Pflegerin hält Hand einer alten Frau in Seniorenheim
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Private Pflegeeinrichtung: Kritik an schlechter und teurer Betreuung

Gegen eine Seniorenpflegeeinrichtung bei Mondsee direkt nach der Landesgrenze zu Oberösterreich gibt es harte Kritik: Schlechte Betreuung zu einem Preis von 4.000 Euro pro Monat erwarte dort die Bewohner, das kritisiert eine Salzburgerin, deren Großmutter in der Einrichtung untergebracht war.

Der Fall begann im Sommer 2022: Die 96-jährige Großmutter von Sabine Wieland war längere Zeit im Salzburger Landeskrankenhaus in Behandlung. Da dort das Bett wieder benötigt wurde, vermittelte das Spital der Stadt Salzburgerin einen Platz in einer privaten Pflegeeinrichtung bei Mondsee.

Angehörige: „Mit 16 Tabletten am Tag ruhig gestellt“

Doch dort sei es der Großmutter plötzlich deutlich schlechter gegangen, schildert Enkelin Wieland: „Meine Oma hat in der Einrichtung fast gar nichts gemacht. Mit 16 Tabletten am Tag wurde sie ruhig gestellt. Sie hat meine Kinder nicht mehr erkannt, mich hat sie nicht mehr ansprechen können. Sie ist nur mehr dagelegen und hat in den Himmel geschaut. Sie hat sehr wenig gegessen und auch abgenommen.“

Pflegeeinrichtung weist Vorwürfe zurück

Der Betreiber der privaten Pflegeeinrichtung weist die Vorwürfe gegenüber dem ORF zurück: In seinem Haus würden nur jene Medikamente verabreicht, die auch von Ärztinnen und Ärzten verschrieben worden seien. Die 96-Jährige sei auf Grund ihres Alters beim Mobilisieren oder auch beim Essen des Öfteren eingeschlafen. Salzburgs Sozialstadträtin Anja Hagenauer (SPÖ) kritisiert auch den Preis von rund 4.000 Euro monatlich – 2.500 Euro für die Pflege, 1.500 Euro betrug die Miete: „Wenn man für ein Zwölf-Quadratmeter-Zimmer 1.500 Euro bezahlt und dann nicht einmal Klo und Dusche im Zimmer hat, dann frage ich mich schon, was mit der Not der Menschen passiert. Das darf nicht sein“, sagt Hagenauer.

96-Jährige in Aigen untergebracht

Die 96-jährige Frau wurde nach Eingreifen von Hagenauer und nach Anwenden der Härtefallregelung eines Sachverständigenteams vor rund zwei Wochen im Diakonie-Heim in Salzburg-Aigen untergebracht. Dort gehe es ihr merklich besser – und sie bekomme auch nur mehr vier bis fünf Tabletten am Tag, sagt die Enkelin.

200 Personen in Landeshauptstadt auf Warteliste

Die Not bei den Betreuungsplätzen ist groß: Durch den Personalmangel können viele Betten in Wohnheimen nicht genützt werden. Deshalb stehen allein in der Landeshauptstadt rund 200 Personen auf der Warteliste für einen Seniorenheimplatz.