Frau kann nicht schlafen
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Wissenschaft

Seit CoV-Krise schlafen viele schlechter

Österreichs Bevölkerung schläft schlecht. Quer durch alle Altersgruppen leiden 25 bis 30 Prozent unter Schlafstörungen, wobei es Frauen häufiger trifft. Die Belastungen durch die CoV-Krise hätten sich messbar auf den Schlaf geschlagen und chronisch verfestigt, sagt der Salzburger Schlafforscher Manuel Schabus.

„Wir konnten das von Welle zu Welle beobachten“, betont Schabus, der an der Universität Salzburg ein Forschungsteam leitet. Und die Probleme der Corona-Zeit seien bei diesem wichtigen Thema geblieben.

Mehr psychische Krankheiten kommen dazu

Seit fünf Jahren erheben die Salzburger Schlafforscher jedes Jahr rund um den Weltschlaftag am 17. März das Schlafbefinden in einer Online-Befragung. Mit Beginn der Lockdowns sei eine Zunahme der Schlafprobleme festzustellen gewesen, und das führe auch zu mehr gesundheitlichen Problemen und psychischen Erkrankungen.

Durch ein geschwächtes Immunsystem komme es zu mehr Infektionen, auch die Reizbarkeit steige, „und das Risiko für Angsterkrankungen und Depressionen nimmt zu. Wir wissen sogar, dass ein dauerhafter Mangel an Schlafzeit die Lebenszeit um bis zu fünf Jahre verkürzen kann.“

Ältere hat es noch stärker getroffen

Deutlich stärker betroffen sind Frauen – und die Probleme werden mit zunehmendem Alter häufiger. Bei den Unter-30-Jährigen ist etwa jede dritte Frau betroffen, im Alter über 60 sind es mehr als zwei Drittel (72 Prozent). Bei den Männern unter 30 leidet ebenfalls fast jeder Dritte, der Wert steigt aber nicht so stark an: Bei den Über-60-Jährigen gaben 45 Prozent Schlafprobleme an. „Beunruhigend ist die Tatsache, dass als Grund für den schlechten Schlaf meist Stress am Arbeitsplatz genannt wird.“

20 Prozent der Männer haben durch schlechten Schlaf sogar schon einen Unfall oder Beinahe-Unfall erlebt. Bei den Frauen sind es rund zwölf Prozent.

„Erlernte Hilflosigkeit beeinträchtigt das Leben“

Das hohe Niveau seit Corona bei den Schlafstörungen ist laut Schabus zumindest bis ins Vorjahr geblieben. „Wir sprechen von einer erlernten Hilflosigkeit. Die Leute glauben nicht mehr, dass das aufhört. Und wir kommen von einer Krise in die nächste.“ Sein Fazit: „Österreich schläft erschreckend schlecht.“ Mit dem nun laufenden Durchgang der Befragung für 2023 wollen der Psychologe und sein Team erheben, ob die Probleme auch aktuell noch so häufig sind.

Sieben Stunden wären das gute Minimum

Die Studie zeigt weiters, dass die Menschen an Arbeitstagen im Schnitt 30 Minuten weniger als die nötigen sieben Stunden schlafen, und dann am Wochenende versuchen, den Schlaf wieder aufzuholen. Diese Rechnung gehe aber so nicht auf. Und der Schlaf hat auch Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit am Arbeitsplatz. Bei ausreichendem Schlaf steige die Produktivität um zwölf Prozent, die Zahl der Arbeitsunfälle sinke sogar um zwei Drittel.

Repräsentativ ist die Erhebung allerdings nicht, dazu würden die finanziellen Mittel fehlen, so der Schlafforscher. Es seien aber von 16 bis 85 alle Altersgruppen und sehr unterschiedliche Menschen vertreten. Und die Ergebnisse in Österreich würden sich mit internationalen Studienergebnissen decken.