Der Lehmberg zwischen Henndorf und Thalgau im Winter
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Politik

Salzburg AG zögert bei Windradprojekt

Nach beinahe einem Vierteljahrhundert Diskussionen ist das Windradprojekt auf dem Lehmberg (Flachgau) weit vorangetrieben. Doch jetzt zögert der neue Salzburg-AG-Vorstandsvorsitzende mit der Unterschrift. Der Grundbesitzer droht deshalb mit Vertragsausstieg.

Seit 24 Jahren wird über Windkraft auf dem 1.027 Meter hohen Lehmberg zwischen Henndorf und Thalgau (Flachgau) nachgedacht und verhandelt. Jetzt ist das Projekt so weit vorangetrieben, dass der Grundeigentümer Max Mayr-Melnhof und der Partner Wien Energie schon unterschrieben haben.

„Wird scheinbar noch immer nicht wirklich gewollt“

Es schien alles klar, es fehlt nur noch eine einzige Unterschrift – vom neuen Salzburg-AG-Vorstandsvorsitzenden Michael Baminger: „Es wird viel gesprochen und wenig getan, das ist wirklich meine Meinung“, sagt Grundbesitzer Max Mayr-Melnhof. „Ich glaube, wir waren Pioniere in vielen Sachen – seien es Hackschitzelwerke oder Photovoltaik-Anlagen – und auch bei dieser Windparkanlage haben wir vor vielen Jahren schon weit vorausgesehen, aber es wird scheinbar noch immer nicht wirklich gewollt.“

Der Lehmberg zwischen Henndorf und Thalgau im Winter
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Auf dem Lehmberg-Rücken zwischen Henndorf und Thalgau sollen zwölf bis 14 Windräder entstehen

Zwölf bis 14 Windräder sind auf dem Lehmberg geplant, sagt Mayr-Melnhof: „Die Anlage dort hätte ungefähr die Leistung von drei bis vier großen Wasserkraftwerken an der Salzach. Das ist schon was.“

Grüne sehen „Menschen auf der Bremse – auch in ÖVP“

Die Grünen hegen jetzt den Verdacht, dass die ÖVP das bis nach der Landtagswahl verschieben will, um einen Wirbel in den betroffenen Orten zu vermeiden: „Es stehen immer noch Menschen auf der Bremse – auch in der ÖVP“, sagt die grüne Landeshauptmann-Stellvertreterin Martina Berthold. „Und das kann ich nicht nachvollziehen.“ Mayr-Melnhof will zu möglichen politischen Hintergründen angesichts der anstehenden Landtagswahl hingegen „keinen Kommentar“ abgeben.

ÖVP-Landesparteichef und Landeshauptmann Wilfried Haslauer erklärte am Montag, die Verzögerungen bei der Windkraftanlage auf dem Lehmberg hätten nichts mit der Landtagswahl zu tun. Haslauer ist ja auch Aufsichtsratsvorsitzender in der Salzburg AG.

Noch einmal Windmessungen über ein Jahr

Der Landesenergieversorger selbst teilte schriftlich mit: „Die umfangreichen und detaillierten Untersuchungen zum Standort Lehmberg sind noch im Gang und werden noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Wichtig ist, ein Gesamtbild des Standorts zu erhalten“. Es soll noch einmal über mindestens ein Jahr der Wind dort gemessen werden.

Interessant dabei ist allerdings, dass Salzburg-AG-Vorständin Brigitte Bach die Verträge bereits unterschrieben haben soll, und dass Michael Baminger, neuer Vorstandsvorsitzender des Landesenergieversorgers, erst am 12. Jänner in „Salzburg heute“ erklärt hatte: „In unserer Branche – beim Thema Energiewende – ist die Marschrichtung ganz klar. Da dürfen wir auch beim Investieren keine Zeit verlieren.“ Jetzt ist es aber genau die Unterschrift von Michael Baminger, die für die Windkraftanlage auf dem Lehmberg noch fehlt.

Windräder auf dem Lehmberg: Salzburg AG zögert

Grundeigentümer: „Viele“ andere Interessenten

Dem Grundeigentümer Mayr-Melnhof platzt jedenfalls nach knapp einem Vierteljahrhundert Verhandlungen langsam der Kragen: „Es steht mir natürlich auch zu, einen Vertrag wieder aufzulösen, wenn die Gegenseite monatelang nicht unterschreibt. Und wir sind auch am Überlegen, das zu tun.“ Denn neben der Salzburg AG gebe es noch „viele“ andere Interessenten, „auch ausländische“ betont Mayr-Melnhof: „Wir haben nur als Patrioten sehr auf Salzburg gespielt, mit der Wien Energie zusammen. Das war äußerst fair. Aber wenn eine Partei nicht will, dann kann man sich auch wieder eine neue suchen.“

Mit Windstrom vom Lehmberg könnten in Salzburg rund 50.000 Haushalte versorgt werden.