Kinderarzt mit FFP2 Maske untersucht Buben in Arztpraxis
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Gesundheit

Kinderarzt-Ausbildung: Mehr Plätze, neues Modell

Mit einem neuen Ausbildungsmodell und Zusatzplätzen wollen das Land Salzburg, das Uniklinikum Salzburg und das Klinikum Schwarzach (Pongau) eine drohende Lücke bei Kinderärztinnen und -ärzten schließen. Denn die Prognosen für die nächsten Jahre sind düster.

Von den 19 Kinderarzt-Krankenkassenstellen im Bundesland Salzburg sind schon jetzt zwei nicht besetzt. Bis 2030 stehen einige Pensionierungen an – damit würden aus heutiger Sicht noch einmal sieben Stellen wegfallen. Dem gegenüber stehen 19 Kinder-Wahlarztpraxen – Tendenz steigend.

Fast nur Ärztinnen: Flexibilität nötig

Kinderarzt und Ärztekammer-Vertreter Holger Förster sagt dazu: „Die Jungkolleginnen – und es sind hauptsächlich jetzt Frauen, die das machen – möchten nicht mehr ihre ganze Zeit (= Freizeit) in ihren Beruf stecken, sondern das ähnlich wie im Krankenhaus mit Arbeitszeiten abdecken. Das geht nur in Gemeinschafts-, in Gruppenmöglichkeiten.“ Jetzt gehe vor allem darum, den Beruf attraktiv zu halten – und das gelinge vereinfacht gesagt, indem sich das Kassenmodell an die Flexibilität der Wahlarztstellen angleicht, heißt es.

Neues Ausbildungsmodell für Kinderärztinnen und -ärzte

Und damit es künftig in Salzburg nicht nur noch Wahlarzt-Kinderpraxen gibt, zahlt das Land Salzburg auch zu dem neuen Ausbildungskonzept von Uniklinikum Salzburg und Kardinal-Schwarzenberg-Klinikum Schwarzach dazu. Bei diesem Modell sollen die angehenden Kinderärzte schon während der Fachausbildung in einer Lehrpraxis arbeiten: „Wir haben die Ausbildung jetzt in Schritten ausgeweitet“, sagt Daniel Weghuber, Vorstand der Kinder- und Jugendheilkunde am Uniklinikum Salzburg. „Denn mit einer größeren Zahl an Kolleginnen, die dann auch konkret in die Ordination gehen können, können wir gewisse Inhalte auch vertiefen, die man in einer Ordination braucht, weniger in einer Klinik.“

„Sehr, sehr anspruchsvolle Arbeit“

Und so hofft man dann, viele Kinderäztinnen und -ärzte im niedergelassenen Bereich halten zu können. Dafür müssen sich aber auch bei der Entlohnung einiges ändern. Denn „es ist nach wie vor auch eine sehr, sehr anspruchsvolle Arbeit“, sagt Christoph Seelbach, Vorstand der Kinder- und Jugendmedizin am Klinikum Schwarzach. „Es ist ein Tätigkeitsfeld von null bis 18 Jahren. Die Spezialisierungsebene wird immer größer. Das heißt: Man muss das einerseits ganz breit abdecken, aber auch bis in die punktgenaue Diagnostik vordringen.“

Insgesamt werden in Salzburg und Schwarzach sechs zusätzliche Ausbildungsstellen für Kinderärzte vom Land finanziert. Das drohende Problem bei den Kassenstellen dürfte allein damit aber noch nicht gelöst sein.

Ärztekammer: Andere Ausbildung in vielen Fächern nötig

Für Ärztekammer-Präsident Karl Forstner ist das neue Landesmodell für die Kinderärztinnen und -ärzte begrüßenswert – allerdings herrsche der Mangel an Nachwuchsmedizinern auch in vielen anderen Fächern.

Deshalb brauche es auch hier eine verbesserte Ausbildung statt einer „hoch verdichteten Arbeitsbelastung auf beiden Seiten“, sagt Forstner. Sonst werde eine Nachbesetzung vieler Arztstellen in Zukunft schwierig: „Unzweifelhaft sind konkurrenzfähige Einkommen die Grundlage für annehmbare Arbeitsbedingungen in unserem Bundesland, aber gerade die Qualität der Ausbildung kann für Salzburg den Unterschied ausmachen.“