Winter in Salzburger Altstadt
ORF.at/Georg Hummer
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Tourismus

„Nicht auf guter Buchungslage ausruhen“

Die Reiselust der Menschen sei ungebrochen, die Tourismusbranche fast wieder auf Vorkrisenniveau", sagte Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler (ÖVP) am Montag beim Hotelierskongress in Salzburg. Trotzdem dürfe man sich darauf nicht ausruhen, mahnte die Politikerin.

Der Tourismus habe sich aus der Coronakrise herausgearbeitet. Doch nun halten der Krieg in der Ukraine, hohe Energiekosten und steigende Zinsen die Branche in Atem. „Die Leute wollen sich Urlaub leisten, die Reiselust ist ungebrochen, wir sind fast auf Vorkrisenniveau“, so Kraus-Winkler.

2022 dürfte für die Branche jedenfalls gut gelaufen sein – Soviel steht auch ohne die noch ausstehenden Dezember-Daten fest. Der Anschluss an die Zeit vor der Pandemie zeichnet sich ab. „Wir stehen von Jänner bis November circa 10,3 Prozent hinter 2019, und das ohne den asiatischen Markt, ohne Japan, ohne China“, berichtete die Staatssekretärin.

Chinesische Gäste erst im Sommer wieder relevant

Die jüngsten Corona-Lockerungen in China wirken sich Branchenkennern zufolge frühestens im kommenden Sommer spürbar auf die Nächtigungen in Österreich aus. In der vergangenen Sommersaison seien die Buchungen insgesamt nur knapp hinter dem Vor-Corona-Jahr gelegen, in einzelnen Bundesländern sogar darüber.

„Und auch die Wintersaison sieht sehr gut aus“, strich Kraus-Winkler hervor. Daran konnte auch der Schneemangel nichts ändern, dem seit einigen Tagen ohnedies ein Ende gesetzt ist. „Die Thermenhotels laufen sehr gut, die Stadthotellerie hat zwar jetzt eine Jänner-Delle, aber das Weihnachtsgeschäft lief bestens“, umriss sie die aktuelle Lage. „Wohlfühlurlaub“ zwischen Weihnachten und Silvester ist immer gut gebucht.

Österreich trotz zeitweisen Schneemangels weiter beliebt

Österreich zähle laut einer Winterpotenzialstudie der nationalen Tourismusmarketing-Organisation Österreich Werbung (ÖW) zu den Top-3-Destinationen. „Der alpine Raum gehört – trotz des schneearmen Lochs – noch immer zu den beliebtesten Wintersportdestinationen weltweit“, so die Staatssekretärin. Österreich sei eine „gut erreichbare, sichere und leistbare Destination“. Dennoch: Der internationale Standortwettbewerb sei „sehr stark“, internationales Marketing daher wichtig.

„Wir müssen optimistisch bleiben und den Schwung, den wir jetzt haben, weiter in die Zukunft mitnehmen“, sagte Kraus-Winkler zu den rund 700 Kongressteilnehmern im Salzburg Congress. Die Branche müsse sich nun verstärkt um die Themen Nachhaltigkeit, Arbeitsmarkt und Digitalisierung kümmern.

Kongress der Österreichischen Hoteliervereinigung

Großer Andrang beim Kongress der Hoteliervereinigung

700 Teilnehmer und 70 Wirtschaftspartner nahmen am Kongress der Österreichischen Hoteliervereinigung zu ihrem 70. Jubiläum von 22. bis 24. Jänner in Salzburg teil. „Corona, Gas-Krise, Arbeitsmarkt-Turbulenzen, Zinsanstieg, Klimawandel: Wir müssen alles neu denken“, verweist dabei ÖHV-Generalsekretär Markus Gratzer auf eine aktuelle Studie zur Zukunft des Tourismus. Die Untersuchung von Walter Osztovics, Kovar & Partners zeigt unter anderem echte Herausforderungen im Bereich der Betriebswirtschaft auf. Die Hoteliervereinigung verlangt daher mehr Bewegung bei politischen Entlastungsmaßnahmen: „Da wurde über Jahrzehnte keine Hausaufgabe gemacht. Da muss jetzt etwas weitergehen“, fordert ÖHV-Präsident Walter Veit kürzere Abschreibungsdauern, eine Lohnnebenkostensenkung, die Gleichstellung von Eigen- und Fremdkapital und die rasche Auszahlung von COFAG-Geldern und Energiekostenzuschüssen.

ÖHV: „Migration nicht länger mit Gefahr gleichzusetzen“

Zudem brauche es einen Kurswechsel, wenn selbst verbesserte Saisonnier-Regeln und Tourismusberufe auf der bundesweiten Mangelberufsliste nicht reichen, um den Bedarf zu decken. Auf die jüngste Geburtenflaute, Pensionierungswelle, sowie Arbeitszeitverkürzungen müsse die Politik stärker reagieren, verlangt Veit. „Die Politik muss aufhören, Migration mit Gefahr gleichzusetzen“, so Veit mit Blick auf die deutschen Fachkräfteeinwanderungsgesetze. Dazu brauche es Kinderbetreuung auch für atypische Arbeitszeiten, weniger Steuern für Vollzeitarbeit, Pensionisten und Überstunden, mehr Mobilitätsbeihilfen und Umzugsboni sowie längere Durchrechnungszeiten für Saisonbetriebe, ergänzt Veit.