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Flugbild: Gerald Lehner
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Wirtschaft

Russland-Geschäft von Kronospan in Kritik: „Blutgeld“

Österreichs Finanzmarktaufsicht (FMA) hat wegen der Offshore-Firmenstruktur von Kronospan ermittelt. Der in Salzburg von der Unternehmerfamilie Kaindl gegründete Holzkonzern gerät zudem wegen Fabriken in Russland und Weißrussland in die Kritik. Das hat eine Recherche des Nachrichtenmagazins profil und des ORF ergeben.

Kronospan hat oder hatte in mehr als 20 Staaten ein Holz-Nachhaltigkeitsgütesiegel. Und auf der Website von Kronospan Worldwide finden sich mehr als 60 reale Firmen und Fabrikstandorte, darunter sieben Firmen in Russland und zwei in Belarus.

Kritiker sieht Zusammenarbeit mit Diktatoren

Die Holzspanplattenwerke dort seien so groß, dass in der Vergangenheit 20 Prozent aller belarussischen Exporte von Kronospan stammten, sagt Sam Lawson, Direktor der investigativen Waldschutzorganisation Earthsight. Und er kritisiert, dass Kronospan nach wie vor dort aktiv sei. Man unterstütze so die Machthaber Wladimir Putin und Alexander Lukaschenko: "Peter Kaindl, der Eigentümer von Kronospan hat sich in der Vergangenheit oft mit Lukaschenko getroffen. Es gibt viele Fotos in belarussischen Medien, wo sie Hände schütteln. Lukaschenko hat Kronospan-Fabriken besucht, auch noch nach der brutalen Unterdrückung der weißrussischen Demokratiebewegung im Jahr 2020.“

Österreichs Finanzmarktaufsicht (FMA) hat gegen den in Salzburg von der Unternehmerfamilie Kaindl gegründeten Holzkonzern Kronospan ermittelt. Es geht dabei um dessen  Offshore-Firmenstruktur. Er gerätzudem wegen seiner Fabriken in Russland und Weißrussland in die Kritik. Das hat eine Recherche des Nachrichtenmagazins profil und des ORF ergeben.
Flugbild: Gerald Lehner
Salzburger Niederlassung von Kronospan bzw. Kaindl in Kleßheim

„Blutiges Geld, ein Skandal“

Er verstehe auch nicht, dass ein angesehenes europäisches Unternehmen nach der Invasion in der Ukraine weiter in Weißrussland und Russland produzieren und Geld ins Staatssystem fließen lasse, so der Kritiker: „Alle Wälder in diesen Ländern gehören dem Staat. Sie helfen im Grunde, den Krieg zu finanzieren. Es ist ein Skandal. Das ist blutiges Geld."

Importe von Holzspanplatten aus Russland und Belarus in die EU sind zwar durch EU-Sanktionen unmöglich. Möbel – also auch zu Möbeln verarbeitete Spanplatten – dürfen aber importiert werden. Ob das geschieht, und in welchem Ausmaß Kronospan in Russland und Belarus produziert, war von dem Konzern nicht zu erfahren. Man beantwortet dort keine Medienanfragen. Die Firmenstruktur gilt unter Experten als stark verschandelt.

Verschachtelte Firmen-Konstruktionen

Eine Recherche des Wiener Nachrichtenmagazins profil hat nun ergeben, dass diese Firmenstruktur indirekt sogar zu einem Straferkenntnis der Finanzmarktaufsicht für die Raiffeisen Bank International (RBI) geführt habe. Ein formaler Eigentümer von Kronospan sei nämlich eine Stiftung in Liechtenstein – mit einer Tochter-Firma auf der Isle of Man. Diese wiederum sei Eigentümerin der Kronospan Technical Holdings Limited auf Zypern. Und diese hatte laut profil acht Bankkonten bei der RBI, über die Millionentransaktionen gelaufen seien. Dass Raiffeisen laut FMA keine ausreichenden Maßnahmen ergriffen hat, um die Eigentümerstruktur von Kronospan und anderen Kunden zu verstehen und so Geldwäsche zu verhindern, sei der Grund für das FMA-Straferkenntnis im Jahr 2018 gewesen.

Einige Vorwürfe verjährt

Das Bundesverwaltungsgericht erklärte die Vorwürfe zu Kronospan dann aber für schon verjährt. Immer wieder soll es gegen Kronospan auch Vorwürfe wegen Umwelt- und Luftverschmutzung gegeben haben – etwa in Tschechien und Polen. Dort habe sich der Konzern auch für Kartellabsprachen, Luftverschmutzung und gesundheitsgefährdende Arbeitsbedingungen verantworten müssen, berichtete in Österreich die Gemeinwohlinitiative Común. Von Kronospan gibt es bisher dazu auf Anfrage des ORF keine Stellungnahme.