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ORF.at/Georg Hummer
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Gericht

Armenhelfer beraubt: Vier Jahre Haft für 21-Jährigen

Beim Landesgericht hat sich Donnerstag ein Serbe verantworten müssen, der die Spendenbox beim Mirabellplatz brutal überfallen haben soll. Der 21-Jährige soll den Armenhelfer Max Luger niedergeschlagen und verletzt haben. Der Angeklagte wurde zu vier Jahren unbedingter Haft verurteilt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Der Verdächtige verwies Donnerstag vor Gericht auf seine Heroinsucht. Er bekenne sich nur zu einem Diebstahl, nicht aber zum Raub schuldig, so der Serbe am Donnerstagvormittag. Dabei verwechselte der Angeklagte in seinen Schilderungen vor Gericht immer wieder Daten und Fakten.

Anfang Dezember soll der 21-Jährige zum ersten Mal aus dem Spendencontainer von Max Luger 200 Euro gestohlen haben. Zwei Wochen später sei er erneut gekommen. Als der Betreiber die Polizei rufen wollte, schlug ihn der Serbe laut Anklage mit Faustschlägen zusammen – auch ins Gesicht. Danach habe der Mann seinem Opfer die Geldtasche mit 2.000 Euro Spendengeld entrissen. Die Gesamthöhe der Beute betrug laut Ermittlern 2.200 Euro.

Offenbar Geld vom Raub für Heroin

Zu Prozessbeginn sprach der Angeklagte von einem versehentlichen Schlag mit dem Ellenbogen. Später gab er Gerangel und Faustschläge zu. Statt drei Mal sei er nur zwei Mal beim Spendencontainer auf dem Mirabellplatz gewesen. Er sei drogensüchtig und seit mehreren Jahren von Heroin abhängig. Deshalb sei er auch beim Container gewesen, um Geld für Rauschgift zu bekommen.

Zeuge und Opfer Max Luger sagte Donnerstag allerdings vor Gericht, dass ihm der Angeklagte zum Zeitpunkt der Tat am 15. Dezember nicht beeinträchtigt erschienen sei.

Anklage: „Besonders dreistes Vorgehen“

Laut der Richterin sei es besonders dreist, einen Mann, der sich für Hilfsbedürftige einsetzt, zu bestehlen und dann unter wuchtigen Faustschlägen zu berauben. Ähnlich argumentiert auch die Staatsanwaltschaft: „Der Angeklagte hat wiederum um Geld gebeten. Das Opfer hat den Angeklagten aber sofort als Täter vom 1. Dezember wiedererkannt und angekündigt, die Polizei zu verständigen. Dadurch hat sich der Angeklagte dem Opfer in den Weg gestellt. Das Opfer hat ihm einen Schlag versetzt, woraufhin sich der Angeklagte dann auf das Opfer gestürzt hat und es zu Boden gebracht und ihm mehrere Faustschläge ins Gesicht versetzt hat. Danach hat er 2.000 Euro aus der Geldbörse des Opfers erbeutet“, schildert die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Salzburg, Elena Haslinger.

Serbe nach Überfällen auf Armenhelfer vor Gericht
ORF
Vor Gericht bekannte sich der Serbe des Diebstahls schuldig, aber nicht des Raubes

Viereinhalb Jahre Haft und Schmerzensgeld

Der mutmaßliche Räuber hat bereits acht Vorstrafen – durch diese wurde das mögliche Strafmaß gleich zu Beginn des Prozesses von zehn auf bis zu 15 Jahre Haft angehoben. Einschlägige Taten würden ein höheres Strafmaß verlangen, um wirklich abzusichern, dass die Täter nicht wieder straffällig werden, betonte das Gericht.

Tatsächlich wurde der 21-Jährige dann zu vier Jaren und sechs Monaten unbedingter Haft verurteilt. Zur Haftstrafe kommt noch ein finanzieller Schadensersatz und 500 Euro Schmerzensgeld. „Der Strafrahmen lag ja bei bis zu 15 Jahren und bei so vielen Vorstrafen meine ich schon, dass man mit einem Drittel vorgehen muss“, sagt Opferanwalt Stefan Rieder von der Opferschutzorganisation Weißer Ring.

Opfer beendete ehrenamtliche Tätigkeit

Mit Hilfe von – auch im ORF publizierten – Bildern aus einer Überwachungskamera identifizierte die Polizei den 21-jährigen Verdächtigen. Der 73-jährige Armenhelfer hängte nach dem Trauma des Überfalls die ehrenamtliche Arbeit im Spenden-Container an den Nagel.