Klaus Hoi (links) – Franz Berghold (rechts) Im Sommer 2011 begingen wir auf der Franz Senn Hütte feierlich den 100. Alpinärztekurs.

Franz Berghold als Gründungsvater und Organisator der Alpinärztekurse und Klaus Hoi als langjähriger alpinistischer Ausbildungsleiter wurden für ihre großen Verdienste geehrt.
Dhaulagiri & Tukuche Peak, Nepal/Gerald Lehner
Dhaulagiri & Tukuche Peak, Nepal/Gerald Lehner
Chronik

Alpin- und Höhenmediziner Berghold tot

Wie erst jetzt bekannt wurde, ist der international bekannte Alpinmediziner, Bergrettungsarzt, Extrembergsteiger, Höhenmediziner Franz Berghold aus Kaprun (Pinzgau) am vergangenen Sonntag verstorben. Er betreute als Landarzt über Jahrzehnte die Kapruner Bevölkerung und war auch Professor der Uni Salzburg. Berghold wurde 74 Jahre alt.

Der Pinzgauer Arzt, Wissenschafter und Sportler starb nach schwerer Krankheit. Er stammte ursprünglich aus Mürzzuschlag (Steiermark) und war auch staatlich geprüfter Berg- und Skiführer sowie passionierter Hochseesegler.

Klaus Hoi (links) – Franz Berghold (rechts) Im Sommer 2011 begingen wir auf der Franz Senn Hütte feierlich den 100. Alpinärztekurs.

Franz Berghold als Gründungsvater und Organisator der Alpinärztekurse und Klaus Hoi als langjähriger alpinistischer Ausbildungsleiter wurden für ihre großen Verdienste geehrt.
ÖGAHM

Nach dem Medizinstudium in Graz kam Berghold 1973 als Assistenzarzt in die Landeshauptstadt Salzburg. Wenig später schlug er Wurzeln als praktischer Arzt in der aufstrebenden Tourismusgemeinde Kaprun. Hier in den Bergen der Großglocknergruppe zwischen Salzburg, Kärnten und Osttirol fand er auch bergsteigerisch genau das, was er suchte – schwierige und lange Touren, Klettereien in Fels und Eis. Schon damals zog es ihn auch nach Übersee zu hohen Bergen.

Lokal, regional, international

Als treibende Kraft gründete Berghold 1989 im Gasthof Sailer in Innsbruck mit gleichgesinnten Ärzten und Bergsteigern die Österreichische Gesellschaft für Alpin- und Höhenmedizin (ÖGAHM). Sie ist heute weltweit mit ihren Frauen und Männern in wissenschaftlichen Kreisen fest verankert. In der Heimat Kaprun organisierte Berghold internationale Fachkongresse am laufenden Band.

Er war unbezahlt in seinen Ehrenämtern über Jahrzehnte als Bergrettungsarzt aktiv – in den überregionalen Strukturen des Österreichischen Bergrettungsdienstes sowie in dessen lokaler Ortsstelle Kaprun. Hier beteiligte er sich über den Stauseen der Kraftwerksgruppe zwischen Imbachhorn, Hohem Tenn, Wiesbachhorn, Klockerin, Bärenköpfen, Hoher Riffl, Hocheiser und Kitzsteinhorn an vielen harten Einsätzen und Lebensrettungen. Er war Mitglied des sehr schlagkräftigen Teams um den damaligen ÖBRD-Ortsstellenleiter Gustl Koller, einer bergsteigerischen Legende.

Klaus Hoi (links) – Franz Berghold (rechts) Im Sommer 2011 begingen wir auf der Franz Senn Hütte feierlich den 100. Alpinärztekurs.

Franz Berghold als Gründungsvater und Organisator der Alpinärztekurse und Klaus Hoi als langjähriger alpinistischer Ausbildungsleiter wurden für ihre großen Verdienste geehrt.
ÖGAHM
Franz Berghold (rechts) im Jahr 2011 bei einer Ehrung durch die Österreichische Gesellschaft für Alpin- und Höhenmedizin (ÖGAHM) als deren Gründer. Links Klaus Hoi, legendärer Kletterer, Bergsteiger, Ausbilder, Entwickler von Ausrüstung und Alpinpädagoge

Daneben habilitierte sich Berghold 1988 über den Fachbereich „Unfallkunde des Sports“ an der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Universität Salzburg und war ab 2001 noch außerordentlicher Universitätsprofessor. Er fungierte auch für Österreichs Justiz als gerichtlich beeideter Sachverständiger für Bergsport und Alpinunfälle.

Zwei Achttausender, 34 Expeditionen

Als Alpinist absolvierte er Touren hoher und (damals) höchster Schwierigkeitsgrade, darunter Erstbegehungen in den Ost- und Westalpen. Ab 1967 nahm der Salzburger an insgesamt 34 außereuropäischen Expeditionen und Bergfahrten teil, u. a. 1967 bei der Erstdurchquerung Spitzbergens auf Ski. 1977 bestieg er den Dhaulagiri in Nepal und 1979 den Broad Peak in Pakistan.

Großes Wiesbachhorn Kleines Wiesbachhorn Hoher Tenn Schneespitz Bauernbrachkopf Bratschenkopf Klockerin Stausee Wasserfallboden Mooserboden Kaprun Kapruner Tal Glocknergruppe Hohe Tauern Nationalpark
Flugbild: Gerald Lehner
Bergholds Heimatberge rund um das Große Wiesbachhorn und die Stauseen im Kapruner Tal

Begeisterter Hochseesegler

Kaum bekannt ist, dass Berghold auch im Segelsport sehr aktiv war. „Bei uns in der Crew Tauern arbeitete er ehrenamtlich im Vorstand. Er hat unsere Hochseesegler medizinisch auf Vordermann gebracht. Aus seiner Feder stammt auch ein sehr empfehlenswertes Buch über Bordmedizin“, sagte Helmut Glawitsch dem ORF, Obmann beim Segelverein Crew Tauern in Kaprun (Pinzgau) und Kfz-Techniker in Bad Gastein (Pongau).

Der Trauergottesdienst für Berghold beginnt Freitag um 14.00 Uhr in der Pfarrkirche Kaprun.