Waldrappe
C. Esterer
C. Esterer
Chronik

27 Waldrappe bei Sturm in Winterquartier verendet

Wie erst am Dienstag bekannt wurde, sind im November 27 der seltenen Waldrappe in ihrem Winterquartier in Orbetello in der Toskana bei einem Sturm gestorben. Darunter waren auch fünf Vögel aus der Waldrapp-Kolonie am Georgenberg in Kuchl (Tennengau).

Einen schweren Rückschlag muss das europäische Waldrapp-Projekt hinnehmen. Wie die Projektverantwortlichen am Dienstag in den sozialen Medien mitteilen, sind 27 der seltenen Vögel- einer Ibis-Art- verendet. Sie sind am 20.und 21. November gestorben, als der Zyklon Denise zahlreiche Unwetter in Italien und Frankreich auslöste.

Toter Waldrapp
waldrapp.eu
27 Waldrappe wurden durch die Ausläufer des heftigen Sturms getötet

Die Vögel wurden in ihrem Winterquartier in Laguna di Orbetello von dem Sturm überrascht. Ein Teil der Waldrappgruppe sei mitten in der Nacht von ihrem Schlafplatz gerissen worden. Am Folgetag konnte bei 27 Waldrappen anhand der Senderdaten nur mehr der Tod festgestellt werden, heißt es von den Projektverantwortlichen: „Wir begannen sofort mit der Suche, konnten jedoch nur an wenige Positionen Körper sichern, die wir an das Forensik Institut in Grosseto brachten. Die Forensik bestätigte als Todesursache Traumata die sich infolge von Kollisionen ergaben. Bei den restlichen Positionen konnten wir aufgrund von Prädation bisher nur Federreste und die Sender finden“.

Waldrappe am Georgenberg in Kuchl
C. Esterer
Die Waldrapp-Kolonie am Georgenberg

Salzburger Jungtiere verschont

Waldrapp-Ziehmutter Corinna Esterer bestätigt, dass sich unter den verendeten Tieren auch fünf aus der Kolonie am Georgenberg in Kuchl befanden. Glück im Unglück gab es aber doch: Die Jungtiere und einige ausgewachsene Vögel aus der Salzburger Kolonie befanden sich erst im Anflug ins Winterquartier. Sie sind nicht von den Unwettern betroffen. Weitere sechs der toten Tiere stammen aus der Kolonie in Rosegg in Kärnten.

Rund 200 Tiere umfasst der gesamte Bestand des Projekts derzeit. Der Bestand sei nicht bedroht, so Esterer. Es handle sich dennoch um den „schwärzesten Tag seit Bestehen des Projekts“.

Waldrappe waren 350 Jahre lang ausgestorben

Das Projekt läuft seit 2002 – Ziel ist hier, die zu den Ibisvögeln zählenden Waldrappe nach rund 350 Jahren wieder im Alpenraum anzusiedeln. Ohne die Reise in den Süden würden die Tiere den Winter im Alpenraum nicht überleben. Die Rückkehr im Frühjahr nach Österreich sollen sie selbst antreten. Die glatzköpfigen Waldrappe lebten bis ins 17. Jahrhundert im Alpen- und Mittelmeerraum. Die illegale Jagd sei die Hauptursache, auf die drei Viertel der Todesfälle zurückzuführen sei.


Katharina Garzuly, salzburg.ORF.at

Waldrappe
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Waldrappe auf dem Weg von Salzburg in ihr Winterquartier im Süden