Arbeiter in Fabrik an Maschine
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Wirtschaft

Firmen gegen Vier-Tage-Woche mit Lohnausgleich

Von der Gewerkschaft wird die Vier-Tage-Woche mit Lohnausgleich gefordert, was einer Arbeitszeitverkürzung gleichkommt. Doch die Salzburger Unternehmen lehnen das klar ab – das zeigt eine Umfrage der Wirtschaftskammer unter mehr als tausend Betrieben.

Mehr als 90 Prozent der an der Umfrage teilnehmenden Firmen lehnten die Vier-Tage-Woche mit Lohnausgleich ab, sagt der Präsident der Wirtschaftskammer Salzburg Peter Buchmüller: „Wir sind nicht generell gegen eine Vier-Tage-Woche. Die gibt’s ja schon, das ist rechtlich schon möglich. Aber mit vollem Lohnausgleich und verkürzter Arbeitszeit – das geht nicht für die Wirtschaft.“

80 Prozent zahlen über Kollektiv

Statt mit Arbeitszeitverkürzung locken die Salzburger Betriebe ihre Mitarbeiter aktuell vor allem mit Geld und flexiblen Arbeitszeiten, wie die Umfrage zeigt: Konkret gaben 80 Prozent der teilnehmenden Unternehmen an, dass sie über Kollektivvertrag bezahlen. Über 50 Prozent bieten dazu flexible Arbeitszeitmodelle wie Gleitzeit oder geblockte Arbeitszeit an. Rund ein Drittel der Unternehmen lockt darüber hinaus mit zusätzlichen Sozialleistungen wie etwa einem Klimaticket.

Ein Drittel der Betriebe kompensiert den Arbeitskräftemangel durch Überstunden. Ein Fünftel beschäftigt bereits Pensionisten. Geht es nach der Wirtschaftskammer, muss vor allem Letzteres noch attraktiver werden – etwa durch steuerliche Erleichterungen oder das Streichen von Pensionsbeiträgen.

Unternehmer gegen Vier-Tage-Woche mit Lohnausgleich

Wirtschaftskammer: Vollzeit muss attraktiver werden

Ebenso sollen mehr Überstunden steuerfrei und Vollzeitarbeit zwischen 38,5 und 40 Stunden pro Woche wieder attraktiver werden, sagt Buchmüller: „Es wird der, der Vollzeit arbeitet, eigentlich bestraft. Das muss sich ändern, es muss sich das Steuersystem ändern. Wir müssen zurück zu mehr Vollzeit, weil unser Sozialsystem nicht auf Teilzeit, sondern auch Vollzeit ausgerichtet ist.“

Aktuell geht die Entwicklung jedoch hin zu mehr Teilzeitarbeit. Arbeiteten in den 1970er-Jahren nur 6,5 Prozent der Arbeitnehmer in Teilzeit, ist es heute knapp jeder dritte Beschäftigte. Die Gründe dafür sehen die Betriebe in der Wirtschaftskammer-Umfrage so: Demnach sagen knapp 56 Prozent der Unternehmer, dass die Beschäftigten wegen des Wunschs nach mehr Freizeit nur noch in Teilzeit arbeiten. Weitere 50 Prozent sehen fehlende steuerliche Anreize für eine Arbeitszeitaufstockung als Grund. Und erst auf Platz drei komme bei einem Drittel der befragten Unternehmen die fehlenden Kinderbetreuungsplätze als Begründung für Teilzeitbeschäftigungen. Dennoch fordert die Kammer einen Rechtsanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz, um die Teilzeitquote zu senken.

KPÖplus-Parteichef Kay Michael Dankl im Interview

KPÖplus-Parteichef Kay Michael Dankl erklärt, wie man die Vier-Tage-Woche umsetzen könnte und greift das Argument des verschärften Arbeitskräftemangels auf.

Kammer auch für erleichterten Zuzug von Fachkräften

Gleichzeitig brauche es eine weitere Reform der Rot-Weiß-Rot-Karte, um Fachkräfte von außerhalb der EU leichter ins Land holen zu können, sagt Lorenz Huber, Arbeitsrechtsexperte der Salzburger Wirtschaftskammer: „Die Zahl der positiven Gutachten vom AMS ist im letzten Jahr um 60 Prozent gestiegen – allerdings braucht es sicherlich noch weitere Schritte. Es wird weitere Liberalisierungen brauchen, um hier tatsächlich einen qualifizierten Zuzug von Fachkräften zu ermöglichen.“

Denn angesichts der demographischen Entwicklung sei der Arbeitskräftemangel ohne Zuzug in den kommenden Jahren für viele Betriebe nicht mehr zu kompensieren.