Von Senecura betriebenes Seniorenheim in Salzburg Lehen von außen
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Chronik

Causa Senecura: Strafverfahren eingestellt

Nach den von der Volksanwaltschaft aufgedeckten schweren Missständen in einem Senecura-Pflegeheim in Salzburg im Jahr 2022 hat die Staatsanwaltschaft Salzburg jetzt das Strafverfahren gegen 16 damalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Seniorenwohnhauses eingestellt.

Ermittelt wurde in dem Fall einer Seniorin, die eine große Wunde aufgewiesen hatte, wegen des Verdachts des Quälens und Vernachlässigens wehrloser Personen und wegen Körperverletzung. Ein bewusst vorsätzliches Vernachlässigen einer Person sei jedoch nicht nachweisbar gewesen, erklärte am Dienstag eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Salzburg gegenüber der Austria Presse Agentur (APA).

Die Einvernahme der Beschuldigten und die Pflegedokumentation habe ergeben, dass die ohnehin schon dünne Personaldecke zusätzlich durch einen CoV-Cluster noch dünner geworden sei. Alle, die im Heim tätig waren, seien aber bestrebt gewesen, alles am Laufen zu halten.

Ermittlungen ergaben kein schuldhaftes Verhalten

Bei den beschuldigten weiblichen und männlichen Mitarbeitern handelte es sich um zehn Pflegeassistenten, drei diplomierte Gesundheits- und Krankenpfleger sowie um jeweils einen Pflegedienstleiter, Bereichsleiter und Heimleiter.

Die Ermittlungen ergaben, dass bei der betroffenen Patientin die Verbände gewechselt wurden und auch versucht wurde, sie im Bett umzulagern, um ein Wundliegen zu verhindern. Das Umlagern dürfte die Frau den Schilderungen zufolge aber abgelehnt und die Stützpolster selber entfernt haben. Die betroffene Seniorin habe das Bett auch nicht verlassen wollen, erklärten die Beschuldigten.

Volksanwaltschaft sah massive Pflegemängel

Die halbseitig gelähmte Frau sei zwar pflegebedürftig, aber nicht wehrlos, sondern durchsetzungsstark gewesen. Als sie von einer Klinik in das Pflegeheim überstellt worden ist, sei sie bereits in einem eher schlechten Gesundheitszustand gewesen. Dass die Wunde dann so groß geworden ist, konnten sich die Beschuldigten nicht erklären.

In einem Bericht der Volksanwaltschaft waren Anfang September 2022 massive Pflegemängel in dem Seniorenwohnhaus des privaten Trägers in der Stadt Salzburg bekannt geworden. Bei einer unangekündigten Kontrolle im April 2022 wurden gravierende Missstände entdeckt, hervorgerufen wohl durch personelle Unterbesetzung, eine sehr hohe Anzahl an Krankenständen sowie Überlastung des Personals.

Kommission stieß auf verwahrloste BewohnerInnen

Eine Kommission stieß auf unterernährte und verwahrloste Bewohnerinnen und Bewohner. Die halbseitig gelähmte, später verstorbene Frau wog nur mehr 42,5 Kilo und war bereits so wund gelegen, dass durch die offene Wunde der Steißknochen frei zu sehen war.

Die Salzburger Heimaufsicht beschränke sich auf Empfehlungen, statt einzuschreiten, befand die Volksanwaltschaft damals in ihrem Bericht. Der Pflegeskandal in Salzburg hatte auch politische Konsequenzen: Sozialreferent Landeshauptmann-Stellvertreter Heinrich Schellhorn (Grüne) trat zurück.