Von 1772 bis 1803 war er der letzte Fürsterzbischof, der das kleine und souveräne Fürstentum Salzburg als Staatschef regierte: Hieronymus Graf Colloredo. In gut 30 Jahren modernisierte der Erzbischof sein kleines und reiches Fürstentum. Der erste Salzburger Grundkataster wurde unter ihm begonnen.
Er entrümpelte den Pomp des Barock
Er ließ Gesundheitswesen und Bildung deutlich verbessern. Und statt kirchlichem Pomp und Prunk wollte er eine bessere Seelsorge. Im Gegenzug entrümpelte Colloredo auch den barocken Festkalender und schaffte Feiertage ab. Er gehörte zu den Illuminaten, einer geheimen Bruderschaft – ähnlich denen der Freimaurer, bei denen auch Mozart ein Mitglied war.
Reinhard Gratz vom Dommuseum Salzburg weiß zu berichten, dass diesem Erzbischof der barocke Überschwang seiner Vorgänger ein Dorn im Auge war und den Kern der christlichen Lehre verstellte: „Er hat etwa 20 von bis dahin 95 Feiertagen abgeschafft. Auf dem Land setzte sich das überhaupt nicht durch. Die Bauern behielten unbeirrt ihre Feiertage bei.“
Neuer Schub für Goldbergbau in Gastein
Colloredo intensivierte nach den Krisenzeiten seit Ende des Spätmittelalters den Goldbergbau in den Hohen Tauern – allerdings zögerlicher als sein direkter Amtsvorgänger Sigismund von Schrattenbach. Die Ruinen des Hieronymushauses der Bergknappen (in 1.950 Meter Seehöhe) auf dem Radhausberg bei Bad Gastein zeugen noch heute von dieser Zeit. Und die Goldgräbersiedlung Altböckstein am Ende des Gasteiner Tales ließ er weiter ausbauen und modernisieren.
„Mozart arbeitet zu wenig für Salzburg“
Colloredos Verhältnis zu Wolfgang Amadeus Mozart war kein Gutes. Mit einem Fußtritt wurde Mozart aus den erzbischöflichen Diensten entlassen, weil er nach Ansicht Colloredos zu wenig für Salzburg gearbeitet hat, sagt Thomas Mitterecker vom Archiv der Erzdiözese Salzburg: „Mozart ist Hofbedienstete. Er wird für die Arbeit am Hof und für den Hof bezahlt – und nicht für Reisen nach Paris und Italien. Der Fußtritt ist ein ideeller und wahrscheinlich für beide Seiten auch positiv – vor allem für Mozart, weil er sich in Wien und Prag dann sehr weiter entwickeln kann.“
Fußtritt für Mozart zum Abschied
Gleichzeitig war Salzburg zur Zeit Colloredos vergleichsweise weltoffen. Vor allem aus Bayern flüchteten Intellektuelle ins kleine Fürstentum an die Salzach, sagt Reinhard Gratz vom Dommuseum: „Prominent war Lorenz Hübner, der zuvor die Münchner Staatszeitung herausgegeben hat. Die bayerische Regierung hat ihm das Leben unmöglich gemacht. Er flüchtete nach Salzburg. Hier gab es eine wesentlich liberalere Pressezensur und Zeitungspolitik.“
Und auch die heutige Salzburger Residenzgalerie hatte unter Colloredo einen Vorläufer, wie Direktorin Andrea Stockhammer vom Domquartier erzählt: „Sie war schon damals an diesem Ort. Die Galerie hat noch heute Bestände aus der damaligen Zeit.“
Ein Nesselthaler-Bild zum Beispiel ist eines von 13 Werken aus Colloredos Sammlung, die in Salzburg geblieben sind. Alle Bilder sind noch bis Ende Mai im Domquartier bei der Ausstellung über Salzburgs letzten fürstlichen Regenten zu sehen.