Zinkenbacher Malerkolonie
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Kultur

Gegensätzlicher Galerienspaziergang

Zwei Salzburger Galerien zeigen derzeit Ausstellungen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: Während in St. Gilgen (Flachgau) Arbeiten der Zinkenbacher Malerkolonie an der Schwelle zur Moderne zu sehen sind, präsentiert Burg Hohenwerfen (Pongau) brachiale Bilder von Franz Janz.

Dunkel, unheimlich, besessen – sind Eigenschaftswörter, die zum Werk des steirischen Malers Janz Franz passen. Er war ein Getriebener, der mit dem Teufel verkehrte. Auf Burg Hohenwerfen sind derzeit 37 seiner Dämonenbilder unter dem Titel „Breakdown“ ausgestellt. „Es gibt zum Beispiel ein Bild, das heißt der ‚20. Nervenzusammenbruch‘. Also er hat Malprozesse gemacht, sich hineingesteigert, ist dann zusammengebrochen, musste lange Pause machen und ist dann wieder hineingestiegen – Deswegen Breakdown“, sagt Galerist Ferdinand Altnöder.

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Janz Franz
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20th Nervous Breakdown – der 20. Nervenzusammenbruch
Janz Franz
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Teufel und Dämonen zählen ebenso zu Janz’ Werk wie Gott und Glaube
Janz Franz
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Die Arbeiten sind farbenintensiver Ausdruck der Gefühlswelt des Steirers
Janz Franz
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Janz Franz bediente sich neben Gemälden immer wieder auch skulpturaler Arbeiten, hier sogar mit Zigarette
Janz Franz
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In kräftigem Grün sieht Janz Franz hier den Herrgott
Janz Franz
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Mit seinen ausdrucksstarken Arbeiten kehrt Janz Franz (1946 – 2017) posthum auf Burg Hohenwerfen, wo er 1992 bei einem Malersymposium seine künstlerische Karriere begann

Nervenzusammenbrüche und Austausch mit Dämonen

So extrem und kompromisslos die Kunst von Janz Franz war, war auch als Mensch. „Also ursprünglich habe ich gemeint, wie ich ihn kennengelernt habe, ich habe es mit einem Borderliner zu tun. In Wirklichkeit haben wir es zu tun mit einem absoluten Exzentriker. Janz fühlte sich auf der Höhe. Auf einem Bild schreibt er, ‚ich bin der Sonnenkönig, nur ich bin der Sonnenkönig‘. Er wollte der Schiele 2000 werden, John Lennon werden und er schreibt auf einem Bild, ‚ich bin der Boss‘. Das musste man einfach anerkennen“, sagt Altnöder. Bis 6. November ist diese Ausstellung noch zu sehen.

Abstraktes der Zinkenbacher Meisterschüler

Ein beschauliches Kontrastprogramm, dabei aber nicht weniger progressiv, bietet das Museum der Zinkenbacher Malerkolonie in St. Gilgen (Flachgau). Unter dem Titel „Meister – Schüler – Meisterschüler" werden hier die Professoren der Malerkolonie und ihre Schülerinnen ausgestellt. Unter anderem sind Werke von Ferdinand Kitt, Josef Dobrowsky, Lisel Salzer und Arik Brauer zu sehen.

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Zinkenbacher Malerkolonie
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Für gegenständliche Darstellungen idyllischer alpenländischer Landschaften sind die Zinkenbacher berühmt
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Maler, Musiker, Komponist und Multitalent Arik Brauer ist mit diesem Porträt vertreten
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Der Ortsteil Zinkenbach (heute Abersee) in St. Gilgen war für viele Künstler der Zwischenkriegszeit Inspiration und Arbeitsplatz zugleich
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Öl auf Leinwand, Aquarelle oder grafische Arbeiten – die Bandbreite der künstlerischen Techniken ist groß
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Die meisten Künstler der Zinkenbacher Malerkolonie begannen mit gegenständlichen Arbeiten …
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… schufen aber bereits in der Zwischenkriegszeit auch erste moderne, abstrakte Werke
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So bietet die Ausstellung durchaus zahlreiche überraschende Momente

Malerkolonie am Weg in die Moderne

„Wir betreten damit Neuland, weil die Zinkenbacher Maler in der Mehrzahl doch gegenständliche Maler waren. Die Schüler von den drei Professoren, die wir im Rahmen dieser Malergruppierung gehabt haben, treten natürlich heraus aus deren Schatten und gehen in die Moderne. Diese Art der Malerei hat Österreich schon fast zu spät erreicht, sodass man sagen kann, vielleicht hat man schon auf diese abstrakten Künstler gewartet“, sagt der Museumsvorstand der Zinkenbacher Malerkolonie Günther Friedrich.

Gegensätzlicher Galerienspaziergang

Der Schwerpunkt dieser Ausstellung liegt auf dem Spannungsverhältnis zwischen der gegenständlichen und der abstrakten Malerei. Dem künstlerischen Freiheitsdrang der Nachkriegszeit ist in St. Gilgen noch bis 8. Oktober nachzuspüren.