Die Betreuung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen sei oft eine Herausforderung, sagen Betreuer. Viele seien traumatisiert. Die Aufarbeitung übersteige die Kapazität anderer Unterkünfte. Im Land Salzburg gibt es derzeit nur eine Einrichtung mit intensiver Betreuung. Der Bedarf sei deutlich höher, heißt es.
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Soziales

„Zu wenig Wohnraum für traumatisierte Flüchtlinge“

Die Betreuung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen sei oft eine Herausforderung, sagen Betreuer. Viele seien traumatisiert. Die Aufarbeitung ihrer Schicksale übersteige die Kapazität anderer Unterkünfte. Im Land Salzburg gibt es derzeit nur eine Einrichtung mit intensiver Betreuung. Der Bedarf sei deutlich höher, heißt es.

„Roots and Wings“ – „Wurzeln und Flügel“. So nennt sich die Wohngemeinschaft in Salzburg-Liefering. Betreut von einem zehnköpfigen Team wohnen sieben bis acht Jugendliche zusammen.

Qudratullah Ahamadzai ist 15. Er lernt gerade für die Mittelschule. Bei den Deutsch-Aufgaben unterstützt ihn einer der Leiter der Einrichtung, der selbst vor zehn Jahren aus Afghanistan nach Österreich gekommen ist.

„Kultur und Sprache lernen“

Die intensive Betreuung sei nötig, sagt Uwe Höfferer, Geschäftsführer von „Jugend am Werk“: „Die Jugendlichen, die zu uns in die Wohneinrichtung kommen, tragen doch ein großes Päckchen mit sich, haben viele schlimme Erfahrungen in ihrem Leben gemacht, leben in einem für sie fremden Land. Sie müssen die Sprache lernen, sie müssen die Kultur lernen, sie müssen die Gebräuche lernen bei uns. Das schaffen sie am besten, wenn sie sehr intensiv und sehr gut betreut werden.“

Doch auch das Gemeinschaftsgefühl und der soziale Anschluss sei in der Wohngemeinschaft wichtig, sagt Ahamadzai: „Freunde finden ist hier leichter. Wir lernen uns kennen – und nach einer Woche, zwei Wochen sind es Freunde.“

Lehre beim Sparkonzern im Lebensmittelhandel

Einer der älteren Bewohner ist Mohammad Reza Azimi. Er kam 2014 als Zwölfjähriger aus Afghanistan nach Österreich. Vor eineinhalb Monaten begann er eine Lebensmittel-Einzelhandelslehre.

Mit der Fleischtheke im Supermarkt ist er schon vertraut. Dass er in der betreuten Wohngemeinschaft lebt, das mache in der Arbeit keinen Unterschied. Patrick Ellmerer ist Gebietsleiter bei der der Spar-Fleischmarke Tann: „Im Alltag merkt man das gar nicht. Wir haben natürlich vorher intensive Gespräche gehabt – auch mit der Betreuungseinrichtung. Und da merkst du auch jetzt schon so richtig: Er braucht eine Abwechslung, er ist ein sehr großer Mehrwert für uns. Und es macht auch Spaß, wenn man ihm im täglichen Tun zusieht und auch zuschauen kann.“

Ab 21 eigene Wohnungssuche nötig

Bald wird Azimi auf eigenen Beinen stehen müssen. Er wird nämlich zu alt für die Jugend-Wohngemeinschaft: „Mit mehr als 21 darf ich nicht mehr in der WG wohnen. In drei Monaten muss ich ausziehen. Und ja: Ich suche mir eine Wohnung und so, aber es gibt noch ein paar Probleme. Schauen wir, wie es weiterläuft.“

Größtes Problem ist die Wohnung, wenn Azimi aus dem WG-Zimmer hinaus muss. Allerdings gebe es im Bundesland Salzburg ein großes Bemühen, dass die Jugendlichen weitervermittelt werden, heißt es von „Jugend am Werk“.