Lebensretter-App vom Roten Kreuz
ORF
ORF
Gesundheit

Notfall: Handy-App sucht Lebensretter in der Nähe

Mittels einer App am Handy soll bei einem Herzkreislaufstillstand noch schneller professionelle Hilfe kommen. Sanitäter und Ärzte können sich bei der Lebensretter-App registrieren und werden bei einem Kreislaufstillstand in unmittelbarer Nähe alarmiert.

Schätzungen zufolge überlebt nur jeder Zehnte einen plötzlichen Herzstillstand – aus dem einfachen Grund, weil kein geübter Ersthelfer in der Nähe ist. Mithilfe der neuen Lebensretter-App soll die Rettungskette nun verbessert werden.

Ersthelfer seit Dezember bereits 35 Mal alarmiert

Peter Gunz ist einer jener 300 Salzburger Rot-Kreuz-Angehörigen, die die Lebensretter-App bereits auf ihrem Handy installiert haben. Bei einem Herzkreislaufstillstand in der Nähe werden sie automatisch alarmiert, damit möglichst schnell professionelle erste Hilfe geleistet werden kann. Seit der Einführung der App im Dezember wurden die Ersthelfer 35 Mal alarmiert: „Zum Beispiel an einem Samstag um 07.00 Uhr in der Früh – wir sind noch im Bett gelegen und plötzlich geht die App los. Mir war klar, so schnell wie möglich ins Gewand hinein zu kommen und zum Einsatzort zu kommen. In dem Fall waren es 400 Meter bis zum Einsatzort – diese Strecke kann man im Laufen oder mit dem Fahrrad problemlos bewältigen und jede Minute, die man früher ankommt und mit der Reanimation beginnt sind zehn Prozent mehr Überlebenschancen“ schildert der freiwillige Rot-Kreuz-Sanitäter Peter Gunz.

„Gute Herzdruckmassage steigert Überlebenschance“

Die professionellen Ersthelfer können sofort mit wirkungsvoller Herzdruckmassage und Beatmung beginnen. Diese rasche Hilfe soll die Überlebenschancen steigern: Pro Jahr erleiden in Österreich 10.000 Menschen einen plötzlichen Herztod und davon überleben leider nur zehn Prozent. Wenn Augenzeugen und vor allem gut trainierte Ersthelfer den Zeitraum, vom Eintritt des Kreislaufstillstandes bis zum Eintreffen der Rettungskräfte, mit Widerbelebungsmaßnahmen und vor allem mit einer guten Herzdruckmassagen überbrücken, kann die Überlebensrate auf 50 bis 75 Prozent gesteigert werden", sagt der leitende Notarzt am Uniklinikum Wolfgang Fleischmann.

System filtert Ersthelfer, die in Nähe des Notfallorts sind

Koordiniert wird die Lebensretter-App in der Rot-Kreuz-Leitstelle. Meldet ein Anrufer den Verdacht auf einen Herzkreislaufstillstand, läuft die Alarmierung automatisch: „Das ist ein österreichweites System, das in der Leitstelle im Hintergrund über einen Server abläuft, der eine Anfrage an alle macht, die die App verwenden. Dabei wird überprüft, welcher Ersthelfer im Radius von 400 Metern zum Notfallort ist“, schildert Landesrettungskommandant Anton Holzer. Jene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in den Radius fallen, werden verständigt und können in der App bestätigen, dass sie zum Notfallort ausrücken. „Parallel dazu wird natürlich der Rettungsdienst mit Notarzt und Rettungsfahrzeug verständigt“, sagt Holzer.

Rotes Kreuz will alle 3.000 Mitarbeiter für App gewinnen

Sobald die Rettungskräfte eingetroffen sind, übergeben die Ersthelfer die Wiederbelebungsmaßnahmen an die Rettungskräfte, die dann mit erweiterten Mitteln, wie dem Defibrillator weiter arbeiten. Das Rote Kreuz hofft, dass sich heuer die Hälfte aller rund 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Lebensretter-App registrieren. Als nächster Schritt soll auch Gesundheitspersonal für die App gewonnen werden.