Fertig gepresste Platte aus Kaffeesatz wird auf Kaffeetisch vorgestellt
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Wirtschaft

FH entwickelt Tischplatte aus Kaffeesatz

Der Satz aus Kaffeekapseln soll wiederverwertet werden. Die Holz-Fachhochschule Kuchl (Tennengau) hat dazu gemeinsam mit der Altstoff Recycling Austria (ARA) eine Projekt, bei dem aus dem Kaffeesatz eine schadstofffreie und biologisch abbaubare Tischplatte hergestellt wird.

Um eine Tischplatte aus Kaffeesatz zu produzieren, mischt Felix Prändl im Materiallabor am Fachhochschulcampus Kuchl zunächst einmal Kaffeesatz mit Holzspänen. Die Holzspäne sorgen dank ihrer längeren Fasern für eine bessere Festigkeit im Material. Dann wird der Mischung noch ein proteinbasiertes, biologisch abbaubares Bindemittel hinzugefügt. Schließlich wird die Mischung dann in Form gegoßen und verpresst.

„Unser Anspruch war, im Zuge der Herstellung von Kaffeesudplatten ein biogenes Bindemittel herzunehmen“, schildert Prändl. „Das ist eine Herausforderung auf Grund der Eigenschaften des Kaffeesuds wegen der Faserlänge. Wir haben dann versucht und das erfolgreich implementieren können, ein Weizenprotein zu denaturieren und das als Bindemittel zu nehmen und somit einen vollkommenen biogenen Werkstoff zu erzeugen, wo der End-Of-Life-Cycle mit eindesignt ist. Es ist nämlich biologisch abbaubar.“

Fotostrecke mit 3 Bildern

Kaffeesatz wird in Plastikbox gestreut
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Der Kaffeesatz wird mit Holzspänen gemischt
Aus Kaffeesatz gepresst Platte im Rohzustand
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Danach wird das Gemisch mit einem Bindemittel gepresst
Weggeworfene Kaffeekapseln
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Verwertet wird der Kaffeesatz aus altem Kapselkaffee

„Wollen Kreislauf wieder schließen“

Bevor es tatsächlich gelang, aus dem Kaffeesatz eine stabile Platte herzustellen, waren mehrere Versuche und mechanische sowie physikalische Tests notwendig. Mit herkömmlichen Holzwerkstoffplatten kann die Tischplatte aus dem Kaffeesatz nicht mithalten.

Aber das war auch gar nicht der Anspruch, sagt Alexander Petutschnigg, Studiengangsleiter an der Fachhochschule: „Die Situation ist, dass wir das Produkt oft bis zu dem Punkt, wo wir es nicht mehr brauchen, betrachten – bei Kaffeekapseln, bis der Kaffee fertig ist. Und dann ist es eigentlich Müll. Und dort setzt eben diese Kooperation an, dass eben die ARA sich genau um diese Produkte kümmert, um diese Reststoffe. Wir wollen diesen Kreislauf gemeinsam wieder schließen, sodass nicht Müll, sondern Rohstoff entsteht.“

Tischplatten aus Kaffeesatz

Kaffeekapseln: Recyclingquote laut ARA 75 Prozent

Damit es zu einer Wiederverwertung von Aluminium und Kaffeesatz kommen kann, werden die beiden Komponenten in einer speziellen Aufbereitungsanlage in Tirol voneinander getrennt. Im Fall der Kaffeekapseln ist man, dank der freiwilligen Sammel-Initiativen der großen Hersteller, aktuell bei einer Recyclingquote von rund 75 Prozent, erklärt ARA-Geschäftsführer Jürgen Secklehner.

Hier ist also noch Luft nach oben – genauso wie bei der Wiederverwertung: „Unsere Zielsetzung für das heurige Jahr ist wirklich: Geschlossene Kreislaufansätze neu denken“, sagt Secklehner. „Das heißt für uns gemeinsam mit der FH: Aus der Alukapsel wird wieder eine Alukapsel, aus der Kunststoffkapsel wird wieder eine Kunststoffkapsel und neue Ideen, neue Ansätze für den Kaffeesatz – von der Tischplatte bis Interiordesign bis hin zu Düngemittelanwendungen. Da gibt es ein breites Spektrum, das hoch interessant ist. Das unterschätzt man oft. Die Abfallwirtschaft ist ja eigentlich eine Kreativwirtschaft. Man kann aus allem etwas machen mit den richtigen Partnern. Dinge neu denken – das ist das, was wir mit der FH Kuchl machen.“