Prozess Wirt und Trauerredner überführt Trickbetrügerin
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Chronik

Trickbetrügerin überführt: Haft für Frau

Wegen schweren Betrugs mit dem Tochter-Sohn-Trick ist am Freitag eine Frau zu eineinhalb Jahren Haft verurteil worden. Ein Trauerredner aus Hof (Flachgau) war angerufen worden und hatte den Betrugsversuch bemerkt. Er hat seinen Bekannten gebeten das Telefonat mitzufilmen. Bei der Geldübergabe wurde die Frau festgenommen.

Im März rief ein vermeintlicher Kommissar den kinderlosen Trauerredner Anton Elsenhuber an und informierte ihn, dass seine angebliche Tochter einen tödlichen Verkehrsunfall verursacht habe und in Haft sei. Damit sie freigelassen werden kann, müssen 330.000 Euro Kaution gestellt werden. Dem 40-jährigen Flachgauer war sofort klar, dass es sich um einen Betrugsversuch handelt. Er war während des Telefonats bei einem befreundeten Bestattungsunternehmer und bat diesen, das Telefonat zu filmen.

Flachgauer informierte Polizei über Übergabe

Elsenhuber spielte einen älteren Herren, um die Betrüger bei der Stange zu halten. In der Kleidung seines Schwiegervaters und mit Gehstock fuhr er zum vereinbarten Ort, um die vermeintliche Gerichtsbotin für die Geldübergabe zu treffen. Bei der Kirche in Hof waren auch Polizisten positioniert, die Elsenhuber vorab über den Betrugsversuch informiert hatte. Bei der fingierten Geldübergabe wurde die Angeklagte festgenommen.

Verteidigung: „Mandantin war Geldesel“

Ihr Verteidiger Kurt Jelinek bezeichnete seine Mandantin am Freitag vor Gericht als Läuferin und Geldesel – die alleinerziehende Mutter habe für ein paar Hundert Euro den Geldbotendienst übernommen, und hätte nicht gewusst, dass sie bei der Übergabe mehr als 300.000 Euro entgegennehmen sollte.

Wirt überführt Trickbetrüger

Tschechin nahm Schein-Identitäten an

Die Staatsanwaltschaft hingegen ortete bei der Frau eine hohe kriminelle Energie: Die Angeklagte habe in den vergangenen Jahren verschiedenste Namen und Geburtsdaten verwendet – einmal sei sie eine 61-jährige Tschechin, einmal eine 47-jährige Slowakin gewesen. Dann habe sich herausgestellt, dass sie keinen Staatsbürgerschaftsnachweis hat und in Tschechien wegen Diebstahls und Erpressung bereits im Gefängnis gewesen war.

Frau schweigt zu Hintermännern

Auch wenn sie nur das kleinste Rädchen einer kriminellen Gruppe sei, brauche es eine strenge Strafe – das findet auch der Trauerredner aus Hof, Anton Elsenhuber, der bei dem Telefontrick mitgespielt und die Frau so überführt hatte: „Es heißt, dass es nur ein ganz kleiner Fisch ist, der heute verurteilt wird, das stimmt – aber wenn dieser kleine Fisch nicht bereit ist, zu jemandem hinzufahren und jemandem so viel Geld abzunehmen, dann würde dieser ganze Betrug nicht funktionieren.“

Zu den Hintermännern verweigerte die Angeklagte die Aussage. Sie entschuldigte sich und gab an, dass ihr der Vorfall sehr leid tue. Das Urteil von eineinhalb Jahren Haft ist nicht rechtskräftig.