Widersprüche „kommen durch Dialog raus“
Das „Theater direkt“ setzt auf zwei Darstellerinnen, die den innneren Konflikt und Elses Zerrissenheit zusätzlich unterstreichen: „Ich glaube halt gerade die Widersprüche, die durch den Dialog rauskommen“, sagt Sophia Fischbacher, eine der beiden Darstellerinnen. „Wenn das jetzt wirklich nur von einer Person wäre – klar kann man sich auch selber widersprechen –, aber ich glaube das macht es halt lebendiger.“
Und ihre Bühnenkollegin Johanna Klaushofer ergänzt: „Wenn man in sich geht und über Sachen nachdenkt, versucht man sich eigentlich auch oft Sachen schön zu reden oder schlecht zu reden. Aber das passiert alles innen und innerhalb von Millisekunden – und das versuchen wir auf die Bühne zu bringen.“
„Else (ohne Fräulein)“ von Thomas Arzt ist noch bis Mittwoch vier Mal in der ARGEKultur Salzburg zu sehen.