Ein Mann am Büroschreibtisch sitzend mit stapelweise Arbeit
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Wirtschaft

Kinder von Arbeitern werden selten Top-Manager

Die starke soziale Selektion bis zur Spitze von Unternehmen lässt sich nun mit neuer Studie belegen. Oberste Management-Positionen seien oft mit Personen besetzt, die nicht aus der Arbeiterklasse stammen, schreibt ein Forscher der Universität Salzburg.

Führungsjobs im Finanzsektor zum Beispiel seien ausschließlich Menschen vorbehalten, die aus der „etablierten Elite“ kämen. Wer im Milieu der Arbeiterschaft aufgewachsen sei und entsprechende Ausbildung genossen habe, der habe am ehesten in der verarbeitenden Industrie eine Chance auf eine Management-Funktion.

Teamwork zwischen Salzburg, Wien, München

Akademiker, überwiegend männlich, weiße Hauptfarbe und mittleren Alters: CEOs werden oft als homogene Elite der Gesellschaft wahrgenommen. Das stimme so nicht ganz, hat die Forschergruppe herausgefunden. Vielmehr gibt es einen Zusammenhang zwischen der sozialen Klasse, aus der CEOs stammen, und der Branche, in der sie arbeiten. Für ihre Untersuchung befragten Maximilian Göbel (LMU München), Alexander Seymer (PLU Salzburg) und Dominik van Aaken (CFPU Wien) über 1.500 CEOs in Deutschland zu Merkmalen ihrer eigenen sozialen Klasse sowie der sozialen Klasse ihrer Eltern.

Im Handel wenig Bestverdiener

CEOs aus der etablierten Elite, also sehr gut ausgebildete Menschen, die in Oberschichtshaushalten aufgewachsen sind und heute mehr verdienen als andere Personen an einer Unternehmensspitze, sind der Studie zufolge oft in der Unternehmensberatung und im Finanzbereich tätig, höchst selten hingegen im Handelssektor. CEOs aus der Arbeiterklasse sind am häufigsten in der verarbeitenden Industrie, etwa im Bereich der Metallerzeugung, des Maschinenbaus, im Textil- oder im Ernährungsgewerbe zu finden. Äußerst selten sind sie hingegen in Finanz-, Versicherungs- und Immobilienunternehmen tätig. Das weist den Forschern zufolge darauf hin, dass die genannten Branchen undurchlässiger sind für „soziale Aufsteiger“.

Niedrige Anteile von Frauen

Nur knapp 40 Prozent der CEOs, die aus der Arbeiterklasse stammen, haben laut den Studienergebnissen einen Hochschulabschluss. Der Frauenanteil ist mit zehn Prozent so niedrig wie in keiner anderen Kategorie, dafür ist der 9-Prozent-Anteil an CEOs mit Migrationshintergrund (die vorwiegend im Handelssektor arbeiten) hier so hoch wie in keiner anderen Gruppe. Rund ein Viertel aller CEOs stammen aus der Arbeiterklasse. Den höchsten Frauenanteil haben CEOs aus der bürgerlichen Mittelschicht mit knapp 17 Prozent, umgekehrt ist der Anteil mit Migrationshintergrund (mit rund 4 Prozent) in dieser Gruppe am niedrigsten.

„Starke Abhängigkeit von sozialer Klasse“

„Mit dieser Analyse konnten wir empirisch zeigen, dass der Aufstieg bis an die Spitze von deutschen Unternehmen nicht nur eine Frage der individuellen Leistung ist, sondern auch von der sozialen Klasse abhängt und sich stark zwischen den Industrien unterscheidet“, fasst Studienautor van Aaken ein zentrales Ergebnis der Untersuchung zusammen. Hemmnisse für den Aufstieg auf der Karriereleiter resultierten häufig aus der Einstellungspraxis von Unternehmen, in denen der Auswahlprozess von der sozialen Klasse eines Kandidaten oder einer Kandidatin beeinflusst wird.