Der Mann stammt aus dem grenznahen Bergdorf Ruhpolding. Er hat neben seiner waschechten Herkunft im östlichen Oberbayern auch familiäre Wurzeln auf österreichischer Seite der Chiemgauer Alpen – im Heutal bei Unken (Pinzgau):
„Unken und Ruhpolding haben natürlich immer schon von früher her eine Verbindung über die Berge gehabt, auch genetisch. Über das Heutal und das Sonntagshorn kamen die Gebirgler in Kontakt. Und ich hab in meiner Familie auch ein bissel Unkener Bluat bei den Vorfahren“, schmunzelt der Künstler.
Legendärer Tourengeher mit Bierbauch
Eine seiner bekanntesten Karikaturen ist der Skitourengeher mit großem Bierbauch, der nur die leichtesten und damit oft auch teuersten Ausrüstungsgegenstände dabei hat. Alles super leicht, nur er selbst nicht. Schaut man seinen Schöpfer Sojer Schorsch an, dann fällt gleich auf: Das kann kein Selbstportrait sein.
Der Ruhpoldinger ist sehr fit, ein hervorragender Kletterer, Bergsteiger und ehrenamtlicher Bergretter – noch dazu im zweiten Brotberuf ein staatlich geprüfter Berg- und Skiführer: „Mein Vorteil als Geschichtenerzähler ist, dass es nicht viele gibt, die zeichnen können und sich mit der Materie, den Leuten und ihren Mentalitäten auch ein wenig auskennen.“
Und immer wieder die „Wetzer“ auf der Schaufel
Wir blättern weiter in seinen Karikaturen, auch diese ist sehr bekannt:
Auch für die Wirtschaft tätig … Die international beachteten Cartoons sind nur ein kleiner Teil von Sojers Schaffen. Den Großteil erwirtschaftet sich der bei Auftraggebern begehrte Freiberufler durch Illustrationen von Büchern, Kletterführern und Anleitungen für Bergsport, Tourismus, Wirtschaft. Da sind dann seine Figuren in weniger verfänglichen, ebenso humorvollen und sicherheitsmäßig dann doch ziemlich relevanten Geschichten und Positionen zu sehen.
„Das ist ein schneller Skitourengeher, der auf den Berg hinaufhetzt. Und hinterm Baum stehen zwei Gendarmen, äh Polizisten, mit der Radar-Pistole. Und einer sagt halt, haha, jetzt kommt schon wieder einer.“
Verschiedene Rennsport-Skitourengeher, die auch privat nur noch im Laufschritt unterwegs sein können, sind eines von Sojers Hauptthemen der letzten Jahre.
Auf einer Zeichnung sitzt ein älterer Skibergsteiger gemütlich auf dem Gipfel und beobachtet einen der jungen Raser oder „Wetzer“, wie der Volksmund sagt. Der nimmt sich nicht einmal Zeit, die Ski abzuschnallen beim Abziehen der Steigfelle.
„Genießen so wichtig wie Leistung“
Bei der gemeinsamen Abfahrt stellt sich dann heraus, dass der Raser wegen der superleichten Ausrüstung seine Probleme hat: „Und der Alte, der auf dem Gipfel gemütlich gesessen ist, der überholt ihn lässig mit weiten Turns. Weil er einfach bessere Ski hat – und nicht diese dünnen Spreisseln der Rennsportler. Der steht dann halt dementsprechend gut auf dem Ski. Also: Schnell hinauf, das ist nicht alles. Man muss auch genussvoll ins Tal kommen und das Leben genießen können.“
Zeichnung der „Mausefallenbindung“ abgelehnt
Da gibt es noch einen Sojer-Cartoon von früher, als die leichteste Tourenbindung aller Zeiten auf den Markt kam. Wo der Skischuh nur über zwei Dorne an der Spitze gehalten wird – die so genannte Mausefallenbindung. Georg Sojer zeichnete dann einen Hüttenkeller, wo diese Tourenski stehen: „Da hängen die Schwanzel von den Mäusen herunter, eine Maus ist zwischen den Dornen der Bindung eingeklemmt, ein paar Blutspritzer sind zu sehen. Das wurde dann vom Alpinmagazin in Deutschland abgelehnt, dieser Cartoon sei viel zu hart, hieß es damals.“
Lösung des Dilemmas: Bei der neuen Version zeichnete Sojer dann nur noch Käsestücke zwischen die Dorne der Tourenbindung. Und die Mäuse sitzen auf dem Boden und schmachten die Ski an. Die härtere Zeichnung druckte dann wenig später noch das internationale Fachmagazin „bergundsteigen“.