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Politik

Umweltstandards: Neue Hürden bei Krediten

Umweltfreundliches Wirtschaften muss in den nächsten Jahren eine zusätzliche Voraussetzung bei der Vergabe von Krediten sein. Das sehen neue EU-Richtlinien vor, die schrittweise auch in Österreich umgesetzt werden. Unternehmer kritisieren, dass es dadurch deutlich mehr Bürokratie gebe.

In absehbarer Zeit soll die Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards eine wichtige Voraussetzung für die Vergabe von Unternehmenskrediten sein. Das plant die EU. So soll die europäische Wirtschaft insgesamt umweltfreundlicher werden.

Ressourcen-Umgang zählt bei Kreditvergabe

Für die Unternehmen bedeute das eine „Umstellung", sagt Ricardo-Jose Vybiral, Vorstand des Kreditschutzverbandes von 1870: „In den nächsten drei, vier Jahren wird es so sein, dass bei der Kreditvergabe, bei allen Investitionsvergaben die Banken auch Kennzahlen von den Unternehmen einfordern werden – wie der CO2-Ausstoß aussieht und wie man mit den Ressourcen schonend umgeht, damit das bei der Kreditvergabe in Einklang gebracht werden kann.“

Die neuen Umweltstandards – auch „ESG-Kriterien“ genannt – gelten zuerst für Großunternehmen wie börsennotierte Aktiengesellschaften, später auch für kleine und mittlere Unternehmen (KMUs). Allerdings sollten sich alle Firmen rechtzeitig vorbereiten, rät Vybiral: „Man sollte nicht warten, bis das in drei, vier Jahren für die kleineren Unternehmen relevant wird. Man sollte sich lieber heute darauf vorbereiten.“ Erste Ansprechpartner seien hier die Hausbanken.

Prüfung von Lieferketten „einfach zuviel“

Bei den Umweltkriterien müssen zum Beispiel die Lieferketten dokumentiert werden – und das bedeute für die Unternehmen zusätzliche Bürokratie und könne schwierig werden, sagt Gerald Heerdegen, Geschäftsführer von Fahnen Gärtner in Mittersill (Pinzgau): „Wenn man’s genau nimmt, müsste ich von jedem meiner Zulieferer prüfen, ob er die Kriterien auch erfüllt. Und der müsste es von seinen Vorlieferanten prüfen. Das ist für uns als KMU-Betrieb fast unmöglich. Und ich glaube, dass das einfach auch zuviel ist. Ich glaube, es geht viel mehr darum, dass man wirklich Nachhaltigkeit lebt.“

Roland Wernik von der Wohnbaugesellschaft Salzburg Wohnbau sieht seinen Betrieb gut auf die neuen Kriterien vorbereitet: „Die Probleme der Lieferkette (in den letzten Jahren – Anm.) haben uns wesentlich dabei unterstützt, regional zu denken. Wir können heute 80 Prozent eines Gebäudes aus regionalen Werkstoffen bauen.“

Kontrollen gegen „Greenwashing“ nötig

Mit den neuen Umweltregeln bei der Kreditvergabe steigt aber auch die Gefahr, dass Firmen „Greenwashing“ betreiben – sich also umweltfreundlicher ausgeben als sie in Wirklichkeit sind. Hier brauche es strenge Kontrolle.

„Man kann nicht einfach so einen Bericht schreiben, schön gestalten lassen und man ist fertig“, sagt Eleanor Willi von der Zürcher Kantonalbank. „Sondern es geht jetzt wirklich um das täglich Hauptgeschäft einer Firma, ihre zentrale strategische Ausrichtung. Deswegen muss es auch wichtiger angesehen werden – auch von der Firmenleitung.“ Und das sollte am Donnerstag bei einer Tagung auf der Edmundsburg den zahlreich anwesenden Unternehmern vermittelt werden: Rechtzeitig vorbereiten, auch wenn die neuen Regeln für die Kreditvergabe erst in ein paar Jahren gelten.