Nur drei Monate nach ihrer Auswilderung in einer geschützen Felsnische einer Steilwand sind die zwei jungen Bartgeier namens Sisi und Nepomuk das erste Mal geflogen – und zwar im Klausbachtal, das die bayerische Ramsau über den Hirschbichl mit Weißbach bei Lofer (Pinzgau) verbindet.
Das hat die Forscher überrascht. Denn Bartgeier wagen meist erst nach vier Monaten, also eigentlich einen Monat später, ihren Jungfernflug. Dieser ging zu einem vorbereiteten Futterplatz in unmittelbarer Nähe ihres Nestes. Bald werden die Geier dann das elegante Ausnützen der Thermik erlernen.
Bartgeier zählen zu den größten flugfähigen Vögeln
All das wird von Forschern des bayerischen Naturschutzverbandes überwacht. Naturfotografen sind aufgefordert, großen Abstand zu den beiden Bartgeiern zu halten. Nationalpark-Ranger sind im Einsatz, um dies sicherzustellen. Vier Bartgeier sind in den letzten Jahren in Brechtesgaden ausgewildert worden – einer ist verendet, die anderen sind mit Sendern unterwegs. Bavaria und Recka halten sich gern im Tennen- und Hagengebirge auf, Dagmar in Frankreich und der Schweiz.
Bartgeier mit ihrer Flügelspannweite von bis zu drei Metern zählen zu den größten flugfähigen Vögeln der Welt. Vor mehr als 100 Jahren wurden sie in den Alpen ausgerottet. Seit den späten 1980ern aber werden in Zoos geborene Jungtiere wieder ausgewildert, brüten seit etwa 25 Jahren auch selbst, sind in den Ostalpen aber damit nicht sehr erfolgreich – deshalb die menschenunterstützte Wiederansiedelung. Bartgeier ernähren sich hauptsächlich von Aas.