Mit der neuen Methodik sollen auch die individuell bestwirkenden Substanzen schneller herausgefunden werden, sagen Experten. Denn Medikamente würden nicht immer die gewünschten Resultate erzielen.
„Das ist Präzisionsmedizin“
Das Genprofil zeige auch, wie schnell in der Leber die Substanzen abgebaut werden können, sagt der Genetiker Wolfgang Schnitzel: „Diese Gene und Enzyme sind nicht bei jedem gleich. Deshalb ist es sinnvoll, die Medikamente darauf anzupassen. Wir wollen die Wirkung effizienter machen. Es ist eine Präzisionsmedizin.“
Bei vielen Medikamenten – besonders bei Psychopharmaka – spielt der individuelle Enzymabbau in der Leber eine entscheidende Rolle, so Schnitzel: „Die Bevölkerung hat nur zu 30 Prozent dieses normale Enzym. Die meisten haben eines, das nicht so stark wirkt.“
Wechselwirkungen direkt nachweisbar
Im Labor wird ein detailliertes Genprofil des Patienten erstellt. Es ermögliche dem Arzt die individuelle Abstimmung und Dosierung der Medikamente, sagt der Psychiater und Neurologe Helmut Paulus: „Es profitieren hauptsächlich Patienten, die bisher nicht optimal auf Medikamente angesprochen haben oder Wechselwirkungen mit anderen Arzneien hatten. Je älter jemand ist, umso größer ist die Wahrscheinlich, dass mehr andere Medikamente genommen werden – und diese können dann umso mehr die Psychopharmaka beeinflussen.“
Mit nur einem Mausklick bekommt der Arzt nun Aufschluss darüber, wie die unterschiedlichen Medikamente aufeinander reagieren und die Abbauzeiten im Körper beeinflussen.
Krankenkassen zahlen bisher nicht
Die Erstellung eines genetischen Passes kostet 900 Euro pro Person. Noch müssen Patienten diese Kosten selbst tragen. Die Experten verweisen darauf, dass in Südtirol und Großbritannien die öffentliche Hand diese Kosten schon übernehme. Das System helfe auf lange Sicht auch dem Gesundheitssystem massiv. Es spare zudem hohe Kosten, darin sind sich Experten einig.
Diese personalisierte Medizin bewähre sich nicht nur bei psychischen Erkrankungen, betonen sie. Zum Beispiel auch bei Blutverdünnungsmitteln sei die genaue Abstimmung wesentlich und verhindere schwerwiegende Erkrankungen in der Folge. Die Liste der positiven Beispiele sei lang.