Windräder auf Bergrücken (im Koralmgebiet an der Grenze Steiermark/Kärnten)
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Umwelt & Klima

Salzburgs Alpenverein gegen Windräder im Gebirge

Windräder in Salzburgs Bergen zerstören zu viel Natur im Vergleich zur möglichen Energieausbeute. Diese Haltung hat die Alpenverein-Sektion Salzburg Mittwochabend bei einer Diskussion betont. Unumstritten ist diese Haltung aber selbst im Alpenverein nicht.

Elf Stellen im Land Salzburg sind für den Bau von Windrädern. Acht davon liegen in zum Teil sensiblen Gebirgs- und Hochgebirgsregionen – zum Beispiel auf dem Pirkegg nahe des Schönfeld-Gebiets im Lungau oder bei der Resterhöhe im Pinzgau. Am weitesten fortgeschritten ist das Projekt auf dem Windsfeld bei Flachauwinkl (Pongau). Das ist der Salzburger Alpenvereins-Sektionein Dorn im Auge. Hier müsse eine komplett neue schwerlastfähige Zufahrtsstraße über steiles Gelände errichtet werden, sagt Sektionsvorsitzender Roland Kals.

„Schäden in keinem Verhältnis zum Nutzen“

Und auch die Windräder selbst würden nicht nur in Flachau die Natur zerstören, ergänzt Kals: „Man braucht ein gewaltiges Fundament. Das heißt: Stahlbeton in großen Mengen. Und wir müssen davon ausgehen, dass diese Anlagen sehr, sehr hoch werden. Also wir reden hier von 230 Metern Höhe – das ist fast die Kategorie Eiffelturm. Die Eingriffe werden große Schäden verursachen und diese Schäden stehen in keinem Verhältnis zum Nutzen.“

Windräder auf Bergrücken (im Koralmgebiet an der Grenze Steiermark/Kärnten)
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In den Bergen erzeugen die Windräder deutlich weniger oft in Volllast Strom als in Offshore-Windparks, argumentiert der Salzburger Alpenverein

Windräder in den Bergen hätten nur knapp 20 Prozent Volllaststunden – das zeigen Daten aus der Steiermark, betonte der Herbert Jungwirth, Naturschutzreferent des Alpenvereins Oberösterreich bei dem Vortrag. Zum Vergleich: Offshore-Windparks im Meer würden 43 Prozent der Zeit mit Volllast Strom erzeugen.

Widerspruch aus dem Publikum

Diese Argumentation sorgte jedoch bei der Diskussion für Widerspruch bei so manchem Alpenvereinsmitglied im Publikum: „Es sind die kleinen Schritte, die uns dann schlussendlich auf den Gipfel bringen“, sagte eine Teilnehmerin. „Glauben Sie wirklich, dass auch kleine Schritte Schritte sind, die nichts bewirken?“ Ein anderer meinte: „Wieso sprechen wir von Landschaftsschutz, wenn wir uns klar sind, dass wir – wenn wir diesen Kurs in der Klimapolitik so weiterführen – keine alpine Landschaft mehr haben, wie wir sie jetzt kennen.“

Salzburger Alpenverein gegen Windräder im Gebirge

Referent: Energiesparen statt „Berge opfern“

Doch um die Klimawende zu schaffen, seien Windräder auf den Bergen das falsche Mittel, war Jungwirth überzeugt. Man sollte stattdessen an anderer Stelle ansetzen: „Es spielt die Energieeinsparung offensichtlich die geringste Rolle. Wir machen weiter wie bisher: Wir planen Speicherteiche, wir erweitern Skigebiete, der Flugverkehr soll wieder Vor-Corona-Niveau erreichen. Und wir opfern unsere Berge, unsere Landschaft für dieses System.“

Um den Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas zu schaffen, müsse der Energieverbrauch um ganze 50 Prozent sinken – und gleichzeitig mehr erneuerbare Energie unter anderem aus Wind erzeugt werden. Das ist auch Teil der Klimaziele sowohl des Landes Salzburg als auch des Bundes. Im Salzburger Landtagswahlkampf sprechen sich FPÖ, die MFG und „Wir sind Salzburg“ gegen Windräder auf den Bergen aus. Alle anderen Parteien sind dafür.

Österreichischer Alpenverein: Nicht gegen alle Windräder

Vom Dachverein – dem Österreichischen Alpenverein mit Sitz in Innsbruck – hieß es in einer Aussendung am Donnerstag, man würde Windenergie im Gebirgsraum nicht pauschal ablehnen. Neue Anlagen zur Erzeugung von Energie würden zweifelsfrei benötigt werden. Der Alpenverein stelle sich auch nicht gegen jedes Kraftwerksprojekt: Es seien einzelne, ausgewählte Projekte, gegen die er seine Stimme erhebe. Bei den kritisierten Anlagen handele sich um jene Projekte, bei denen die Natur- oder Landschaftszerstörung besonders hoch sei.