Obusse auf Staatsbrücke
ORF.at/Georg Hummer
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Politik

Warum wird Obus immer unbeliebter?

Der Salzburger Obus verliert ununterbrochen Marktanteile – ans Fahrrad und ans Privatauto. Immer weniger Stadtbewohner wollen mit dem Bus fahren. Zweistellige Millionen-Zuschüsse und kilometerlange Busspuren haben daran gar nichts geändert – im Gegenteil. Was könnten die Ursachen sein?

Obusse und Dieselbusse in der Salzburger Innenstadt – wohin man schaut. Und je weiter man in das Stadtzentrum vordringt, desto dichter wird der Obus-Verkehr. Das zeige eines der grundlegenden Probleme im Öffi-Verkehr, sagt Wolfhart Fally vom Salzburger Stadtverein: „Alle Busse müssen über die Staatsbrücke im Zentrum fahren. Man müsste versuchen, das aufzudröseln, vielleicht durch einen Ringverkehr entlang der Salzach.“

Zahlen sprechen deutliche Sprache

Die Zahlen belegen den Abstieg des innerstädtischen Busverkehrs innerhalb von 25 Jahren deutlich: „1995 wurden in der Stadt noch 21 Prozent aller Wege mit dem Obus zurückgelegt, 2018 waren es nur noch 15 Prozent. Ebenso deutlich ist im gleichen Zeitraum der Anteil der Fußgänger gesunken, von 28 Prozent im Jahr 1995 auf 19 Prozent im Jahr 2018. Der Anteil des Radverkehrs ist von zwölf auf 21 Prozent gestiegen, gestiegen ist auch der Anteil des Autoverkehrs – von 39 auf 44 Prozent.“

„Es ist wirklich krank“

Als Grund für diese Entwicklung wird auch immer wieder die mangelhafte Anbindung des städtischen Busses an das überregionale Verkehrsnetz angeführt. Peter Haibach vom Forum Mobil Salzburg sagt dazu, die ganze Infrastruktur sei reformbedürftig. Es gebe an vielen Haltestellen keine Informationssysteme und keine Überdachungen: „Die Bevölkerung ist ratlos, und die Politik ist hier sinnlos unterwegs.“

Eine Pendlerin verriet dem ORF, auf einer Skala von eins bis fünf würde sie dem Obus einen Dreier geben, aber das sei gnädig: „Es ist wirklich krank, weil es funktioniert nichts mehr.“

Was bringen die politischen Pläne?

Nun soll der Busverkehr von der Politik in der Stadt Salzburg auf neue – auch rechtliche – Beine gestellt werden, ausgegliedert aus der Salzburg AG in einer eigenen Gesellschaft.

Busknäuel im Zentrum, nicht gerade prickelnde Anbindung an andere Verkehrsnetze, dazu ein Taktfahrplan, der noch Luft nach oben hat, und dazu noch die Personalnot – ein gut aufgestelltes Verkehrssystem sieht vermutlich anders aus.

Salzburg AG schweigt zum Thema

Von der Salzburg AG als Betreiberin der O-Busse wollte Mittwoch niemand vor Kamera und Mikrofon des ORF kommen.

Donnerstagnachmittag tagt jedenfalls der Aufsichtsrat des öffentlichen Konzerns, der Stadt und Land Salzburg gehört. Bei der Sitzung wollen ÖVP und SPÖ – allen Bedenken der anderen politischen Parteien zum Trotz – den Obus ausgliedern. Nur so könne man mehr Einfluss nehmen und das Angebot verbessern, lautet die Argumentation.