Joseph Ratzinger bei Wanderung in Bad Hofgastein (mit Rosi Schafflinger, Bärbel Maresch im roten Leibchen und zwei anderen Frauen)
ORF
ORF
Religion

Papst Benedikt XVI.: Elf Mal in Bad Hofgastein

An den am Samstag im Alter von 95 Jahren verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. erinnert man sich in Salzburg besonders in Bad Hofgastein (Pongau): Denn dort machte Joseph Ratzinger elf Mal Urlaub – und ließ es sich nicht nehmen, als Gastpriester die Messe zu lesen.

Als Papst Benedikt XVI. war Ratzinger von 2005 bis 2013 im Amt. Der gebürtige Bayer aus Marktl am Inn war auch ein echter Salzburg-Fan. 1973 verbrachte er erstmals seinen Sommerurlaub in Bad Hofgastein – damals noch als Universitätsprofessor in Regensburg. Das nächste Mal reiste er dann bereits als Erzbischof von München-Freising und Kardinal an. Insgesamt elf Mal machte Ratzinger im Gasteiner Tal Urlaub.

Zusammen mit Geschwistern auf Urlaub

Joseph Ratzinger war meist zusammen mit seiner Schwester Maria und seinem Bruder Georg auf Besuch. Zwei Wochen lang blieben sie für gewöhnlich im Gasteiner Tal und genossen es, dass sie im Pfarrhof von Bad Hofgastein anonym und ungestört waren. Darauf schaute auch die damalige Geschäftsführerin des Pfarrgästehauses, Rosi Schafflinger. Sie hielt das schlichte „Papstzimmer“ lange in Ehren. „Hier hat er sehr viel geschrieben, gesprochen, gelesen.“ Zudem habe er „immer um halb sieben Uhr“ auf einer Terrasse sein Brevier gebetet.

Fotostrecke mit 6 Bildern

Pfarrhof von Bad Hofgastein (Archivbild)
ORF
Joseph Ratzinger verbrachte elf Mal seinen Sommerurlaub im Pfarrgästehaus von Bad Hofgastein
Joseph Ratzinger (Mitte) mit seinem Bruder Georg und Rosi Schafflinger vom Pfarrgästehaus Bad Hofgastein
ORF
Joseph Ratzinger (Mitte) war mit seinem Bruder Georg zu Besuch, rechts im Bild die Pfarrgästehausleiterin Rosi Schafflinger
Maria Ratzinger
ORF
Auch Joseph Ratzingers Schwester Maria war vor ihrem Tod 1991 zu Gast in Bad Hofgastein
Doppelbett in Gästezimmer im Pfarrgästehaus Bad Hofgastein
ORF
Das Gästezimmer, in dem Ratzinger während seiner Urlaube wohnte, war schlicht. In dem Doppelbett habe er einen Teil zum Schlafen und den anderen als Sofa genutzt, erzählte Rosi Schafflinger.
Rückseite der Kirche von Bad Hofgastein mit Apsis
ORF
In der Kirche von Bad Hofgastein hielt Ratzinger während der Urlaube Messen
Innenraum der Kirche von Bad Hofgastein bei Gottesdienst
ORF
Extakt zehn Minuten vorher sei er in der Sakristei gewesen, erinnert sich der damalige Organist

„Im Pfarrhof soll man es so führen, dass es wie eine Familie ist“, sagte Schafflinger 2007. „Man ist für die Priester verantwortlich, man macht alles, man bekocht sie und man muss immer die Hausmutter sein – auch für Priester, die brauchen eine Mutter.“

Glaserltausch mit Chauffeurin

Im Urlaub in Bad Gastein ließ sich Ratzinger immer von der Religionslehrerin Bärbel Maresch chauffieren – oft auch nur auf ein Glaserl Fruchtsaft im Weitmoser Schlössel, erinnert sich Maresch: „Wir sind da immer so gastfreundlich aufgenommen und bewirtet worden – zum Empfang ein Glaserl Sekt. Und ich habe ein Glas Orangensaft bekommen. Er hat den Sekt trinken müssen, hat aber so ein bisserl herübergeschaut. Und ich hab ihm da geholfen und hab gesagt ‚Sollen wir Glaserl tauschen?‘ und er sagt ‚Ja, tauschen wir‘. Dann habe ich seinen Sekt fertig getrunken und er meinen Saft. Da haben wir verschmitzt gelacht und gesagt: Da haben wir sie aber ausgetrickst.“

Messzelebrant in Kirche von Bad Hofgastein

Im Urlaub ließ es sich Ratzinger auch nicht nehmen, in Bad Hofgastein die Sonntagsmesse zu zelebrieren, erinnert sich der Organist von damals, Marian Milucky: „Er ist immer pünktlich zur heiligen Messe gekommen. Wir läuten immer um zehn Minuten vor Beginn. Und um zehn vor hat sich immer die Tür geöffnet und er ist mit seinem Bruder gekommen. Er hat sich zur heiligen Messe vorbereitet, hat die Bücher immer angeschaut, ob alles passt, hat sich umgezogen und zehn Minuten in der Stille gewartet bis zum Beginn. Er war immer still und ruhig – und die Stimmung in der Sakristei war ganz einfach passend.“