Haselnussblüten
ORF.at/Georg Hummer
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Umwelt & Klima

Milder Winter bringt Natur ins Schwitzen

Haselsträucher, die mitten im Winter blühen. Temperaturen, die kaum unter dem Gefrierpunkt liegen. Zwar soll der Winter nächste Woche kommen, aber die seit mehr als drei Wochen anhaltend milden Temperaturen setzen Tier, Mensch und Pflanzen zu.

Seit Weihnachten ist die Natur sozusagen im Dauerstress – denn eigentlich sind die meisten Pflanzen und Tiere im Winter auf Ruhe eingestellt. Aber diese Ruhe gibt es heuer nicht: die blühenden Haselsträucher bei der Salzburger Wetterdienststelle in Freisaal sind nur eine Folge des viel zu milden Winters. Obwohl es Mitte Dezember richtig frostig war, liegt die Durchschnittstemperatur in diesem Winter um ein Grad höher als in den vergangen 30 Jahren. Wobei man unterscheiden müsse wo, sagt Meteorologe Josef Haslhofer von GeoSphere Austria.

Die fast durchgehend frostfreien Nächte gelten nämlich nur für das Alpenvorland. „Hier ist es seit Weihnachten ungewöhnlich warm – also sprich im Tennengau und Flachgau. Und dass es fast drei wochenlang durchgehend frostfrei ist, das ist für Dezember und Jänner nicht normal.“

Winterschlaf heuer kürzer

Wegen der ungewöhnlich milden Temperaturen, kommen auch Allergiker im wahrsten Sinne des Wortes kaum zum Durchschnaufen. Sträucher, Bäume und teils auch Gräser, die blühen, setzten aber auch der Natur an sich zu, sagt Biologin Ulrike Gartner von der Universität Salzburg.

„Der Winterschlaf der Natur ist kürzer. Das ist genauso wie bei uns Menschen. Wenn wir jeden Tag kürzer schlafen, dann bedeutet das auch Stress. Den hält man zwar eine gewisse Zeit aus, aber irgendwann kommt es zu Beeinträchtigungen. Im Fall der Natur heißt das, es werden weniger Samen gebildet und Pflanzen können sich nicht mehr fortpflanzen und vermehren“, so die Salzburger Biologin.

Ein Hirsch im Wildpark Feldkirch
Holger Weitze
Das Wild profitiert und findet viel Futter

Bei den Tieren im Wald sind die Folgen nicht nur negativ. Denn hier ist laut Jägerschaft das Wichtigste, dass das Wild etwa genug Ruhe hat. Im Hinblick auf die milden Temperaturen gibt es Gewinner und Verlierer, sagt Tierärztin und Landesjägermeister-Stellvertreterin Gabriele Fidler.

„Die Gewinner sind das Rehwild, das Rotwild und auch das Federwild, weil diese Tiere jetzt genug Futter finden. Zu den Verlierern gehören etwa Schneehase und Alpenschneehuhn, weil sie – mangels Schnee – ihre Tarnung verlieren.“

Wälder treiben aus
ORF

Der Wald treibt trotz frühlingshafter Temperaturen übrigens noch nicht aus, sagt Georg Grill, Forstreferent Landwirtschaftskammer. Denn dafür braucht es das Zusammenspiel von Temperatur und Licht. „Und so lange die Tage noch nicht so viel länger werden, weiß der Baum und die Pflanze, dass es noch nicht Frühjahr ist.“

Permafrost geht zurück

Auch Geologen beschäftigt die Hitzewelle im heurigen Winter – denn „tatsächlich ist es so, dass im Hochgebirge wegen der Temperaturen massive Veränderungen stattfinden“, sagt Hans Steyrer. Stichwort „Permafrost“. Dieser hält – vereinfacht gesagt – die Berge zusammen und geht immer mehr zurück.

Permafrost geht zurück
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Berge werden bröckeliger

Die gute Nachricht: der Winter soll im Lauf der nächsten Woche kommen. Die Temperaturen sollen laut Meteorologen auf winterübliche Verhältnisse sinken und auch der Schnee soll nach Salzburg zurückkommen.