Der Binkel wurde jahrtausendelang im heutigen Österreich angebaut – das zeigen archäologische Funde zum Beispiel bei den Pfahlbauten am Mondsee (OÖ). Erst im Lauf des 20. Jahrhunderts verschwand der Binkelanbau aus den Alpenregionen. In den Genpools für alte Sorten findet man kaum noch Binkelsaatgut, er galt schon als fast ausgestorben.
Getreide für karge Böden
Doch die Schülerinnen und Schüler der Landwirtschaftlichen Fachschule in Tamsweg kultivieren den Biobinkel seit 2021 wieder erfolgreich: „Der Binkel passt eigentlich sehr gut für unsere Lage“, sagt Markus Schreilechner, Lehrer an der Landwirtschaftlichen Fachschule Tamsweg. „Er ist zwar langstrohig und produziert relativ viel Stroh, der Binkel wird 1,50 Meter hoch. Aber er braucht karge Böden, wenig Nährstoffe und er wächst an Standorten, die sandig sind, wo Kies und Schotter drin sind.“
Unterstützt wird der Binkelanbau von Peter Löcker vom Biohof Sauschneider in St. Margarethen im Lungau: „Das ist wieder eine Herausforderung, das taugt mir voll, und ich unterstütze das ganze Projekt, dass da was weiter geht. Grad die alten Getreidesorten sind wahre Schätze, die wir da hüten.“
Nischenprodukte „kommen immer besser an“
Mehr als 60 Prozent der bäuerlichen Betriebe im Lungau werden biologisch bewirtschaftet. Dabei wird mit dem Tauernroggen auch schon eine andere besondere Getreidesorte in Salzburgs höchstgelegenem Bezirk angebaut.
Alte Sorten wieder aufleben lassen – das ist ein wichtiger Beitrag zum Erhalt der Biodiversität und ein zusätzliches Standbein für die Landwirtschaftsschüler: „Interessant wäre es sicher. Aber bei uns bäckt die Mama daheim, und wir kaufen eigentlich eh nur das Getreide, das in der Umgebung wächst“, sagt Schüler Raphael Lanschützer.
„Die Stangenware kriegt man eh überall, aber diese Nischenprodukte, zum Beispiel das Gebäck, das mit Binkel produziert wird, das kommt bei den Leuten immer besser an“, ist Lehrer Schreilechner überzeugt.
Landwirtschaftsschüler kultivieren Urgetreide Binkel
Wagrainer Bäcker verarbeitet Binkel zu Weckerln
Der Biobinkel aus dem Lungau wird vom Wagrainer (Pongau) Bäcker Florian Steinbauer verarbeitet. In seiner Backstube entstehen die kleinen Binkelweckerl: „Es ist einfach etwas Regionales und es ist eine seltene Getreidesorte, eine alte Getreidesorte. Und das Tüfteln an dem Ganzen, das interessiert mich eigentlich“, sagt Steinbauer.
Bei der Verarbeitung von Binkel ist Fachwissen gefragt, er erfordert viel Handarbeit, die sich aber auszahlt: „Geschmacklich hat er eine leichte Süße, und ich glaube, das passt ganz gut zum Frühstück.“